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AutorenbildThomas Gräbel

Madeira - Ewiger Frühling auf der Blumeninsel

Aktualisiert: 5. Sept. 2021



Madeira, das ist vorallem Eines, Natur pur. Auf der kleinen Atlantikinsel kommen Naturliebhaber voll auf ihre Kosten. Während spektakuläre, urwüchsige und zerklüftete Berglandschaften das Inland durchziehen, zeigt sich die Küste karg und schroff mit hohen Steilklippen. An sogenannten "Levadas", alten Bewässerungskanälen, führen wunderschöne Wanderwege durch die atemberaubende Naturkulisse und gewähren unvergessliche Ausblicke in das grüne Herz der Vulkaninsel.

Obwohl Madeira gerade einmal 57 Kilometer lang und 22 Kilometer breit ist, gibt es hier rund 1.300 Kilometer bestens ausgebautes Wanderwegnetz, was der Insel auch den Beinamen Wanderparadies eingebracht hat.


Die autonome Region Madeira, die zu Portugal gehört, liegt vor der Nordwestküste Afrikas im Atlantischen Ozean, 951 Kilometer südwestlich von Lissabon. Eigentlich besteht das Madeira-Archipel aus vier Inseln, zwei davon sind unbewohnt. Neben der Hauptinsel Madeira findet man auf der kleinen 5.000 Einwohner Insel Porto Santo ein wahres Strandparadies mit einem kilometerlangen goldgelben und feinen Sandstrand. Die meisten der knapp 260.000 Einwohner leben im Großraum der Hauptstadt Funchal, eine prachtvolle, historische Hafenstadt an der Südküste der Insel.


Die fruchtbare Atlantikinsel entstand vor vielen Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten. Die besondere Geologie und der Ursprung Madeiras lässt sich heute an den vielen bizarren Lavalandschaften, sowohl an der Küste, als auch im Gebirge im Inland, bestaunen. Die steilen Felsklippen fallen bis zu 4.000 Meter unter die Meeresoberfläche hinab. Obwohl Madeira wohl bereits im 6. Jahrhundert von den Phöniziern entdeckt wurde, blühte die Insel erst im Mittelalter in der Seefahrerzeit richtig auf. Das Jahr 1419 gilt dabei als Jahr der Wiederentdeckung durch den portugiesischen Seefahrer Joao Goncalves Zarco. Ab 1420 wurde Madeira auf Betreiben Heinrichs des Seefahrers schließlich von den Portugiesen besiedelt. Madeira ist daher die erste Insel außerhalb Europas, die dauerhaft von Europäern besiedelt wird. Vorallem die Fruchtbarkeit der Insel und ihre üppigen Ressourcen verhalfen zu schnellem Wohlstand, welcher auch viele europäische Adlige auf die Atlantikinsel zog. So wurde das kostbare Lorbeerbaumholz z.B. für den Schiffbau gebraucht. Außerdem gab es reichhaltig Fisch und Getreide. Es wurde Wein angebaut und auch die Viehzucht entwickelte sich. Eine besondere Rolle spielte allerdings der aus Sizilien eingeführte Zuckerrohr. So galt Madeira bald als Zentrum des Zuckerrohranbaus und befriedigte einen Großteil des europäischen Zuckerbedarfs. Im Jahr 1478 besuchte gar Christoph Kolumbus als Zuckerhändler die Insel. Im 16. Jahrhundert führte der ausgelaugte Boden jedoch zum drastischen Einbruch des Zuckerrohranbaus. Stattdessen wurde nun Wein angebaut und exportiert. Die dazu nötigen Reben wurden wiederum aus Zypern, Kreta und Sizilien importiert. Madeira galt vorallem bei Seefahrern in die "Neue Welt" nach Indien oder Amerika als wichtige Zwischenstation. Auch Sklavenhändlern diente die Insel als wichtiger Umschlagplatz. Aber nicht nur die Portugiesen prägten Madeira. Im Jahr 1668 musste Portugal nach einem verlorenen Krieg mit England zahlreiche Zugeständnisse an diese machen. So ließen sich englische Händler auf Madeira nieder, um Wein zu exportieren. Portugiesen war der Weinexport nicht mehr erlaubt. Zudem wurde Madeira in den Napoleonischen Kriegen von 1801 bis 1814 von England besetzt, um die Insel vor den Franzosen zu schützen. Weitere englische Familien ließen sich auf der Insel nieder. Die dadurch resultierende koloniale Architektur und die englischen Parkanlagen sind in der Hauptstadt Funchal noch heute bestens zu bewundern. Auch die englische Teekultur fand auf der Insel Einklang und ist bis heute erhalten geblieben. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Reblausplage und der rückgängige Weinanbau führte zu Abwanderungen. Als Ersatz diente jedoch bald die Stickerei, welche nach England exportiert wurde. Madeira erhielt schließlich im Jahr 1976 seine innere Autonomie mit weitgehenden Selbstverwaltungsrechten und einer eigenen Regierung und Parlament. Seitdem öffnete sich die Atlantikinsel zunehmend dem Tourismus. Heute findet man auf Madeira unzählige Hotels verschiedenster Kategorien, Ferienhäuser und Apartments. So zählt der Tourismus inzwischen zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige Madeiras.


Wir nehmen euch nun mit auf eine Reise in das vielfältige Naturparadies Madeiras und stellen euch unsere Highlights der Atlantikinsel vor. Zunächst wollen wir einen kurzen Blick auf die beste Reisezeit werfen. Madeira wird auch "Insel des ewigen Frühlings" genannt, d.h. hier werdet ihr ganzjährig angenehme und milde Temperaturen vorfinden. Ähnlich wie auf den kanarischen Inseln fällt das Thermometer selten unter 15 Grad. Gerade wenn es bei uns noch nass und kalt ist, explodiert auf Madeira die Flora geradezu. Im Februar bis April verwandelt sich die Insel in ein wahres Blütenmeer. Aber selbst im Dezember und Januar blüht die immergrüne Insel in herrlichen Farben und bietet ideale Bedingungen für einen aktiven Natururlaub, denn die Temperaturen liegen etwa bei 20 Grad. Gerade für Wanderer ein hervorragendes Klima. Wetterfeste Kleidung sollte man jedoch immer dabei haben. Ein Regenschauer ist immer und jederzeit möglich. Nicht umsonst ist es so schön grün auf der Insel. Auch wenn das Wetter in den Wintermonaten durchwachsen sein kann, ist auch ein Bad im Atlantik jederzeit möglich. Die Wassertemperatur liegt konstant bei etwa 21 Grad. Ab Mai wird es dann trockener und wärmer. Die Temperaturen sind aber weiterhin bis in den Herbst hinein gemäßigt und liegen bei 25 bis 30 Grad. Dann finden sich auch viele Badeurlauber auf der Insel ein. Zwar gibt es auf Madeira kaum klassische Sandstrände, dafür laden Meereswasserpools, wie etwa in Porto Moniz, Steinstrände und Badepattformen zur Abkühlung im teils wilden Atlantik ein. Dennoch gibt es sicherlich schönere Ziele für einen reinen Badeurlaub. Ist es doch die atemberaubende Natur, die Madeira so einzigartig macht.


Wir reisen im Januar auf das Archipel im Atlantik. Lufthansa bringt uns von München in gut 4 Stunden direkt vom deutschen Winter in den portugiesischen Frühling. Mit einem Mietwagen kann man die Insel bestens erkunden. Das Straßennetz ist hervorragend ausgebaut, auch wenn es abseits der Hauptstraßen im Inland recht steil und eng nach oben geht. Ein Kleinwagen bietet sich hier natürlich an. Über AVIS erhalten wir bereits für etwa 130 Euro die Woche ein Modell mit kompletter Absicherung. Es kann also losgehen. Der perfekte Ausgangspunkt für eine Inselerkundung in sämtliche Richtungen ist dabei die Hauptstadtregion Funchal. Die Wege sowohl in Osten, als auch in Westen der Insel sind kurz und fast alle Ziele sind unter 1 Stunde zu erreichen. Hier beziehen wir unser schickes Quartier im Quinta da Serra Hotel in Câmara da Lobos. Auf etwa 700 Metern in den Hügeln über Funchal liegt das wunderschöne alte Herrenhaus in mitten einer weitläufigen, grünen Park- und Gartenanlage. Ein perfekter Ort um nach Ausflügen zu entspannen und die Ruhe zu genießen. Außerdem bietet das Hotel einen schönen Wellnessbereich mit Sauna, Schwimmbad und Whirlpool. Ideal um auch einen regnerischen Tag zu verbringen. Ein hervorragendes Frühstück und Abendessen rundet den Aufenthalt ab. Alternativ gibt es auch viele Hotels in verschiedenen Preisklassen direkt an der Küste. Diesmal wollen wir aber die Abgeschiedenheit in der ursprünglichen Natur hier oben genießen.


Unser erster Weg führt in die 20 Minuten entfernte Hauptstadt der Insel, die einzige Großstadt Madeiras, Funchal. Hier spielt sich das kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der Insel ab. Die 120.000 Einwohner Stadt Funchal ist nicht nur der Geburtsort vom weltberühmten Fussballstar Cristiano Ronaldo, CR7, sondern auch eine geschichtsträchtige Stadt mit tollen Kirchen, imposanten Forts, prunkvollen Palästen und blühenden Parkanlagen. Die charmante historische Altstadt beherbergt viele Bars, Restaurants und Cafés. Wir lassen uns durch die Straßen der alten Seefahrerstadt treiben und starten dabei am Park Santa Catarina, ein wunderschöner, grüner Stadtpark mit Blumen, alten Bäumen, Teichen, Vögel, Brunnen und Bänken. Von hier erhalten wir einen grandiosen Ausblick auf die Hauptstadt. Von diesem kleinen Einöd geht es weiter Richtung Altstadt. Wir passieren die Kathedrale von Funchal aus dem 15. Jahrhundert. In der Altstadt bestaunen wir die historischen Baudenkmäler und biegen ab Richtung Promenade. Direkt am tosenden Meer entlang führt uns ein wunderschöner, autofreien Fußgängerweg zum alten Fort de São Tiago, welches im 17. Jahrhundert erbaut wurde und gleichzeitig den Endpunkt der Promenade darstellt. Hier begehen wir die gelben Gemäuer der einstigen Verteidigungsanlage. Wenige Meter vom Forts entfernt, befindet sich eine der sehenswertesten Straßen Funchals.

In der Altstadt von Funchal (Zona Velha) liegt die Straße "Rua de Sante Maria". Viele Häuser waren ursprünglich dort dem Verfall preisgegeben. Seit 2011 wurde die Straße zur Fußgängerzone umgestaltet. Mit dem Projekt "öffne die Türen" begannen Künstler die Haustüren in Kunstweke zu verwandeln und verleihen diesem Viertel inzwischen einem einzigartigen Charme. Viele Bars, Restaurants und Cafés haben sich in den alten Häusern niedergelassen. Hier kehren auch wir ein und genießen die leckere, mediterrane portugiesische Küche. Frisch gestärkt besuchen wir noch den berühmten Stadtmarkt, den bunten Mercado do Lavradores. In der historischen Markthalle finden wir ein farbenfrohes Angebot an Obst und Gemüse. Neben den üblichen Früchten, gibt es viele exotische Früchte, wie etwa eine Passionfruit Banane. Aber Achtung, so klangvoll diese unbekannte Exotik auch klingt, so klingelt auch die Kasse der Händler. Und nicht nur das. Zum Probieren werden anscheinend gezuckerte Früchte angeboten. Leider folgt die Enttäuschung dann prompt Zuhause oder im Hotel. Die gekauften Früchte sind alle sauer. Es ist wohl eine Art Abzocke. Unser Fazit: Besucht gerne diesen historischen Markt, bestaunt die dortige Farbenpracht, die einzigartige Vielfalt und probiert auch gerne, aber kauft das Obst und Gemüse lieber außerhalb im Ort, denn im Mercado do Lavradores wird einem schnell das Geld aus den Taschen gezogen. Leider haben wir uns selbst auch von der Atmosphäre und Exotik blenden lassen und unseren überteuerten Preis dafür bezahlt. Die saure Überraschung erlebten wir dann auf dem Hotelzimmer. Übrigens führt von Funchal eine Seilbahn, die TELEFÉRICOS DA Madeira, ins über Funchal gelegene Viertel Monte. Hier befinden sich u.a. der wunderschöne Botanische Garten, den wir später noch besuchen, und die berühmten Korbschlittenfahrer, die Touristen in einem traditionellen Korbschlitten hinab fahren. Die Gondelieri von Funchal sozusagen. Eine Fahrt mit der Seilbahn kostet 16 Euro hin und zurück. Und für alle Cristiano Ronaldo Fans gibt es neben dem CR7 Museum, sogar ein CR7 Hotel.


Nun wollen wir uns aber voll und ganz der sensationellen Natur der Insel widmen. Es steht die "Königsetappe" an. Wir nutzen das schöne Wetter und begeben uns auf die Höhenwanderung vom Pico do Arieiro zum höchsten Punkt der Insel, dem Pico Ruivo auf 1862 Metern. Er gehört also buchstäblich zu den Höhepunkten Madeiras. Startpunkt der Wanderung der atemberaubende Pico do Arieiro. Mit einer Höhe von 1818 Metern ist er der dritthöchste Berg Madeiras und aufgrund seiner einzigartigen Felsformationen und Zacken vielleicht der Spektakulärste der Insel. Meist ist er in Wolken und Nebeldecken eingehüllt, was ihn zusätzlich zu einem mystischen Ort macht. Er ist im Gegensatz zu den zwei höheren Gipfeln Pico Ruivo und Pico das Torres über eine Passstraße mit dem Auto direkt erreichbar. Somit können auch "Lauffaule" bequem die wunderschöne Aussicht über die Insel von hier oben genießen. Gerade in den Morgenstunden verzaubern die Wolkendecken die Umgebung in eine wahre Märchenlandschaft. Wer aber die ganze Pracht der Natur entdecken will, sollte die 12 Kilometer lange Höhenwanderung zum höchsten Gipfel der Insel, dem Pico Ruivo unternehmen. In einer gut gesicherten und spektakulären Wanderung tauchen wir in eine weitgehend urwüchsige Wildnis aus schroffen Felsen und karger Gebirgsvegetation ein. Entlang eines Grates durchqueren wir viele Tunnel und erhalten unvergessliche Fernblicke in das wilde, bergige Herz Madeiras. Auf dem Weg PR1 wandern wir unterhalb des Gipfels des Pico do Arieiro bergab. Zunächst auf einem langgezogenen schmalen Weg in die Ferne. Wir staunen über die mächtige Natur abseits des Weges. Schroffe Zinnen bohren sich durch die Wolken hindurch. Wir erreichen die Aussichtsplattform "Miradouro Ninho da Manta". Hier stehen wir hoch über dem Tal der Ribeira da Fajã da Nogueira. Wir lassen den Pico do Cidrão zu unserer Linken liegen und passieren einen weiteren Aussichtspunkt ("Pedra Rija"). Dann geht es in wechselndem Auf und Ab weiter, durch einen Felsbogen hindurch, bis wir schließlich an den "Tunél do Pico do Gato" gelangen. Hinter dem Gatter folgt ein zunächst ebenes Wegstück entlang imposanter Felswände, wir durchqueren weitere Tunnelabschnitte und steigen bald über ausgewaschene Stufen nach oben. Der Pico Ruivo rückt nun immer mehr in unser Blickfeld. Wir durchlaufen nun mehrere Taleinschnitte, die Vegetation wird karger und zunehmend mystisch. Graue blätterlose Bäume säumen den Weg. Schließlich gelangen wir auf den Sattel unterhalb der Berghütte Pico Ruivo. Hier genießen wir einen 360 Grad Rundumblick auf die einzigartige Bergwelt bis hin zur Küste. Die wenigen Höhenmeter zur Berghütte meistern wir. Hier gibt es kleine Snacks und Getränke. Von hier führt uns ein Steig schließlich auf die großflächige Aussichtsplattform des Pico Ruivos auf 1.862 Meter. Hier bietet sich traumhafte Ausblicke, sofern nicht gerade eine Wolke vorbeizieht. Obwohl man bei dieser Wanderung bereits auf 1.818 Metern startet, gehört sie doch zu den anspruchsvolleren Touren. Es sind insgesamt etwa 1.000 Höhenmeter und 12 Kilometer zu überwinden. Allerdings sind die Wege hervorragend gesichert, so dass es mit entsprechenden Wanderschuhen und guter Grundkondition kein großes Problem sein sollte dieses Wanderung zu absolvieren. Gerade in den Wintermonaten sollte aber immer der Wetterbericht im Blick gehalten werden, denn hier oben kann sich das Wetter schnell ändern und umschlagen. Gerade bei viel Regen kann es zu gefährlichen Erdrutschen kommen. Wir hatten dagegen Glück mit dem Wetter. Zwar war es zunächst sehr trüb, im Laufe der Wanderung klarte es aber auf und wir erlebten eine der schönsten Touren überhaupt. Ein unvergessliches Erlebnis.


Auf dem Rückweg zu unserem Hotel machen wir noch einen Stopp bei einer der schönsten Kirchen Madeiras. Wir halten bei der wunderschöne schwarz-weißen Kirche Nossa Senhora do Monte. Die Wallfahrtskirche wurde ursprünglich im Jahre 1741 erbaut, jedoch noch vor der Einweihung durch ein Erdbeben zerstört. In späteren Jahren wurde die Kirche wieder aufgebaut und erlebte im Jahr 1818 schließlich ihre Einweihung.

Wer eine Wallfahrt zu dieser Kirche mitmacht, nimmt echte Strapazen auf sich, ein steiler Fußweg führt hinauf von der Küste nach Monte. Jeden 15. August, zum Fest Mariä Himmelfahrt, findet eine Prozession zu Ehren der Jungfrau, hier zur Nossa Senhora do Monte, statt.

Zum steilen Aufstieg gibt es bei dieser Wallfahrt noch eine weitere strapaziöse Hürde zu nehmen, ehe man die Kirche erreicht hat. Die 68 Stufen der Freitreppe müssen auf den Knien zurückgelegt werden.


Am nächsten Tag wartet schon die nächste Wanderung auf uns. Es soll eine ganz andere als die üblichen im Inselinland werden. Ein ganz anderes Landschaftsbild finden wir im Osten hinter dem charmanten Küstenstädtchen Machico. Die Ponta de São Lourenço ist eine Halbinsel im äußersten Osten von Madeira. Anders als im urwüchsigen und grünen Inland der Insel findet man hier bizarr geformte, rot-braune Felsenformationen, eine karge Vegetation und tolle Aussichten auf das Meer. Schon am Parkplatz angekommen, überblickt man weite Wiesenhänge, die sich die Küste entlang ziehen und Steilklippen, die ins Meer hinab stürzen. Die Landschaft erinnert weniger an Madeira, vielmehr erwägt man sich in Schottland oder Irland. Wir genießen diese atemberaubende Landschaft auf der 8 Kilometer langen, wunderschönen und gemütlichen Küstenwanderung. Im Grunde ist der Weg nicht zu verfehlen, denn hier ist aufgrund der leichten Begehbarkeit und der tollen Ausblicke immer was los. Da wir jedoch eher in der Nebensaison unterwegs sind, hält sich der Rummel in Grenzen. Wir wandern auf dem gut ausgebauten Pfad entlang durch die für Madeira untypische baumlose Landschaft. Bald schon erreichen wir imposante Basaltfelsen, die aus dem Meer ragen. Weiter geht es in moderater Steigung über Blumenwiesen und Steilhänge. Nach etwa 3 km kommen wir am Cais do Sardinha an, eine kleine von Palmen umsäumte Oase, in der heute eine kleine schicke Bar untergebracht ist. Von dort geht es dann steil nach oben zur höchsten Erhebung auf 176 Meter, der Ponta de São Lourenço, von wo wir einmalige Ausblicke genießen können. Alternativ kann man zum Steinstrand Praia das Sardinhas, eine kleine Bucht mit Bademöglichkeit, abbiegen. Eine einfache, kleine Wanderung, die uns ein ganz anderes aber ebenso schönes Gesicht Madeiras gezeigt hat. Trotz der guten Begehbarkeit ist natürlich festes Schuhwerk empfehlenswert. Es kann auf der Wanderung rutschig, nass und holprig werden.


Wir fahren zurück Richtung Funchal und besuchen nun das Cabo Girão unweit unserer Unterkunft. Hierbei handelt es sich um die höchste Steilklippe Europas, mit sagenhaften 580 Metern Höhe. Bei gutem Wetter kann man hier einen sensationellen Ausblick auf die Küste, Funchal und das Meer genießen. Ein schwindelerregender gläserner Skywalk führt uns zum Aussichtsgeländer. Von hier fällt der Blick direkt hinab auf die Felswand und das Meer. Einfach wunderschön und perfekt für einen kurzen Zwischenstopp.


Ein absolutes Muss auf Madeira ist eine Levada Wanderung. Dabei handelt es sich um kilometerlange Pfade, die durch Höhlen und Wälder führen, abseits von jeder Art der Zivilisation, inmitten unberührter Natur. Kanäle, die Wasser tragen und mit ihrer wichtigen Funktion genau so beeindrucken wie mit ihrer Konstruktion in der wunderschönen urwüchsigen Umgebung. Die Wasserkanäle werden "Levada" genannt. Madeira sorgt mit diesen Kanäle dafür, dass der Süden der Insel, der trockener ist als der Norden, mit genügend Wasser versorgt werden kann und auch die unzähligen Bananenplantagen und Weinberge üppig wachsen. Auf kleinen Pfaden neben den Kanälen oder auf der urigen Levadamauern führen unzählige und schier endlose Wanderwege durch die wilde Flora und Fauna Madeiras. Wir haben uns für die etwas unbekannte und recht ursprüngliche Mill Levada entschieden. Die 9 Kilometer lange Wanderung führt über zwei Levadas auf unterschiedlichen Ebenen und bietet sich hervorragend als Rundtour an. Startpunkt ist oberhalb des Küstenortes Ponta do Sol. Von hier führt der Weg in die untere Levada do Moinho. Die Runde führt entlang des Wasserlaufes ins Inselinnere. Wir überqueren einige kleine und größere Wasserfälle, die sich durch anhaltenden Regen gebildet haben. Wetterfeste Kleidung und Schuhe ein Muss. Bald führt rechts eine Treppe nach oben und wir gelangen auf die oberhalb fließende Levada Nova. Dort folgen wir den Weg Richtung Küste. Bald stürzt ein mächtiger Wasserfall durch Felswände nach unten. Etwas durchnässt durchqueren wir anschließend einen dunklen Tunnel. Taschenlampe sollte man bei Wanderungen auf Madeira übrigens immer parat haben, denn viele Wanderwege sind mit Tunneln durchzogen. Nun führt der Weg ungesichert und etwas schmaler spektakulär an der Felswand und der Levada entlang, ehe wir schließlich zur Straße und kurz darauf zum Parkplatz an einer Kirche gelangen. Obwohl wir dort recht nass ankommen, sind wir begeistert von der atemberaubenden und vielfältigen Landschaft. Weitere wunderschöne Levada Wanderungen sind u.a. die Levada das 25 Fontes, Levada Caldeirão Verde, Levada da Rabeira da Janela, Levada dos Cedros, Levada do Rei und die Levada Lagao do Vento.


Zum Abschluss unserer durchnässten Levada Wanderung geht es zum aufwärmem in den kleinen charmanten Küstenort Ponta do Sol gleich unterhalb unseres Startpunktes. Die kleine historische Altstadt mit bunten Häusern ist spektakulär von steilen Klippen eingeschlossen. Im Restaurant Mare Alta genießen wir frischen und leckeren Fisch direkt am Meer.


Ursprünglich hatten wir eine weitere Wanderung in den zauberhaften Feenwald bei Fanal geplant. Dieser alte sogenannte Feenwald liegt im im Nordwesten der Insel und ist Teil des großen Lorbeerwaldgebietes auf Madeira. In dem Wald stehen Bäume, die schon ein paar Jahrhunderte alt sind. Manche von ihnen sollen schon hier gestanden haben, als Madeira 1419 entdeckt wurde. Hier erstreckt sich auf etwa 1.000 Metern Höhe ein mystisches Gebiet aus knorrigen, alten Lorbeerbäumen, welche mit Flechten überwuchert sind und moosbehangenen Wiesen. Hier oben ist es fast immer kühl und ein düsterer Nebel durchzieht die Landschaft. Auf einem etwa 5 Kilometer langen Spaziergang kann man die fast meditative Stimmung voll aufsaugen. Leider kamen wir nicht in diesen Genuß, da die steile Straße hinauf witterungsbedingt gesperrt war. Der gesamte Lorbeerwald auf Madeira bedeckt ca. 15.000 Hektar der Insel. Der Laurisilva (lat.) wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Bei seiner Entdeckung 1419 war Madeira gar vollständig bewaldet. Daher hat die Insel auch ihren Namen "Madeira", portugiesisch für "Holz" erhalten. Die Hochebene um Fanal gilt als das ursprünglichste und naturbelassenste Gebiet der der Atlantikinsel.


Ein weiteres Highlight der Region Funchal ist sicherlich der Botanische Garten in Monte über der Hauptstadt Funchal. Für 6 Euro pro Person erhalten wir Eintritt in den prächtigen und weitläufigen Park, der über 2.000 exotische Pflanzen aus allen Erdteilen beherbergt. Hier oben genießen wir vorallem Ruhe und Entspannung. Nebenbei erhält man einen fantastischen Ausblick auf die Küste von Funchal. Der Besuch des Jardim Botânico sollte auf der Blumeninsel aufjedenfall zum Pflichtprogramm gehören. Es gibt wohl wenige Botanische Gärten auf der Welt, in denen eine solche Vielfalt anzutreffen ist. Die zauberhafte Paradiesvogelblume ist nur eine der bemerkenswerten Blumenvielfalt hier.


Zum Abschluss wollen wir nun noch dem Nordosten der Insel einen Besuch abstatten. Es geht in die Region Santana. Die Ortschaft Santana zählt mit etwa 3.400 Einwohnern eigentlich zu den kleineren Städten, ist jedoch trotzdem für seine traditionellen mit Stroh bedeckten Bauernhäuschen bekannt. Früher wurden diese kleinen Häuschen von den Bauern bewohnt, heute stehen diese meist leer und können als Sehenswürdigkeit auf Madeira besichtigt werden. Typisch für diese Häuschen sind die Dreiecksform sowie die knalligen Farben, die meist rot und blau sind. Durch die dichten Strohdächer bieten sie einen sehr guten Schutz gegen Unwetter. Die hübschen, historischen Häuschen bieten prima Fotomotive. Im Themenpark Santana werfen wir ein Blick hinter die Kulissen der alten Inseltraditionen. Unweit hiervon befindet sich übrigens auch der Startpunkt der Levada Wanderung Caldeirão Verde. In Queimadas oberhalb von Santana führt eine spektakuläre Wanderung in den "grünen Kessel". In Queimadas selbst bieten sich ebenfalls tolle Fotomotive in einer mystischen Umgebung mit alten Häusern und ihren traditionellen Strohdächern.


Zurück im Hotel genießen wir noch einen letzten Poncha. Poncha? Ja an diesem Nationalgetränk werdet auch ihr wohl nicht vorbei kommen. Es besteht typischerweise aus Aguardente de cana de acucar, einem madeirischen Brand aus frischem Zuckerrohrsaft, Bienenhonig und einheimischen Zitronen in einem wechselnden Mischungsverhältnis von etwa einem Drittel. Eine süß-säuerliche Erfrischung mit ordentlich Schuss. Ponchas gibt es eigentlich in jeder Bar, Restaurants und natürlich auch in Flaschen abgefüllt als Mitbringsel.


Das waren unsere Highlights unserer Rundreise auf der wunderschönen portugiesischen Atlantikinsel Madeira, einem Naturparadies im ewigen Frühling. Wir hoffen, dass wir euch Madeira etwas näher bringen konnten und ihr vielleicht einige Tipps für eure eigene Reise mitnehmen könntet.

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