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Moselliebe

Autorenbild: Thomas GräbelThomas Gräbel

Aktualisiert: 31. Jan. 2021



Wie schön Urlaub im eigenen Land sein kann, erfahren wir im traumhaften Moseltal. Die Mosel entspringt in den französischen Vogesen und fließt 544 Kilometer lang Richtung Norden durch den Westen Deutschlands in den Rhein hinein. Dabei hat sie eines der landschaftlich reizvollsten Flusstäler Europas geschaffen. Im milden Klima des Moseltals gedeihen nicht nur internationale Topweine.


In der idyllischen Hügellandschaft entlang der Mosel findet man reiche Kulturschätze aus römischer Zeit, romantische Burgen aus dem Mittelalter und geschichtsträchtige Städte. Nicht umsonst gilt die Region als die älteste besiedelte Region in ganz Deutschland. Auf dem Moselradweg lassen sich die vielen landschaftlichen, kulinarischen sowie kulturellen Highlights bestens aktiv auf dem Fahrrad verbinden.


Wir befinden uns im Bundesland Rheinland-Pfalz und schlagen unser Zelt zunächst in der Kleinstadt Bernkastel-Kues auf. Bernkastel was!? Ehrlich gesagt hatten wir zuvor noch nie etwas von dem Ort gehört. Oft haben wir andere Länder bereist aber dabei ganz vergessen wie schön eigentlich Deutschland ist und welche Perlen man hier findet. Perlen wie eben Bernkastel-Kues. Die Stadt liegt direkt an der Mosel, besteht ursprünglich aus den Ortsteilen Bernkastel auf einer Seite und Kues auf der anderen Seite der Mosel und könnte glatt aus einem Märchenbuch gefallen sein. Die jahrhunderte alten liebevoll hergerichteten Fachwerkhäuser, schmale, romantisch geschmückte Gassen mit Kopfsteinplaster und das einzigartige Spitzhäuschen in der Altstadt bringen uns zum Staunen. Das 1416 erbaute spitze Fachwerkhaus ist ein herausragendes Meisterstück bäuerlich-bürgerlicher Bau- und Wohnkultur des Mittelalters und gleichzeitig ein Paradebeispiel alter, moselländischer Winzerhäuser. In diesem Haus hat sich übrigens inzwischen ein Weinhandel eingenistet, bietet Weinverkostungen an und verkauft prämierte Weine aus der Region, da schlagen wir doch glatt zu. Eines steht fest, die 7.000 Einwohner Gemeinde Bernkastel-Kues hat uns vollends begeistert. Zusammen mit der leckeren regionalen Küche, welche übrigens bestens im Restaurant Alt-Bernkastel zu genießen sind, dem herrlichen Moselwein und der wunderschönen Umgebung aus schier unendlichen Weinbergen machen diesen Moselort zu einem perfekten Reiseziel.


Von hier aus fahren wir wenige Minuten Richtung Norden immer der Mosel entlang und bewundern den wohl spektakulärsten Aussichtspunkt an der Mosel, die Moselschleife am Aussichtspunkt Bremm. Wir spazieren einige Minuten durch einen schattenspendenden Wald und erhalten bald einen sagenhaften Blick über die grüne Landschaft des Moseltals und die weltberühmte Moselschleife. Hier einfach Mund auf und Staunen. Von hier aus führen Wanderwege hinauf zum Bremmer Calmont mit 378 Metern Höhe und ca. 65 Grad Steigung hat er die steilste Weinbergslage Europas. Nach soviel Aussicht geht es wieder runter zur Mosel, wir folgen ihr weiter, mit dem Auto, obwohl die tollen Fahrradwege nebenan uns anlachen, das nächste Mal dann, denken wir.


Nach einer kurzen Fahrt gelangen wir in eine der schönsten und historischsten Städte an der Mosel, Cochem. Schon beim anfahren, erkennen wir die Sehenswürdigkeiten schlechthin in Cochem. Erhaben auf einem 100 Meter hohen Bergkegel erhebt sich spektakulär die gigantische Reichsburg über Cochem. Diese mächtige Burganlage gehört aufgrund ihrer Lage, Historie und Beschaffenheit sicherlich zu den Top-Burgen in Deutschland. Sie wurde um das Jahr 1.000 erbaut und erzählt eine spannende Geschichte aus mehr als tausend Jahren, einer Zerstörung aus dem 17. Jahrhundert und Wiederaufbau 1877 und endlosen Kämpfen. An der hübsch angelegten Uferpromenade reihen sich die bunten Häuschen entlang der Mosel. Wir ziehen durch die prächtige Altstadt, vorbei an dem 1739 im Barockstil erbauten Rathaus, dem Marktplatz mit Martinsbrunnen und den alten, mit Moselschiefer gedeckten Fachwerk-Giebelhäuser in den engen bergigen Gassen. In der Hauptsaison sind wir in der Stadt allerdings nicht alleine. Überall laden heimelige Winzerstuben zur Weinverkostung ein. Wir verlassen einen weiteren tollen Urlaubsort an der Mosel und fahren weiter.


Nächster Halt, eine der romantischsten und schönsten Burgen in ganz Deutschland. Der Instagram Spot Burg Eltz. Um dorthin zu gelangen, fahren wir zunächst weiter Richtung Norden der Mosel entlang und biegen dann nach links ab. Kurz darauf erreichen wir dann auch schon den riesigen Parkplatz der Burg. Kosten 3 EUR. Wir merken an der Größe schnell, dass es hier sicher voll werden kann. Die Burg selbst ist von hier aber noch nicht zu erblicken. Sie besitzt nämlich eine einzigartige Lage und ist verborgen in einem grünen Seitental der Mosel. Wir gehen daher etwa 20 bis 30 Minuten zu Fuß durch einen einen Wald, alternativ fährt auch ein Bus vom Parkplatz. Dann thront sie auf einmal da, die Burg Eltz. Was für ein Anblick. Sie wurde im 12. Jahrhundert auf einem 70 m hohen Felsen errichtet. Ein mittelalterlicher Traum umgeben von idyllischer Natur. Leider hat sich inzwischen eine große Warteschlange vor dem Eingang formiert, wir bestaunen daher die Burganlage nur von Außen. Man erhält vom Fußwege wunderschöne Blicke hin zur Burg, die Menschenmassen an der Burgbrücke meiden wir daher. Als wir uns satt gesehen haben, kehren wir zurück und beenden einen ereignisreichen Tag mit einem köstlichen Flammkuchen und einem leckeren Moselwein. Ein weiterer Höhepunkt der Region wartet jedoch schon.


Etwas weiter unten an der Mosel erwartet uns die älteste Stadt Deutschlands, Trier. Hier erleben wir ein Feuerwerk der Geschichte. Haben wir bisher eher die "kleineren" Moselorte besucht, setzt Trier historisch natürlich andere Maßstäbe. Unweit der luxemburgischen Grenze befindet sich die 115.000 Einwohner Stadt. In der Moselmetropole Trier begeben wir uns in Zeitreise in die alte Römerzeit. In kaum einer anderen Stadt sind so viele römische Bauwerke noch so gut erhalten wie in dieser. Nicht weniger als neun UNESCO-Weltkulturerbe-Bauten gibt es in der ältesten Stadt Deutschlands zu bestaunen. Laut der Stadtsage soll Trier sogar bereits 1300 Jahre vor der Entstehung Roms gegründet worden sein. Dies wäre dann etwa 2050 v. Chr. gewesen. Darauf weist auch die Inschrift aus dem Jahr 1684 am Roten Haus am Trierer Hauptmarkt hin: „ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS. PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR.“ („Vor Rom stand Trier tausenddreihundert Jahre. Möge es weiter bestehen und sich eines ewigen Friedens erfreuen.“). Tatsächlich zeigen archäologische Funde auch Leben in dieser Region um diese Zeit, allerdings konnte man damals kaum von einer echten Siedlung sprechen. Schließlich wurde die heutige Stadt Trier im Jahr 16 vor Christus von den Römern unter dem Namen "Augusta Treverorum" als Siedlung des Kaisers Augustus gegründet und galt einst gar als zweites Rom. In der Spätantike wurde die Stadt dann in "Treveris" umbenannt, wonach sich auch der heutige Name Trier ableitet. Die bewegte Vergangenheit der Stadt, die einst sogar unter die Herrschaft der Wikinger fiel, spüren wir hier allerorts.


Die Orientierung fällt jedoch leicht, alles ist zu Fuß zu erreichen. Und so gelangen wir nach einem kurzen Spaziergang vom Parkhaus schon in die wunderschöne Altstadt und an den historischen Marktplatz, genannt Hauptmarkt. Hier gibt es noch heute an manchen Tagen geschäftigen Markttreiben. Ansonsten erblicken wir hier sehenswerte, gut erhaltene Hausfassaden unterschiedlicher Stilrichtungen mit Marktkreuz und Petrusbrunnen auf einem weiträumigen Platz.


Von hier ist auch schon das Wahrzeichen Trier zu erkennen, die Porta Nigra. Als die Römer 170 n.Chr. den Grundstein für die Porta Nigra legten, konnten sie wohl kaum ihre Erfolgsgeschichte ahnen. Schließlich war das Stadttor damals nur eines von vieren in Trier. Und eines von vielen im gesamten Römischen Imperium. Heute, rund 1850 Jahre später, ist das „Schwarze Tor“ das besterhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen und die Sehenswürdigkeit, wenn es um die römische Herrschaft in den Gebieten des heutigen Deutschland geht. Wir sind beeindruckt von diesem massiven Bauwerk. Es wirkt für uns fast unwirklich. Diese Architektur, die unglaublich dicken Mauern. Ein Denkmal für die Ewigkeit. Ein Ort voller Geschichte und Geschichten. Zurecht aufgenommen in die Weltkulturerbe Liste der UNESCO. Man kommt wirklich ins Staunen, was Menschen damals schufen. Die Porta Nigra ist für 4 EUR selbst von Innen auf drei Stockwerken begehbar und man erhält einen grandiosen Ausblick auf die Altstadt.


Wir folgen den Weg zurück zum Hauptmarkt und weiter zum Dom von Trier. Er vereinigt auf wundervolle Art und Weise viel Baustile, von der Romanik über die Gotik bis hin zum Barock. Er ist einer der ältesten Kirchenbauten und die Bischofskirche des ältesten Bistums in Deutschland. Dahinter befindet sich ein herrlicher Innenhof. Gleich daneben steht übrigens nicht minder schön die Liebfrauenkirche, die älteste gotische Kirche Deutschlands. Beide Sakralbauten sind seit 1986 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Beide Kirchen kosten übrigens keinen Eintritt, uns freuts und wir staunen wieder.


Damit wir aus dem Staunen nicht mehr raus kommen, gehen wir wenige Meter weiter zur Konstantin Basilika, eine mächtige Kirche aus Römerzeit en, Eintritt ebenfalls frei. Gleich dahinter befinden wir uns in den Gartenanlagen des Kurfürstlichen Palais. Wir genießen einen Spaziergang durch den sehr schönen öffentlich zugänglichen Palastgarten. Neben der herrlichen Gartenkunst, finden sich hier ein Spiegelbrunnen, zahlreiche Skulpturen, bunte Blumen, Spielplätze und eine Liegefläche. Ein Hotspot für den Sommer. Hier verarbeiten wir die tollen Eindrücke dieser geschichtsträchtigen Stadt und suchen uns ein Plätzchen im Schatten.


Unweit von hier finden wir dann auch hinter der Parkanlage das römische Amphitheater. Inzwischen überwuchert mit Gras ist es ein weiterer Zeitzeuge der Schaffenskraft der Römer. Bis zu 18.000 Leute sollen hier Platz gefunden haben. Heute kann man das UNESCO Weltkulturerbe für etwa 4 Euro besuchen und die alten Katakomben und Gänge bestaunen, das alte Rom hautnah erleben.


Als weiterer Teil des Trierer Weltkulturerbe der UNESCO könnt ihr die Kaiserthermen und das Landesmuseum erleben. Die antike Badeanlage und das Museum, in dem die Schätze aus der Römerzeit besichtigt werden können, haben wir ausgelassen, sind aber wohl ebenso sehenswert auf einer Reise ins alte Rom. Trier hat uns fasziniert und einen ereignisreichen Urlaub aus Kultur, Natur und Kulinarik an der Mosel abgerundet. Vielleicht kommen wir bald wieder, dann aber mit dem Fahrrad.


 
 
 

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