Island das Naturwunderland. Die spektakulären Landschaften des Landes wurden geprägt von Feuer und Eis, von schmauchenden Vulkanen und ewigen Gletschern. Island bietet auf einem verhältnismäßig kleinen Raum ein wahres Feuerwerk an Natur-Highlights. Mit einer Fläche von etwa 100.000 Quadratkilometern ist das Land nämlich nicht einmal ein Drittel zu groß wie Deutschland. Islands Landschaft ist an Vielfalt nicht zu überbieten und weltweit einzigartig. Vulkane, Geysire, Thermalquellen, Wasserfälle, Gletscher, Berge, Strände, Lavafelder, Seen und Auenlandschaften sind die Kulisse der ursprünglichen, wilden und intakten Natur der Insel. Naturliebhaber werden hier ihr Glück finden. Island hat 350.000 Einwohner, wovon über 130.000 Menschen allein in der Hauptstadt Reykjavik leben. Gar über 60 Prozent der Isländer leben in der Hauptstadtregion. Der Inselstaat hat die geringste Bevölkerungsdichte in Europa und gehört auch weltweit zu den am dünnsten besiedelten Ländern. Kein Wunder also, dass sich hier die Natur so prachtvoll entfalten kann. Mit etwa 36 Jahren Durchschnittsalter sind die Isländer fast 10 Jahre "jünger" als hierzulande. Die Bevölkerung ist christlich geprägt, etwa 80% gehören dabei dem lutherischen Glauben an. Die Amtssprache ist neben isländisch vorallem auch englisch und dänisch. Das Land liegt hoch in Europas Norden umgeben vom Europäischen Nordmeer, einem Nebenmeer des Atlantischen Ozeans. In den sauerstoffreichen Gewässern findet man unzählige Meeressäuger wie Wale und Delfine. Die weitgehend isolierte Lage vom Festland führte dazu, dass Island noch Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem der ärmsten Länder Europas zählte. Davon ist inzwischen keine Spur mehr. Zwar spielt der Fischfang noch eine große Rolle, jedoch entwickelte sich vorallem die Energiewirtschaft und der Finanzsektor rasch auf der Insel, so dass heute einer der weltweit höchsten Lebensstandards auf dem Inselstaat herrscht.
Als Entdecker Islands gilt übrigens der schwedische Wikinger Gardar Svavarsson, der um 870 in Husavik in Nordisland überwinterte und die Insel nach sich selbst Gardarsholm benannte. Eine erste Besiedlung der Insel erfolgte dann im späten 9. bzw. frühen 10. Jahrhundert durch Auswanderer aus Norwegen und anderer skandinavischer Länder, sowie Kelten. Und wer hätte gedacht, dass sich nach der griechischen Demokratie des Altertums hier auf Island das erste parlamentarische System in Europa entwickelte. Die gesetzgebende und rechtsprechende Versammlung fand jährlich in Thingvellir statt. Im Jahr 1262 geriet das Land dann unter norwegische Herrschaft. Mit dem "Mutterland" Norwegen zusammen fiel Island 1397 unter die dänische Herrschaft. Erst im Jahr 1904 gewährte Dänemark den Isländern die Autonomie. Im Dezember 1918 erlangte Island dann die Souveränität. Der dänische König blieb aber bis zur Gründung der Republik, am 17. Juni 1944, das isländische Staatsoberhaupt. Das Land bewahrte während der Weltkriege weitgehend seine Neutralität, auch wenn es zwischenzeitlich von Briten und Amerikanern besetzt wurde. Island wurde 1949 Gründungsmitglied der NATO, obwohl das Land über keine reguläre Armee verfügt. Vielmehr wurden hier Zonen und Gebiete zur militärischen Nutzung kostenlos verpachtet. Der Inselstaat trat zwar 1994 dem Europäischen Wirtschaftsraum EWR und 2001 dem Schengener Abkommen bei, zog jedoch einen Antrag auf einen EU Beitritt zurück. Die Währung ist daher bis heute die ISK isländische Krone. Von der Finanzkrise 2007 konnte sich das Land inzwischen durch erfolgreiche Konsolidierungsmaßnahmen weitesgehend erholen. Nur das Mac Donald verabschiedete sich dabei vom Inselstaat. So gibt es neben Island mit Albanien und Armenien nur drei Länder in Europa ohne Filiale des amerikanischen Fastfood Riesen. Obwohl die Insel relativ spät besiedelt wurde, blickt sie doch schon auf eine bewegte Vergangenheit zurück.
Übrigens gilt Island als eines der sichersten Länder der Erde. So gibt es annähernd keine Kriminalität. Polizisten in der Hauptstadt führen meist nur Gummiknüppel und Pfefferspray mit sich. Hinzu kommt, dass die Einwohner die Haus und Wohnungstüren in der Regel unabgesperrt lassen. Nebenbei zählen die Isländer auch zu den tolerantesten Völkern der Welt.
Bevor wir nun mit unserer Reise loslegen, wollen wir nochmals auf einige Fakten über Islands Natur der Superlative blicken. So ist das Land die größte Vulkaninsel. Mit über 600 natürlichen Thermalquellen besitzt es weltweit die Meisten. Die weltberühmten Polarlichter sind auf der Insel von September bis April zu bestaunen. Auf Island verläuft die tektonische Platte zwischen Europa und Amerika, wodurch es beim Auseinanderdriften zu Erdbeben kommen kann. Etwa ein Zehntel des Landes sind mit eisigen Gletschern bedeckt. Die "Tageszeit" und Helligkeit variiert stark. So gibt es lange Sommernächte, in denen es beispielsweise im Juni bis zu 22 Stunden lang hell ist. Entsprechend kurz sind die Tage im Winter. Am 22. Dezember sind es gerade mal rund vier Stunden. Wie wichtig den Einheimischen die Verbundenheit mit der Natur ist, zeigt auch die Tatsache, dass die Nationalfarben der Flagge blau, weiss und rot sich auf die Naturphänomene des Landes, Gletscher, Schnee, Berge und Feuer beziehen. Übrigens über 80% der Isländer glauben an Elfen. So werden extra Straßen umgeleitet um deren vermeintlichen Lebensraum nicht zu beeinträchtigen. Dafür sorgt eine offizielle Elfenbeauftragte. Ja, das gibt es wirklich. Was es dafür auf der Insel nicht gibt sind fiese stechende Moskitos. Dafür gibt es wiederum Unmengen, etwa 450.000, an Schafen und zwar mehr als Einwohner. Hinzu kommen natürlich noch die unzähligen Islandpferde und Ponys, welche sich nur bei zweifelsfreien Herkunftsnachweis so nennen dürfen. Ein letzter interessanter Fakt zu den Einheimischen ist, dass es (fast) keine klassischen Familiennamen gibt, wie wir sie hierzulande kennen. Der Nachname einer Person wird nämlich vom Vornamen des Vaters abgeleitet (seltener von dem der Mutter), indem diesem entweder ein „-son“ („Sohn von…“) oder ein „-dóttir“ („Tochter von…“) angehängt wird.
Wir entscheiden uns für eine Reise einmal im Winter (Januar) und einmal im Frühjahr (April). Die beste Reisezeit hängt wie sooft von den individuellen Bedürfnissen der Reisenden ab. Da Island kein klassisches Reiseziel für einen Städtetrip oder Badeurlaub ist, sondern vielmehr Natur- und Aktivurlauber anzieht, bietet sich die Insel grundsätzlich als ganzjähriges Reiseziel an. Die Hauptreisezeit ist mit Sicherheit der Sommer. Die Tage sind dann lange und die Temperaturen steigen teilweise auf 20 Grad an. Die durchschnittliche Temperatur liegt bei etwa 15 Grad und bietet hervorragende Voraussetzungen für Wanderungen. In dieser Zeit kann die ganze Insel, auch der im Winter schneebedeckte Norden, bestaunt werden. Allerdings ist das Land aufgrund seiner grandiosen Natur längst kein Geheimtipp mehr. Es zieht in den milden Sommermonaten Touristen aus der ganzen Welt auf den Inselstaat. Natürlich kommen dann auch unsere lieben Kreuzfahrer. Es kann also dann gerade in der Region Reykjavik doch etwas voll werden. Der Herbst bietet sich als ruhigere Alternative an. Viele Touristen sind weg, die Natur ist meist noch eisfrei und man hat die Chance die Nordlichter zu bestaunen. Im Winter wird es dann ruhig auf Island. Wenige Touristen sind da und die Landschaft fällt in einen wunderschönen Winterschlaf. Viele Naturattraktionen hat man alleine für sich. Durch den milden Golfstrom sind die Winter im Süden des Landes zudem recht mild bei 0 bis 2 Grad. Der Norden der Insel ist dann dagegen nur noch schwer erreichbar. Er wird mit kalten Luftströmen aus Grönland schnell zur schneebedeckten Einöde. Die Nordlichter tanzen dann bis in das Frühjahr durch. Dann taut es langsam auch im Norden wieder auf und die Landschaft verwandelt sich in ein Blütenmeer. Es wird wieder grün auf der Insel. Die Temperaturen sind noch frisch bei etwas unter 10 Grad. Und es ist noch schön ruhig.
Der Staatsflieger Iceland Air bringt uns bequem von München in knapp vier Stunden auf die Insel im Nordpolarmeer. Der Flughafen Keflavik befindet sich im äußersten Südwesten knapp 50 Kilometer von Reykjavik entfernt. Island ist ideal um mit dem Mietwagen erkundet zu werden. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut und die berühmte Ringstraße führt um die ganze Insel herum. Von hier aus kann man die schönsten Orte erkunden. Vorab buchen wir unseren Mietwagen wieder online und nehmen ihn am Flughafen in Empfang. Die Preise sind etwas höher als in Mitteleuropa, ein Kleinwagen ist für 1 Woche für rund 200 Euro inklusive Komplettschutz zu bekommen. Je nach Plänen bietet sich auf Island allerdings ein SUV an. Denn oft fährt man auf Schotterwegen etwas abseits. Größere Unebenheiten und Steinschläge sind da völlig normal. Für etwa 300 Euro bekommt man diesen. Eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung inklusive Reifen, Glas und Unterbodenschutz ist für uns auf Island elementar wichtig. Wer natürlich nur in der Hauptstadtregion auf den ausgebauten Staatsstraßen fährt, kann sich das getrost sparen. Wer aber die Natur im Hinterland entdecken will, der sollte hier nicht sparen. Vorab schon erwähnt, wir hatten einen Steinschlag am Unterboden an unserem Kleinwagen. Die Folge war ein Motorschaden und Abschleppkosten über mehrere tausend Euro. Daraus haben wir gelernt.
Mit unseren Kleinwagen fahren wir also zunächst vom internationalen Flughafen Keflavik zu unserer Unterkunft, die Miniborgir Cottages bei der Stadt Selfoss. Diese wunderschönen kleinen Ferienhäuser aus Holz bieten eine gemütliche Atmosphäre und als Highlight einen für Island so typischen Hotpot im Freien. Die etwa 40 Grad warmen Whirlpools gehören zur isländischen Badekultur. Gerade in den kalten Monaten ein wahrer Genuß um sich aufzuwärmen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt versinken wir hier gleich und genießen die einsame Natur und Dunkelheit.
Unser erster Stopp ist die am nördlichste gelegene Hauptstadt der Welt, Reykjavik. Eine knappe Stunde fahren dorthin. Die Küstenstadt ist heute vorallem Eines, jung, bunt, hipp und modern. Die Stadt lässt sich gut zu Fuß erkunden. Wir beginnen am höchsten Punkt der Stadt bei der futuristischen Hallgrimskirche. Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche der isländischen Staatskirche ist die mit 74 Metern die größte Kirche des Landes. Sie wurde 1986 eröffnet und ist architektonisch sehr auffallend. Es gibt sicherlich beeindruckende Sakralbauten aber der moderne kühle Stil passt irgendwie zum Stadtbild. Von hier führt uns der Weg bergab in die Einkaufsstraße Laugavegur im Zentrum der Stadt. Die bunten, nordischen Wellblechhäuser reihen sich hier die Straße entlang. Viele Cafès, Restaurants und hippe Geschäfte ziehen die jungen Leute an. Hier pulsiert das Leben von Reykjavik. Weiter geht es zum Tjörnin, auch Reykjavíkurtjörn genannt. Ein idyllischer Platz mit vielen Wasservögeln. An den Ufern des Sees befindet sich das Rathaus, die Nationalgalerie und die schöne weiß-grüne Freikirche Frikirkja. Anders als die Hallgrimskirche kommt diese etwas traditioneller daher. Nicht weit von hier befindet sich dann schon die moderne und weitläufige Hafenanlage der Küstenstadt. Hier fällt uns gleich das beeindruckende Konzerthaus Harpa auf. Im Jahr 2011 wurde das gut 50 Meter hohe futuristische Glasbauwerk fertig erstellt. Heute ist es das kulturelle und soziale Zentrum der Stadt. Ein brechender Kontrast zum ursprünglichen und traditionellen Teil des Hafens mit seinem gelben Leuchtturm und den Fischkuttern. Vom Konzerthaus führt dann eine lange Uferpromenade entlang des Meeres mit herrlichen Blick auf den gegenüberliegenden 914 Meter hohen vereisten Stadtberg Esja, welcher sich etwa 10 Kilometer vor den Toren der Stadt befindet. Dieses wunderschöne Panorama genießen wir von der künstlerischen Skulptur "Sonnenfahrt".
Sie ist eine Denkmal, die vom Künstler Jón Gunnar Árnason im Jahre 1986 erschaffen wurde. Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Stadt Reykjavík gab es im Jahr 1986 einen Wettbewerb. Sólfar, wie es die Isländer nennen, gewann und wurde der Stadt übergeben. Vor der traumhaften Kulisse thronend, ist es heute ein Anziehungspunkt vieler Touristen. Wir verlassen die isländische Hauptstadt, eine junge charmante Stadt mit viel Offenheit und Toleranz. Reykjavik bietet den Besuchern sicherlich kein Feuerwerk an historischen Baudenkmälern, dafür jede Menge Lebensfreude und Authentizität.
Nun wollen wir euch den Golden Circle vorstellen. Oder Gullni hringurinn wie er auch genannt wird. Es ist die beliebteste Reiseroute für Touristen und verbindet einige der schönsten Sehenswürdigkeiten in Südwest und Südisland. Innerhalb eines Tagesausfluges werden hier auch viele Touren angeboten. Dementsprechend voll wird es in der Hauptsaison an den Orten des Golden Circle. Die Route startet gewöhnlich von Reykjavík aus und führt über den Thingvellir Nationalpark zum großen Geysir Strokkur hin zum Gullfoss Wasserfall. Hier erleben viele eine Kurzversion der Natur-Highlights des Landes.
Zunächst erreichen wir den sagenhaften Thingvellir Nationalpark etwa 45 Fahrminuten östlich von Reykjavík. Er ist der älteste von drei Nationalparks und gehört zum UNESCO Welterbe. Die unendliche Weite dieser Landschaft fasziniert uns. Hier treffen die nordamerikanische und eurasische Erdplatten aufeinander. Rein geologisch hüpfen wir also zwischen Europa und Amerika herum. Zudem fand an diesem Ort, wie bereits erwähnt, die erste parlamentarische Versammlung statt.
Von 930 bis zu seiner Auflösung durch die Dänen im Jahr 1798 fand im Thingvellirnationalpark das sogenannte “Alþing” statt. Das war eine politische Generalversammlung aller Isländer, in der die wichtigsten Entscheidungen in der Geschichte Islands, z.B. die Übernahme des Christentums im Jahr 1000, gefällt wurden. Die Wurzeln der Demokratie wurden also hier geschaffen. Aber nicht nur die geschichtliche Bedeutung dieses Ortes ist einzigartig. Auch unter geologischen Aspekten hat der Nationalpark eine grundlegende Bedeutung. Denn die faszinierende und einmalige Geologie des Nationalparks ist auf die unterschiedlichen Erdplatten zurückzuführen. Der Park befindet sich auf der Grabenbruchzone, die das ganze Land durchzieht. Island ist das einzige Land, in dem dieser Graben, der Mittelatlantische Rücken, über dem Meeresspiegel verläuft, und nirgendwo ist er besser zu sehen als eben hier. Die Kraft der Erde ist hier allgegenwärtig. Diese spüren wir auch bei der Silfra. Sie ist ein Spalt zwischen der nordamerikanischen und eurasischen tektonischen Platte. Der Riss entstand 1789 durch einige Erdbeben, die zu einer Spaltung der Platten führte. Die Silfra ist der einzige Ort auf der Welt, an dem man in einem Spalt zwischen zwei tektonischen Platten in kristallklaren Wasser tauchen oder schnorcheln kann. Der Thingvellir Nationalpark ist ein wahres Freilichtmuseum in Sachen Entstehung unserer Erde. Wir gehen durch die beeindruckende mittelatlantische Schlucht, welche direkt durch den Park verläuft und bestaunen diese zerklüftete Millionen Jahre alte Landschaft geformt aus Vulkanen, Erdbeben, Feuer und Eis. Unweit hiervon befindet sich der Wasserfall Öxarárfoss. Ein wunderschöner Wasserfall der in Kaskaden in ein Becken stürzt. In dieser einsamen Landschaft steht die Holzkirche Thingvellir fast verloren da. Ein paar Meter weiter finden wir auf einer Brücke die Peningajá, Islands Geldgrube. In das durchsichtige schimmernde Wasser werfen wir, wie zuvor tausende andere Leute, Münzen und haben dann angeblich einen Wunsch frei. Naja man kann es ja mal versuchen. Es glitzert hier jedenfalls wunderschön durch die Münzen am Grund. Übrigens ist das Hineinwerfen nur hier erlaubt. Der Thingvellir See ist wiederum nur einen Münzwurf von hier entfernt. Wir sind begeistert von diesem magischen Ort. Der Eintritt des Parks ist grundsätzlich frei, Parkplätze kosten je nach Lage etwa 5 Euro. Überhaupt gefällt uns das an Island. Die Naturwunder der Insel sind fast alle ohne Eintritt zu bestaunen. Das ist nicht selbverständlich.
Nun noch ein paar Worte zu den Nordlichtern. Am besten sind sie in der dunklen Jahreszeit von September bis Anfang April zu beobachten. Vorallem dann zwischen 20 und 4 Uhr bei klaren wolkenlosen und oft kalten Nächten. Fernab der Lichtverschmutzung ist der Thingvellir Nationalpark ein idealer Ort um das Naturschauspiel zu erleben.
Nächster Halt ist dann der 60 Kilometer östlich gelegene Großen Geysir bzw. Strokkur in der Geothermalen Landschaft. Nach 50 Fahrminuten erreichen wir das Haukadalur-Tal. In diesem Gebiet treten unzählige heiße Quellen und Geysire auf. Überall kocht und brodelt es. Der Große Geysir ist ein legendärer Geysir der zwischen über Jahrhunderte 60 und 80 Meter hohe Fontänen ausstieß. Im Jahr 1917 stellte er seine Ausbrüche plötzlich ein. Zum Bedauern vieler Touristen. Erst im Jahr 2000 nahm er nach einem Erdbeben seine Aktivität wieder auf. So kam es im Juni diesen Jahres zu einem gigantischen Ausbruch von sagenhaften 122 Meter. Weltrekord. Seitdem spuckt er nur noch Fontänen bis 10 Metern, dafür wieder regelmäßig. Wenige Meter von dem Großen Geysir entfernt, befindet sich der zweite legendäre Geysir, der Strokkur, isländisch für "Bohrer". Er ist der derzeit aktivste und höchste Geysir. Alle 5 bis 10 Minuten schießt er kochendes Wasser 20 bis 30 Meter in die Höhe. Wir sehen so etwas zum ersten Mal, es ist wirklich ein spektakuläres Naturschauspiel.
Nun geht es zum letzten Punkt des Golden Circle. Der Gullfoss wartet. Er liegt nur wenige Kilometer und keine 10 Minuten Fahrt östlich des Geothermal Gebietes. Er ist einer der schönsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Regelmäßig wird er unter die Top 10 Wasserfälle der Welt gewählt. Kein Wunder, der goldene Wasserfall, wie er übersetzt heißt, bietet ein atemberaubendes Naturschauspiel zwischen einer dramatischen Landschaft. Der Legende nach soll ein vermögender Bauer hier seinen Goldschatz versteckt haben. Zunächst läuft das Wasser des mächtigen Hvítá (weißer Fluss), einem Gletscherfluss des Langjökull Gletschers, über ein breites Flussbecken, fällt dann kaskadenförmig 11 Meter nach unten und kurz darauf spektakulär nochmals 21 Meter in eine tiefe, zerklüftete und bis zu 70 Meter Höhe Canyon Landschaft. Ein Weg entlang der Schlucht führt uns zu einer Aussichtsplattform. Wir können einfach wieder nur Staunen über die Macht und Kraft der Natur. Seit 1979 steht der Ort unter Naturschutz und ein Vorhaben die unbändige Kraft des Wassers zur Gewinnung von Elektrizität auszunutzen, wurde nach heftigen Protesten endgültig verworfen. Das war der spektakuläre Endpunkt des Golden Circle, Island im Schnelldurchlauf.
Zum Glück haben wir aber mehr Zeit mitgebracht. Am nächsten Tag fahren wir von unserer Unterkunft bei Selfoss die Ringstraße entlang der Südküste. Nach etwa einer Stunde Fahrt kommen wir zum Seljalandsfoss und Gljúfurárfoss. Der Seljalandsfoss ist ein spektakulärer Wasserfall, der 66 Meter von einer steilen Klippe in einen kleinen See hineinstürzt. Das besondere an diesem atemberaubenden Wasserfall ist, dass ein begehbarer Pfad hinter den Wasserfall führt und man den Wasservorhang aus einer ganz anderen Perspektive betrachten kann. Wir gehen den matschigen Pfad über eine Treppe entlang. Wetterfeste Kleidung ist dabei zu empfehlen, denn der Wasserschaum spritzt bis zu uns. Dann stehen wir tatsächlich dahinter. Es bietet sich ein wunderbares Licht. Fotografen werden hier ihre reinste Freude haben. Etwas durchnässt gehen wir den kleinen Pfad weiter um den Vorgang herum und genießen die außergewöhnliche Atmosphäre. Nur wenige Meter weiter von hier liegt der etwas versteckte Gljúfurárfoss. Er rauscht 40 Meter in eine enge Fels Spalte hinein. Mit etwas Geschick und nassen Füssen begeben wir uns in die schmale Höhle und erblicken den Wasserfall, der wie in einer Duschkabine vor uns herabrauscht. Auch außen führt einer kleiner rutschiger Steig nach oben. Mit etwas Kletterei genießt man den Wasserfall von oben. Zwei einzigartige Wasserfälle, jeder für sich.
Apropos Wasserfall. 30 Kilometer östlich der Küste entlang wartet schon der sensationelle Skogafoss. Ein 60 Meter hoher und sagenhafte 25 Meter breiter Wasserfall fällt hier spektakulär in ein Becken. Als wir ankommen strahlt die Sonne, so dass sich ein Regenbogen direkt vor dem Wasserfall erhebt. Was für eine Begrüßung. Ein fast kitschiger Anblick. Der Name Skogafoss heißt übersetzt Waldwasserfall. So gab es um das Jahr 900 hier noch ein großes Waldgebiete, von welchem nun aber keine Spur mehr ist. Wir bestaunen den magischen Anblick von hier unten. Neben dem Skogafoss führt uns dann ein Treppe nach oben direkt neben die Fallklippe. Von der Plattform erhalten wir noch weitere spektakuläre Ausblicke auf den Wasserfall aus einer schwindelerregenden Höhe. Von dort sehen wir dann auch den Fluss Skóga, wie er sich durch das Tal Skógargil arbeitet um dann später als Skógafoss nach unten stürzt. Wir wandern von hier flussaufwärts und entdecken mehr als 20 kleine Wasserfälle und eine weite, hügelige, einsame Landschaft rund um den Gletscher Eyjafjallajökull.
Nach sovielen Wasserfällen nähern wir uns nun einer ganz anderen landschaftlichen Facette. Etwa 30 Minuten Fahrt und weitere 30 Kilometer entfernt befindet sich die mystische Region Vík í Mýrdal. Zunächst fahren wir zum südlichsten Punkt Islands an das Kap Dyrhólaey. Von hier oben bestaunen wir das Felsentor im tosenden Meer und einen fantastischen Rundblick über Islands Südküste mit seinen weiten schwarzen Vulkanständen. Eine nahezu dramatische, mystische Landschaft. Ein einsamer Leuchtturm ragt nach oben und wirkt wie das einzige Zeichen der Zivilisation. Um auf das Kap zu gelangen bietet sich ein SUV an. Es geht etwas off-road steinig und steil nach oben. Mit etwas Geschick kommen wir aber auch mit unserem Kleinwagen oben an.
Vom Kap erblicken wir schon das nächste Highlight. Der schwarze Strand von Reynisfjara. Gerade in den dunklen Monaten ist dieser Ort an Mystik nicht zu überbieten. Ein weiter pechschwarzer Vulkanstrand aus feinem Sand, pittoreske Felswände und schwarze Felsformationen und Monoliten im tobenden Meer geben diesem Ort ein einzigartiges Flair. Wir spazieren mit Respekt den Strand entlang, weit weg von den großen, schäumenden Wellen. Hier sollte man sich unter keinen Umständen dem Meer nähern, so bezahlten bereits einige Touristen für ihren Leichtsinn mit dem Leben als sie von den Fluten ergriffen wurden. Die bedrohlich wirkende Kulisse bietet tolle Fotomotive. Die Legende, dass es sich bei den Basaltsäulen am Strand um versteinerte Trolle handelt, rundet die ganze Mystik dieses Ortes ab. So wird der Strand neben vielen tropischen Stränden oftmals unter die Top 10 Strände der Welt gezählt. Der Parkplatz ist diesmal übrigens auch für Kleinwägen gut erreichbar.
Wie passend zu dieser atemberaubenden dramatischen Umgebung ist da dann das kleine Dorf Vík í Mýrdal. Es liegt abgelegen am schwarzen Vulkanstrand im Schatten des Mýrdalsjökull-Gletschers, der den Katla-Vulkan bedeckt. Die Reyniskirkja ist eine Holzkirche von 1929 und erhebt sich über das malerische Dorf. Obwohl hier gerade einmal 300 Einwohner wohnen, ist es die größte Ortschaft an der Südküste. Hier findet man gute Restaurants, kulturelle Einrichtungen und Freizeitangebote. Unweit des Zentrum befindet sich außerdem die Outletfabrik der isländischen Modemarke Icewear. Hier kann man hervorragende nordische Winterkleidung kaufen. Der Preis ist zwar nicht günstig aber die Qualität ist richtig gut. Vom Islandpullover bis hin zur Multifunktionsjacke findet man hier ein breites Sortiment. Einen ganz besonderen Einwohner des Dorfes Vik findet ihr übrigens mit etwas Glück auf den Felsklippen unten am Meer. Hier haben sich nämlich die bunten Papageientaucher angesiedelt. Leider hatten wir Pech und haben keinen gesehen.
Da wir am nächsten Tag weiter entlang der Südküste Richtung Osten fahren wollen, nehmen wir eine Zwischenübernachtung im Fosshotel Glacier Lagoon. Etwas Luxus mitten im Nirgendwo in einem schicken, modernen Boutique Hotel mit herausragenden Frühstück. Wie der Name des Hotels schon verrät, wir wollen zur Gletscher Lagune. Die Gletscherlagune Jökulsárlón liegt direkt neben dem Vatnajökull, Europas größtem Gletscher. Der Vatnajökull und seine Umgebung bilden Islands größten Nationalpark und den zweitgrößten Nationalpark in Europa. Hier im Südosten der Insel gibt es ewiges Eis zu bestaunen. Eine wirklich sagenhafte Kulisse, die auch schon James Bond hierher lockte. Bei den Dreharbeiten zu "Stirb an einem anderen Tag" fuhr er zwischen den Eisschollen über den wunderschönen Gletschersee. Wir sind wirklich fasziniert von diesem Naturjuwel Islands. Die Lagune entsteht übrigens aus dem Wasser, das vom Gletscher abschmilzt. Sie wird Jahr für Jahr größer, während große Eisblöcke von dem schrumpfenden Gletscher abbröckeln. Mit der wachsenden Größe wird der See zwar eindrucksvoller, allerdings zu Lasten des benachbarten Gletschers. Die Auswirkungen der Erderwärmung sind hier deutlich sichtbar. Unweit des Gletschersee befindet sich das Meer. Eine Gletscherzunge ist mit dem Meer verbunden, sodass Salzwasser im See Eisbrocken schmelzen lässt und mit auf das Meer hinaus zieht. Dort werden Sie von den Wellen wiederum gebrochen und so entsteht der einzigartige Diamond Beach. Für uns fast ein unwirklich Ort. Die Eisblöcke liegen über den schwarzen, feinen Strand verteilt und funkeln tatsächlich wie echte Diamanten. Er ist zurecht bereits mehrfach unter die schönsten Stände der Welt gewählt worden. Wir haben zuvor noch nie so einen magischen Strand und so ein Naturschauspiel erlebt. Obwohl ein beißender Wind dort im Januar herrscht, wollen wir hier garnicht mehr weg. Das Farbenspiel aus dem schwarzen Sand, dem funkelnden Eis, dem tosenden Meer, der Sonne und Wolken wird für uns wohl immer unvergessen bleiben.
Unvergessen bleibt dann leider auch unser Rückweg. Als wir auf der 4 stündigen Fahrt nach Selfoss zurück nach kurzer Zeit ein Rauchen aus der Motorhaube und verbrannten Geruch vernehmen, ist es schon zu spät. Ein Stein schlug wohl ein kleines Loch in den Unterboden unseres Kleinwagens, woraufhin die Kühlerflüssigkeit auslief und wir am Streckenrand irgendwo vor Vik mit einem Motorschaden zum Stehen kamen. Letztendlich wurden wir fernab der Hauptstadt Reykjavik unkonventionell mit einem Monstertruck aus dem nächsten Dorf abgeschleppt und zur Mietwagenfirma gebracht. Kosten schlappe 1.600 EUR. Aber dafür konnten wir während der Fahrt tatsächlich Nordlichter bestaunen. Ein kleines Trostpflaster. Von der Mietwagenfirma wurden dann für den Motorschaden zusätzlich mehrere tausend Euro Kaution auf die Kreditkarte berechnet. Diese bekamen wir zwar von der Vollkaskoversicherung in Deutschland ersetzt, auf den Abschleppkosten blieben wir jedoch sitzen. Seitdem sind wir stolze ADAC Kunden und werden uns nächstes Mal für ein größeres Fahrzeug entscheiden, mit Unterbodenschutz. Hinterher ist man eben immer schlauer. Immerhin bekommen wir ein neues Auto als Ersatz, einen Kleinwagen. Na dann.
Ein weiteres Highlight im Großraum Reykjavík wollen wir euch natürlich nicht verschweigen, die Blaue Lagune. Die Blaue Lagune befindet sich etwa 1 Stunde außerhalb der isländischen Hauptstadt Reykjavik in der Nähe des Flughafens Keflavik bei Grindavik inmitten einer zerklüfteten Vulkanlandschaft. Sie ist eines der 25 Weltwunder der Moderne. Das schöne milchig, blaue Wasser wird von Thermalquellen gespeist und ist das Produkt eines ursprünglichen Geokraftwerks. Das Thermalbad ist einzigartig auf dieser Welt. Das 37 bis 42 Grad heiße, blaue Wasser soll heilende Kräfte haben. Da diese Attraktion, auch aufgrund der Nähe zum Flughafen, immer überfüllt ist, raten wir Euch unbedingt im Voraus online zu reservieren. Es gibt nur ein bestimmtes Kontingent an Tagesgästen. Eine Tageskarte kostet 50,- EUR. Wir genießen jedenfalls unseren Wellnesstag in dieser unwirklichen Atmosphäre. Im Wasser verbergen sich wertvolle Nährstoffe wie Mineralsalze, Kieselerde und Algen. Die einmalige Farbe kommt übrigens von der Reflexion gelöster Kieselalgen.
Einen Vulkansee hatten wir bislang noch nicht im Programm. Daher besuchen wir nun in der Nähe von Selfoss den Kratersee Kerið. Für etwa 3 Euro pro Person erhalten wir Eintritt. Hier bietet sich zu jeder Jahreszeit eine unterschiedliche Kulisse. Mal zugefroren in eisiger Landschaft, mal in grün- braunen, kargen Landschaft mit dem tiefblauen See auf dem Grund. Ein schöner Rundweg am Krater entlang führt uns in etwa 20 bis 30 Minuten um den Krater herum. Treppen gehen sogar bis zum See hinunter. Im Winter kann man auf dem gefrorenen See herumlaufen oder im Sommer ein kaltes Bad darin nehmen. Es bieten sich jedenfalls wunderschöne Perspektiven von allen Seiten auf den Vulkansee.
Unser letzter Tipp ist eine unvergessliche Wanderung im Süden des Landes. Sie beginnt in der Nähe des Ortes Hveragerði und führt uns insgesamt 7,8 Kilometer und 200 Höhenmeter durch ein geothermales Gebiet. Hier begeben wir uns auf den Weg der traditionellen isländischen Badekultur. Denn am Ende der Wanderung erwartet uns ein warmer Fluss und viele Isländer, die sich hier umgeben vor einer einzigartigen Naturkulisse aufwärmen. Direkt am Parkplatz fließt das Flüßchen Varmá vorbei, es wird teilweise aus heißen Quellen gespeist. Der Wanderweg ins Reykjadalur beginnt an der Fußgängerbrücke, die über den Fluß führt. Nach der Brücke halten wir uns links und überqueren einen kleinen Bach, den man dann in Richtung der deutlich erkennbaren heißen Quellen folgt. Diese sind nach wenigen Minuten erreicht. Im Bereich der heißen Quellen ist Vorsicht geboten, es gibt keinerlei Absperrungen und der Boden ist stellenweise nur dünn. Die kochenden Kessel brodeln und dampfen. Hier ist ein Bad nicht zu empfehlen. Wir ziehen weiter den Pfad entlang bis wir in ein wunderschönes Tal einbiegen. Bald erreichen wir schon eine Tiefebene und kleine Brücken führen über den Bach. Uns fällt auf, dass er je weiter wir gehen immer wärmer wird. Immer wieder kommen wir an kochenden Becken vorbei. Ein ständiger Schwefelgeruch liegt in der Luft. Man spürt förmlich wie die Erde im Inneren kocht. Bald erreichen wir dann schon den Flussbereich wo es angenehm warm wird. Provisorische Umkleidekabinen und Holzstege machen uns darauf aufmerksam, dass wir den Endpunkt dieser Wanderung erreicht haben. Jetzt heißt es ab in die Badehose und bei eisigen Temperaturen in den 38 Grad warmen Fluß einsteigen. Irgendwie fühlt es sich, wie so vieles auf unserer Reise durch Islands Süden, unwirklich an. Unwirklich schön. Wir wollen garnicht mehr hinaus aus dem Wasser. Nachdem die Haut ganz durchweicht ist, verlassen wir dann doch unseren natürlichen Hot Pot und gehen zum Parkplatz zurück.
Leider ist unsere Zeit auf Island nun vorbei. Es war eine abenteuerliche Reise durch ein Land der extremen Naturgewalten. Island ist unser Sehnsuchtsort geworden und wir werden wieder kommen auf die Insel aus Feuer und Eis. Habt ihr auch Lust?
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