Willkommen zu unserem zweiten Teil unseres Reiseblogs von unserer Reise zum Nordkap. Hier wollen wir euch nun von unserer Rückreise berichten und euch unsere verschiedenen Etappenstationen vorstellen. Es warten sagenhafte Landschaften, raue Berge, wilde Natur, mystische Fjörde und malerische Orte auf uns. Nachdem wir bei unserer Hinfahrt die Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen durchfahren haben, geht es auf unserer Rückreise hauptsächlich an der atemberaubenden norwegischen Westküste entlang.
Unser erster Halt auf dem Rückweg von der Nordkap Region ist der Ort Skibotn an den Ufern des Lyngenfjörds. Dort verbringen wir drei Nächte im Strandbu Camping, einem kleinen, netten Campingplatz an den Füßen der Lyngen Alpen. Oberhalb dieser wunderschönen Fjördlandschaft werden wir eine abenteuerliche Wanderungen unternehmen, aber der Reihe nach. Zunächst fahren wir vom Nordkap die E69 wieder zurück. Weiter geht es auf die E6, die wir über Alta bis zu unserem Ziel führt. Heute ist das Wetter perfekt für einen Anreisetag. Erstmals auf unserer nunmehr 15 tägigen Reise schüttet es den ganzen Tag vom Himmel. So beoachten wir aus unserem Wohnmobil im trockenen die mystischen, wolkenverhangenen Fjörde, die an uns vorbeiziehen. Schon jetzt lässt sich erahnen, welch wunderschöne Landschaft uns auf unserer Reise durch Norwegen begleiten wird. Nach über 7 Stunden Fahrt und 500 Kilometern kommen wir schließlich am Abend in Skibotn auf dem Campingplatz an. Der Ort selbst ist weniger spektakulär, ein Dorf mit gerade einmal 532 handverlesenen Einwohnern in der Gemeinde Storfjord in der nordnorwegischen Provinz Troms og Finnmark gelegen. Vielmehr besticht die sensationelle Lage am südöstlichen Ufer des 121 Kilometer langen Lyngenfjords, umgeben von moosbewachsenen und teils vergletscherten Bergen, den sogenannten Lyngen Alpen, die sich bis 1.800 Meter über den Fjord erheben. Eine wahre Traumkulisse. Ideale Bedingungen für alpine Unternehmungen. So brechen wir am nächsten Tag zu einer unvergesslichen Rundwanderung im Landschaftsschutzgebiet der Lyngen Alpen auf. Direkt vom Ort starten wir. Es geht über knapp 11 Kilometer und etwa 500 Höhenmeter über vier sensationelle Aussichtsgipfel, den Svarteberget, den Vardovarri, den Sledo und den Hängen. Wir folgen zunächst den markierten Weg durch Wälder mit unzähligen Heidelbeersträuchern und erreichen bereits nach kurzer Zeit das weitläufige Steinplateau des Svarteberget. Von hier bekommen wir schon einen Vorgeschmack auf die umwerfenden Fernblicke bei dieser Wanderung. Wir überblicken den Lyngenfjord und Skibotn. Weiter geht es der Markierung links Richtung Vardovarri. Feuchte Moospfade schlängeln sich wieder in den Wald hinein. Auf dem morastigen Untergrund gerät man bei Nässe schnell ins Rutschen, daher sind Wanderschuhe unbedingt empfehlenswert. Wir kämpfen uns weiter durch das Dickicht den immer schmaler werdenden Weg nach oben. Neben den unzähligen Heidelbeeren, entdecken wir nun tatsächlich auch die seltenen Moltebeeren, auch Cloudberries genannt. Diese Pflanze ist eine Verwandte von Rosen und Himbeeren und der ganze Stolz der skandinavischen Staaten. Die bernsteinfarbene nordische Frucht mag es kühl und feucht und ist bei uns daher kaum zu finden. Natürlich verkosten wir die Frucht, die auch als Symbol Lapplands gilt. Der süsse und feinherbe Geschmack gibt uns neuen Antrieb für die letzten Höhenmeter hinauf zum Vardovarri. Oben angelangt, ersteckt sich eine weite steinerne Fläche vor uns. Der Ausblick sagenhaft! Der Blick reicht nun über weite Teile des tiefblau schimmernden Lyngenfjords und hinüber zu den vergletscherten Bergen der Lyngen Alpen. Gerne wären wir hier oben länger geblieben, aber der kräftige Wind treibt uns voran. Für geübte Wanderer ist diese Tour übrigens problemlos mit Kindern zu gehen. Die Wege sind bestens markiert. Es gibt keine ausgesetzten und kaum schwierige Stellen. Ideal für den Einstieg mit Kindern. Die einzige etwas heikle Stelle erreichen wir auf dem nun kaum noch ansteigenden Pfad zum Sledo und Hengen. Dort gilt es eine abenteuerliche Brücke über einen reißenden Bach zu überqueren, der sich kurz darauf brausend in die Tiefe stürzt. Ein fantastischer Anblick! Von einem sicheren Felsplateau blicken wir auf den tosenden Wasserfall herab. Durch lichte Birkenwälder und Ebenen geht es weiter, Ehe wir schließlich die Aussichtspunkte des Sledo und Hengen erreichen. Dort erhalten wir nochmals weitere fantastische Ausblicke aus anderen Perspektiven auf die atemberaubende Fjördlandschaft. Nach einer kurzen windigen Pause steigen wir hinab. Es geht wieder hinein in die Wälder. Dort erwartet uns dann noch ein wunderschöner Wasserfall. Kurz darauf erreichen wir wieder den Ausgangspunkt in Skibotn. Die Tour lässt sich auch als kürzere Variante nur mit Svarteberget und Sledo gehen. Mit diesen tollen Eindrücken der Lyngen Alpen schließen wir dieses Kapitel, denn nach einem Entspannungstag auf dem Campingplatz, führt uns unsere Reise weiter auf die atemberaubenden Lofoten. Ein Ziel, auf das wir uns besonders gefreut haben.
Eigentlich war es geplant, dass wir mit sieben Tagen unseren längsten Stopp auf den Lofoten verbringen. Zu umwerfend die Landschaften und Natur hier. Leider hat uns die Wettervorhersage etwas umgestimmt. Stürmisch, kalt und Dauerregen! Für eine Woche mit kleinen Kindern nicht wirklich ideal. So wurden aus sieben, viee Nächte. Jedoch immer noch genug um einmalige Eindrücke von der Inselgruppe zu erhalten. Schließlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Und wetterfeste Kleidung haben wir noch genug im Kleiderschrank. Bislang waren wir meist mit Sonne und milden Temperaturen verwöhnt.
Wir fahren vom Lyngenfjord etwa 5,5 Stunden und 400 Kilometer Richtung Südwesten, erst der E6, dann der E10 bis an unser Ziel ans norwegische Nordmeer. Die Lofoten sind eine gehören zur Provinz Nordland und sind Teil einer Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens, bestehend aus etwa 80 Inseln. Bekannt sind die 24.000 Einwohnern Inseln vorallem für ihre raue Natur und spektakuläre Landschaften. Zackige und pittoreske Gipfel erheben sich über idyllische Seen und verschlafene Täler. Einzigartige Ausblicke erhalten Wanderer aus den Hochebenen. Dabei verteilen sich malerische Orte auf etlichen Inselgruppen im Nordmeer. Ein fast surrealer Anblick.
Als Ausgangspunkt für unser Lofoten Abenteuer haben wir das Camping Skarungen gewählt. Und diese Wahl haben wir nicht bereut. Die Lage der Anlage, in Kabelvag, etwa 10 Fahrminuten von dem "Hauptort" Solvaet entfernt, ist schlichtweg sensationell und einzigartig. Für 45 Euro erhalten wir einen Wohnmobil Stellplatz direkt am Wasser. Der Blick über das tosende Meer und die drohenden Felszacken der Berge. Bei Dauerregen und stürmischen Böen lassen wir die beeindruckende Naturkulisse auf uns wirken und blicken aus dem wohligen Wohnmobil durch die Scheiben nach draußen. Schon nach wenigen Stunden haben wir uns in diesen wilden Ort verliebt. Das Skarungen bietet neben der einmaligen Lage auch sonst noch einige Annehmlichkeiten. Es gibt ein leckeres Restaurant, moderne Sanitäranlagen und viele Freizeitangebote wie Fischen, Kajak oder SUP fahren. Bei den momentanen Witterungsverhältnissen vielleicht nicht die beste Freizeitgestaltung. Da ist der einzigartige Lofoten-SPA schon die bessere Alternative. Für 35 EUR pro Person kann man sich hier für 1,5 Stunden einen Sehnsuchtsort im Meer buchen. Am Ende einer Landbrücke thront ein Whirlpool und eine Sauna mitten aus dem Wasser. Wir buchen natürlich auch unseren privaten Wellnesstermin im wohl spektakulärsten SPA der Lofoten. Bevor es aber dorthin geht, nutzen wir die kurzen freundlichen Wetterphasen aus und unternehmen eine traumhafte Wanderung, die einem die ganze Schönheit der Inseln offenbart.
Es geht auf den Gipfel des 367 Meter hohen Tjeldbergtinden oberhalb von Solvaer. Der Startpunkt der Wanderung ist über
die E10 von Kabelvag in Richtung Solvaer erreichbar. In Osan vor der Tankstelle rechts in den Kongsvatnveien zum Kiwi-Supermarkt einbiegen und diesen passieren. Kurz bevor die Straße eine Rechtskurve vollzieht, stellt man sein Auto oder Fahrrad ab. Die Ausgangspunkte vieler Wanderungen lassen sich übrigens bestens mit dem Fahrrad erreichen. Es gibt viele gut ausgebaute Fahhrradwege. Und mit den vielen öffentlichen Bussen sind viele Ziele auf den Lofoten erreichbar. Wir starten nun den Anstieg auf den bekannten Aussichtsberg. Die Wanderung ist nicht sonderlich anspruchsvoll und auch für Ungeübte gut zu bewältigen. Wir folgen links zunächst einen Forstweg entlang eines Sees, ehe die Markierung uns links in den dichten Wald hineinführt. Bald gelangen wir über freieres Gelände nach oben und genießen erste fantastische Ausblicke auf die Insellandschaft. Der Steig zieht sich steiler nach oben, die Aussichten werden, trotz drohenden Regenschauern, immer grandioser. Schließlich erreichen wir den Gipfel. Vom Tjeldbergtinden erhalten wir einen umwerfenden Fenblick über die vielen Seen und schroffen Gipfel des Südteils der Insel Austvagoy. Besonders schön ist der Tiefblick hinunter nach Svolvær. Im Osten zeigt sich über Kabelvag die markante Felsgestalt des Vagakallen. In südöstlicher Richtung fällt der Blick zum norwegischen Festland. Wir sind fasziniert von dieser wilden, landschaftlichen Schönheit. Funkelnde Seen, schroffe Berge, mystische Täler, verstreute Inseln und das tiefblaue Meer, ein Traum! Die ersten Regentropfen wecken uns dann aber aus dem Traum auf. Zügig überschreiten wir mit Hilfe einer Seilsicherung den Tjeldbergtinden und wandern auf der anderen Seite über einen mäßigen Steig wieder hinab und gelangen so zum Ausgangspunkt der Tour. Schnell geht es mit dem Fahrrad die knapp acht Kilometer zurück ins Skarungen. Pünktlich zum nächsten Schauer sind wir wieder hinter der Scheibe unseres Wohnmobils. Wir können uns nicht satt sehen. Irgendwann fallen allen aber doch die Augen zu.
Es war kein Traum! Am nächsten Morgen blicken wir aus dem Fenster und sehen wieder diese unwirkliche Naturkulisse. Auch der Regen und Wind ist wieder da. Aber das soll uns nicht stören. Heute steht eine Schifffahrt auf dem sagenhaften Trollfjord auf dem Programm. Notfalls können wir uns ja unter Deck retten. Mit dem Brim Explorer, einem hochmodernen Elektro-Hybrid Katamaran, geht es vom Hafen von Solvaer für 95 EUR pro Person (Erwachsene) hinein in einen der faszinierendsten Fjorde Norwegens. Aber schon die Fahrt dorthin ist ein wahres Erlebnis. Denn wir passieren wir starkem Wellengang eine atemberaubende Landschaft, gesäumt von wolkenverhangenen Bergen, idyllischen Küstenstrichen und malerischen Orten. Während der Fahrt erhalten interessante Informationen über die Lofoten und die Umgebung. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir schließlich den mystischen Trollfjord. Laut einer Sage sollen hier Trolle 1.000 Jahre schlafen, sie erwachen. Dann sind wir zum Glück längst nicht mehr hier.
Von Deck aus können wir die gigantischen Felswände des 1.045 Meter hohen Trolltindan auf der einen Seite und des 998 Meter hohen Blafjellet auf der anderen Seite bestaunen. Der Trollfjord misst an seiner engsten Stelle gerade einmal 100 Meter und gehört damit zu den schmalsten Fjörden unserer Erde. Fast zum Greifen nah streifen die imposanten Wände und rauschenden Wasserfälle an uns vorbei. Der Trollfjord ist ein wahres Meisterwerk der Natur. Hier fühlen sich sogar Seeadler wohl, die durch die Lüfte gleiten. Pünktlich zum Wendemanöver setzt Regen ein und wir verziehen uns unter Deck. Hier genießen wir auf der Rückfahrt noch die pittoreske Küstenlandschaft der Lofoten. Nach 3,5 Stunden endet die wunderschöne Tour zum Trollfjord.
Am nächsten Tag steht dann unser Wellnesstag im sensationellen Lofoten Spa im Skarungen an. Bei windigen und nasskalten Wetter eine Wohltat für Körper und Geist. Der Ausblick aus der wohligen Sauna und dem 38 Grad heißen Whirlpool ist wohl kaum zu überbieten. Wir blicken auf das tiefblaue Meer und die atemberaubende Bergkulisse, die sich vor uns erhebt. 90 Minuten purer Genuss!
Am letzten Tag auf den Lofoten ist das Wetter uns wortwörtlich wohl gesonnen und begrüßt uns mit idealem Wanderwetter bei Temperaturen um die 15 Grad und einem Mix aus Sonne und Wolken. Es geht nach Henningsvaer zu einem der wohl spektakulärsten Aussichtsgipfel der Lofoten, zum Festvagtinden. Dazu fahren wir vom Skarungen etwa 15 Kilometer und 20 Minuten Richtung Osten. Knapp zwei bis drei Kilometer vor dem Zentrum von Henningsvaer liegen zwei gebührenpflichtige Wanderparkplätze. Dort stellen wir unser Wohnmobil ab und gehen wenige hundert Meter die Straße entlang. Hier beginnt dann der etwas versteckte kurze aber sehr steile Aufstieg. In den Sommermonaten ist der Weg eigentlich nicht zu verfehlen, denn etliche Hobby Alpinisten quälen sich mehr oder weniger durch den holprigen Steig. Obwohl die Tour insgesamt nur knapp drei Kilometer Gesamtlänge misst, fordert sie aufgrund der Steilheit und des schroffen Geländes den Wanderern doch einiges an Kondition und Trittsicherheit ab. Knapp 500 Höhenmeter werden dabei vom Meeresspiegel auf den Gipfel des Festvagtinden zurückgelegt. Bereits während des Aufstiegs durch grobe Geröllfelder schweift der Blick über die zahlreichen Inseln rund um Henningsvaer und belohnt uns schon nach wenigen Minuten. Sowas motiviert natürlich weiterzugehen. Anders als beim Zustieg zum Tjeldbergtinden geht es hier aber ohne Vorspiel gleich steil zur Sache. Der Steig ist im Grunde nicht markiert, aber dennoch unschwer zu finden. Wir kämpfen uns Meter für Meter nach oben. Der erdige Boden ist durch die vielen Regenfälle aufgeweicht und rutschig. Schließlich erreichen wir nach etwa einer halben Stunde den Übergang. Bereits an dem kleinen See am Sattel bietet sich eine phänomenale Aussicht auf Henningsvaer, die zahllosen Inseln und das weite Meer. Nach einer kurzen Rast, entschließen wir uns dazu, die Kinder in Kraxe und Trage bei Elena auf dem Sattel zu lassen. Zu steil und rutschig ist das Gelände am heutigen Tag. Zudem ist im Gipfelanstieg etwas "Handarbeit" erforderlich. Zu unsicher mit kleinen Kindern. Aber auch von hier können sie auf kleinen unschwierigen Hügelchen herausragende Ausblicke genießen. Entlang des breiten Rückens geht es für mich dann unverfehlbar weiter steil bis zum Gipfelgrat, der mit leichter Kletterei dann zum höchsten Punkt des Festvagtindens führt. Der Blick ist atemberaubend und unvergesslich schön. Die Aussicht reicht bis zu den letzten Ausläufern der Lofoten über das Meer bis hin zum gezackten Festland hin. Über einen schmalen weiteren Gipfelgrat gelange ich noch auf einen vorgelagertes Plateau. Hier bin ich schließlich abseits der anderen Wanderer ganz alleine und kann die Kulisse voll aufsaugen. Aber auch die schönsten Gipfelmomente enden irgendwann, vorallem dann wenn die Familie unten sehnsüchtig oder genervt wartet. So springe ich schnell vorbei an den vielen rot angelaufenen Gesichtern nach unten zum Sattel. Dort können wir dann wieder zusammen und voll beladen den Abstieg durch das rutschige Terrain angehen. Insgesamt ist die Tour sicher eher als mittelschwierig einzustufen. Für geübte Wanderer sicher kein großes Problem. Für kleine Kinder oder Anfänger dagegen eher ungeeignet. Da bietet sich dann doch mehr der Aufstieg zum Tjeldbergtinden an. Beide Gipfel gehören mit Sicherheit zu den schönsten Aussichtspunkten auf den Lofoten und zeigen die ganze Pracht und Vielfalt der norwegischen Inselgruppe. Die Lofoten sind ein wahres Outdoor Paradies und ein Eldorado für Wanderer oder Kletterer. So warten hier noch unzählige weitere kleine und große, bekannte und versteckte Gipfel darauf bestiegen zu werden! Die Aussichten sind grandios.
Wir wollen die sonnige zweite Tageshälfte unseres letzten Tages noch nutzen und besuchen den malerischen Ort Henningsvaer, der wenige Kilometer hinter dem Ausgangspunkt der Wanderung liegt. Das verschlafene Fischerdorf gehört zu den sehenswerten Ortschaften der Lofoten. Die einmalige Lage auf kleinen Inseln im Meer verstreut und von imposanten Gebirgszügen überragt, macht Henningsvaer so faszinierend. Die bunten Holzhäuschen und das nordische Flair geben noch das passende Ambiente dazu. Gerade einmal 510 Einwohner zählt die Gemeinde. Im Gegensatz zu der größten Stadt Solvaer, wo sich viel Industrie und Hotels angesiedelt haben, geht es in Henningsvaer noch ruhig und beschaulich zu. Einige Touristen verlieren sich in der winzigen Fußgängerzone. Kleine Cafés, Boutiquen und Geschäfte säumen die Straße und laden zum Verweilen ein. Ansonsten spielt sich das Leben am breit angelegten Hafenbecken ab. Von hier erhalten wir dann auch die schönsten Ausblicke auf das charmante Fischerdorf mit seiner einzigartigen Naturkulisse. Etwas oberhalb des Ortes liegt dann noch ein kleines Highlight verborgen. Oftmals auf Postkarten oder Instagram gesehen, erblicken wir hier den wohl skurrilste Fussballplatz Europas, wenn nicht sogar der Welt. Auf einem kleinen Felsinselchen liegt hier das Hil-Stadion des ortsansässigen Fussballclubs. Umgeben von Meer und Bergen ein wahrlich schöner Platz für die "schönste Nebensache der Welt". Nach einigen gemütlichen Stunden im Inselidyll geht es wieder zurück Richtung Campingplatz.
Auf dem Weg dorthin, wollen wir euch aber noch eine weitere Schönheit der Lofoten vorstellen, die paradiesischen Strände. In der Tat war das Wetter bei uns nicht wirklich karibisch, die Strände könnten es aber durchaus sein. Türkisblaues, seichtes Wasser und weißer Sand! Nur die Wassertemperatur unterscheidet sich eklatant von der in tropischen Gewässern. Ansonsten gehören die arktischen Strände auf den Lofoten zu wahren Hinguckern und zu den schönsten Europas. Nur vermutet man sie eben nicht hier. Einen dieser Strände haben wir kurz besucht und zumindest unsere Füße ins 14 Grad kaltes Wasser gehalten. Zwischen Solvaer und Henningsvaer liegt der Rorvikstranda. Umgeben von wunderschöner Natur ist flach abfallende Strand ein wahrer Traumstrand. Vielleicht können wir bei unserem nächsten Besuch und besserem Wetter dann auch die weiteren Strände der Lofoten entdecken.
Am Ende hinterlassen uns die Lofoten mit einem ungläubigen Staunen. Staunen über soviel atemberaubende und spektakuläre Natur und Vielfalt. Ein Ort, der auf der Welt seines Gleichen sucht. Obwohl wir nur vier Tage auf den Lofoten verbracht haben, hat uns die Inselgruppe sofort in ihren Bann gezogen. Die wilden Landschaften inmitten der arktischen Wildnis hat uns unvergessliche Eindrücke beschert. Die Unmengen an Fotos sprechen eine deutliche Sprache, wie sehr uns dieser Ort fasziniert hat.
Auch wenn es uns schwer fällt das Inselglück auf den Lofoten zu verlassen, geht unsere Reise durch Norwegen Richtung Süden weiter.
Unser nächster längerer Stopp ist die Region Trondheim. Die über elfstundige Fahrt dorthin teilen wir jedoch durch eine Zwischenübernachtung bei Mosjoen auf. Zunächst müssen wir von den Inseln derLofoten wieder auf das norwegische Festland übersetzen. Dazu nutzen wir die Fähre von Solvaer nach Skutvik. Diese bringt uns in einer gut zweistündigen Fährfahrt, mit Zwischenhalt auf der sehenswerten Lofoten Insel Skrova, hinüber auf das Festland. Die Fähre Solvaer - Skrova - Skutvik kostet für unser über sieben Meter langes Wohnmobil etwa 90 Euro. Etwa alle zwei Stunden verkehrt die Fähre diese Etappe. Dabei gilt es rechtzeitig vorort zu sein, denn es gibt kein Online Verkauf. Es gilt das Motto "wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Ist die Fähre voll, muss auf die nächste gewartet werden. Zum Glück sind wir zeitig da und werden im ersten Anlauf mitgenommen. Alternativ gibt es noch die Fähre von Lodingen nach Bognes. Diese und weitere Fahren im Nordland können online unter https://www.torghatten-nord.no/
gebucht werden. Allerdings liegt Lodingen über 1,5 Stunde Fahrtzeit von uns entfernt. Daher versuchen wir unser Glück mit dem frühen Vogel, fängt den Wurm. Wurm gefangen! Von Skutvik liegen dann etwa 800 Kilometer und 11 Stunden Fahrt vor uns. Wir wollen einen Großteil der Strecke, etwa 6 Stunden, absolvieren und eine Nacht auf einem Rastplatz kurz hinter dem wunderschönen Ort Mosjoen verbringen. Natürlich besuchen wir die 10.000 Einwohner Kleinstadt im Nordland auch. Und das lohnt sich auch! Ein idealer Zwischenstopp. Vor allem die Sjogatta ("Seestraße“), die von einer der längsten und ältesten Holzhäuserreihen Europas gesäumt wird. Mit seinen 100 bunten Holzhäusern stellt dieses um 1866 entstandene Hausensemble eine wunderschöne und idyllische Kulisse dar, inmitten einer Fjördlandschaft von hohen Gebirgszüge umgeben. Hier lassen sich schöne Stunden zum Akku aufladen verbringen. Wir schlendern durch die verträumten Gassen und erblicken immer wieder schöne Fotomotive. Kurz hinter der Ortschaft liegt dann unser Revier für die Nacht, ein kleiner Rastplatz, direkt an der E6 Richtung Trondheim, idyllisch an einem See gelegen. Von hier aus starten wir gestärkt früh am nächsten Morgen die letzten knapp 400 Kilometer und fünf Stunden Fahrt zum nächsten Etappenziel für weitere drei Nächte. Falls ihr euch übrigens fragt, wie es in den skandinavischen Ländern mit Maut aussieht, wollen wir kurz darauf eingehen. Es gibt in den Ländern Mautstraßen, die ausschließlich über eine Videoerkennung funktionieren. Man muss also nichts Vorort bezahlen, sondern bekommt die Rechnungen nach der Reise über das ermittelte Kennzeichen per Post oder E-Mail zugesandt. Im Internet können sich Reisende vorab registrieren und anmelden um mit einem Fahrzeug mit wenig Emissionen einen vergünstigten Tarif zu erhalten. Wir sind schon gespannt auf unsere Abschlussrechnung, nach fast 6 Wochen mit einem alten Diesel Wohnmobil.
Unser nächstes Ziel ist erreicht. Wir besuchen die Region Trondheim und wollen uns natürlich auch die prächtige Altstadt Trondheims nicht entgehen lassen. Dass Norwegen nicht nur über eine atemberaubende Natur verfügt, sondern auch Unmengen kultureller Highlights bietet, erfahren wir in der drittgrößten Stadt des Landes. Aber zunächst stellen wir unser Wohnmobil auf dem Storsand Gard Camping ab. Für drei Nächte wollen wir auf der vier Sterne Camping Anlage direkt an den Ufern des Trondheimfjords bleiben. Das weitläufige Areal bietet nach unserer autarken Nacht auf einem Rastplatz wieder alle Annehmlichkeiten für geruhsame Tage. Nach den etlichen Fahrstunden und vielen Unternehmungen wollen wir dort etwas zu Ruhe kommen. Die etwa 20 Kilometer entfernte Stadt Trondheim steht aber trotzdem auf dem Programm. Unmittelbar vor dem Eingang des Campingplatzes liegen die Bushaltestellen der Busse 70 und 311, die uns direkt ins Zentrum der norwegischen Metropole fahren. Nach sovielen landschaftlichen Eindrücken, ist es Mal wieder sich in das Gewühl einer Großstadt zu werfen. Und mit 210.000 Einwohnern ist Trondheim nach norwegischen Maßstäben sicherlich eine Großstadt. Dennoch sind in der nordischen Metropole die Sehenswürdigkeiten fußläufig gut und schnell erreichbar. Sie liegen dich aneinander. Und so machen wir uns auf, zunächst entlang des lebendigen Kanalhafens, ziehen wir durch die großzügigen Straßen der Fußgängerzone, die mit prächtigen Gebäuden aus verschiedenen Epochen gesäumt ist. Neben traditionellen, hölzernen Fischerhäusern thronen stilvolle, barocke Prunkbauten. Die Hauptstadt der Provinz Trondelag ist umgeben von Wasser und liegt an der Mündung des Flusses Nidelva. Einst wurde das heutige Trondheim im Jahr 997 als Nidaros von König Olav I. Tryggvason gegründet. Die Lage an einem natürlichen Hafen machte die Stadt schnell zu einem florierenden Handelszentrum und war im Mittelalter sogar die Hauptstadt Norwegens mit dem Sitz des Königs. Die reiche und über 1.000 Jahre alte Historie der Stadt, lässt sich noch heutige im Stadtbild bewundern. Nach wenigen Gehminuten erreichen wir das Zentrum Trondheims, den Marktplatz (Torget). Auf dem weitläufigen zentralen Platz liegen zahlreiche Cafés, Bars und Restaurants. Gleich dahinter liegt die Kathedrale von Trondheim, der wunderschöne Nidarsdom. Der Ursprung des beeindruckenden, sakralen Baus geht auf das 11. Jahrhundert zurück. Wir staunen vorallem über die prachtvoll verzierte Vorderfassade. Der Nidarsdom ist eine der bedeutendsten Kirchen des Landes und zählt zum Nationalheiligtum Norwegens. Einige hundert Meter von der Kathedrale entfernt, liegt die alte Stadtbrücke (Gamle Bybroen). Sie verbindet die Zentrumshalbinsel mit dem malerischen und hippen Viertel Bakklandet, das für seine kleinen, bunten Holzhäuser bekannt ist, die heute Cafés, Geschäften und Boutiquen beherbergen. Hier spielt sich auch das studentische Leben Trondheims ab. Denn mehr als 30.000 Studenten der technischen Universität leben in der Stadt. Das prägt auch das überwiegend "junge Publikum" Trondheims. Wir schlendern durch die zauberhaften Gassen des charmanten Bakklandets und genießen herrliche Ausblicke auf die alten Fischerhäuser am Flußufer. Es herrscht eine einzigartige Atmosphäre. Es wirkt fast wie ein kleines Dorf inmitten einer Großstadt. Ein traumhafter Ort für ein paar entspannte Stunden abseits des Trubels der Fußgängerzone. Mit diesen fantastischen Eindrücken verlassen wir schließlich die norwegische Kulturstadt. Ein lohnendes Ausflugsziel für einen kleinen Städtetrip in eine der schönsten Städte Norwegens.
Am nächsten Tag steht dann endlich ein reiner Erholungstag an. Und den haben wir uns redlich verdient. Nach sovielen Aktivitäten und Kilometern auf den Straßen gilt es das Gesehene und Erlebte nun einmal sacken zu lassen und die Akkus für die anstehenden Ziele wieder aufzuladen. So genießen wir die idyllische Lage am Trondheimfjord. Atmen die frische Fjordluft und blicken auf die verträumte Landschaft. Wir verbringen etwas Zeit mit den Kids auf dem schönen Spielplatz des Campingplatzes und so zieht der Tag an uns vorbei. Auch das ist Urlaub. Am nächsten Tag geht es nämlich schon wieder weiter. Jetzt heißt es wieder ab in die atemberaubende Natur Norwegens.
Früh morgens geht es, wie üblich, los. Gute 6 Stunden und über 400 Kilometer Fahrt stehen auf dem Programm. Dabei ist allein diese schon ein echtes Highlight. Es geht vorbei an einer märchenhafte Landschaft. Wir passieren malerische Dörfer, reißende Wildflüsse, alpine Hochebene und milchig blaue Seen. Dabei folgen wir zunächst weiter der Schnellstraße E6, ehe wir Richtung Westen in die Küstenregion auf die Landstraße 15 abbiegen. Hier fahren wir entlang des Flusses Otta, der in zauberhaften milchigen Blautönen schimmert. Es bieten sich wunderschöne Ausblicke vom Ufer des Wildflusses. Das Fahren wird zum Erlebnis! Wir halten oft an den aussichtsreichen Rastplätzen und staunen über die sagenhafte Naturkulisse des Tals Ottadalen in den Gemeinden Skjak, Lom, Vaga und Sel in der Provinz Innlandet. Das wunderschöne Tal, das wir durchfahren ist eines der Seitentäler, die vom großen Tal Gudbrandsdalen abzweigen. Es liegt am nördlichen Rand des Jotunheimen-Nationalparks. Schließlich bietet dann das Bergdorf Lom als idealer Zwischenstopp an. Das 2.500 Einwohner Dorf liegt direkt auf unserer Strecke, etwa 2 Stunden von unserem Zielort Loen entfernt. Mitten im Nationalpark schmiegt sich die malerische Ortschaft an den Wildfluss Bovra und die höchsten Berghänge Norwegens. Darunter der höchste Gipfel, der 2.469 Meter hohe Galdhoppigen. Mit 20 Berggipfel über 2.000 Metern ist Lom wohl der Hotspot für alpine Aktivitäten, sowohl im Sommer, als auch im Winter. Etliche Hotels, Gasthäuser und Geschäfte verleihen dem Bergdorf ein lebendiges Flair. Neben der atemberaubenden Naturkulisse liegt ein weiteres Highlight im Ort, die pittoreske Stabkirche Lom (Lom stavkyrkje). Die Holzkirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist somit eine der ältesten und größten Stabkirchen Norwegens. Das sakrale Bauwerk aus dunklem Kiefernholz wirkt fast bedrohlich unter der grauen Wolkendecke. Gleichzeitig strahlt der Ort eine friedliche, fast ehrfürchtige, Atmosphäre aus. Wir genießen die Stille und Ruhe. Schließlich fahren wir weiter. Zunächst weiter entlang des immer wilder werdenden Wildflusses. Die Straße wird nun schmaler, es geht durch etliche Tunnel auf einer Hochebene, die von verschneiten Berghängen umgeben ist. Dann erreichen wir Stryn. Der Verwaltungssitz der Provinz Vestland liegt atemberaubend zwischen Gletscher und Fjord. Die 7.000 Einwohner Kommune ist das alpine Zentrum der Region. Wir fahren allerdings noch etwas weiter, in das dahinter liegende Dorf Loen an der Bucht Lobukta am östlichen Ende des Innvikfjords. Unsere Unterkunft für die nächsten drei Tage ist das Sande Camping direkt am märchenhaften See Lovatnet. Die Landschaft und Naturkulisse, die den vier Sterne Campingplatz umgibt, verdient mit Sicherheit sechs Sterne. Es ist mit Worten kaum zu beschreiben wie faszinierend und atemberaubend die Umgebung hier ist. Wir stehen direkt am grün-blau schimmernden Lovatnet See, der von Wald bewachsenen, schroffen Berghängen umrahmt ist. Glitzernde Wasserfälle fallen hunderte Meter hinab. In der Ferne erblicken wir eisige Gletscher. Wir kommen aus dem Staunen nicht raus. Was für ein Ambiente. Man könnte ewig im Wohnmobil sitzen und auf diese surreale Landschaft schauen. Das Sande Camping bietet neben der traumhaften Kulisse aber auch tolle Serviceleistungen. Es gibt ein Restaurant und Café mit einem gigantischen Ausblick. Einen kleinen Supermarkt mit frischen Gebäck und sogar eine Sauna ist dreimal wöchentlich nutzbar. Außerdem kann man Ruder- und Tretboote kostenlos ausleihen. Eine voll ausgestattete Küche und aussichtsreiche Gemeinschaftsräume runden die perfekte Location ab. Wir könnten hier Stunden im Wohnmobil am Wasser sitzen und in diese surreale Landschaft blicken. Aber wir wollen natürlich auch die faszinierende Bergwelt am Nordfjord erkunden. Und das tun wir am nächsten Tag.
Nordwestlich des Dorfes erhebt sich östlich vom See Lovatnet der Berg Hoven, auf dessen Gipfel eine Seilbahn führt. Sie ist seit 2017 die Touristenattraktion in Loen. Die Seilbahn Loen Skylift bringt uns für 55 Euro pro Person (Berg und Talfahrt, Kinder bis 6 Jahre kostenlos) in wenigen Minuten vom idyllischen Fjord zum schroffen Berggipfel auf 1011 Meter Höhe.
Von dort ist der Blick schlichtweg sensationell. Fjorde, Berge und Gletscher liegen uns sprichwörtlich zu Füßen. Die Bergstation ist ein idealer Ausgangspunkt für viele ausgezeichnete, gut beschilderte Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade.
Die Aussicht ist immer atemberaubend. Die Blicke auf die umliegende Bergwelt, den See Lovatnet, die Fjörde, die Gletscher Jostedalsbreen und Olden sind unvergesslich. Wir entscheiden uns für die aussichtsreiche Rundtour über den Gipfelkamm des Skredfjellet weiter über nach Oppheimssatra und schließlich wieder zurück zum Ausgangspunkt der Bergstation Hoven. Weite Teile der Strecke verlaufen entlang eines gut ausgebauten und markierten Kiespfades auf einem hohen Bergrücken, der uns einzigartige Panoramablicke auf den Fjord, die Berge und die umliegenden Gletscher bietet. Eine phänomenale Aussicht die ihresgleichen sucht! Nachdem wir zunächst einen mäßigen Anstieg absolviert haben, öffnet sich die grandiose Landschaft in eine weite Hochebene. Es geht ohne große Steigungen eben voran. Dann führt uns der Weg hinab in sumpfiges Gelände nach Oppheimssetra. Wir verlängern unsere Runde und steigen hinab zum idyllischen Rakssetra. Hier treffen wir auf ein schier märchenhafte Kulisse. Moosbewachsene, alte Holzhäuschen erheben sich vor der spektakulären Landschaft aus Bergen, Fjörden, Seen, Gletschern und Tälern. Wir fühlen uns wie in einer Märchenwelt. Wir schießen etliche Erinnerungsfotos, ehe wir zurück nach oben steigen, wo uns ein steiler Schotterweg wieder nach Hoven bringt. Im Schlussanstieg gilt es dann auch die meisten Höhenmeter zu überwinden. Am Ende stehen knapp 10 Kilometer und etwa 700 Höhenmeter auf der Uhr. Die Eindrücke auf dieser Rundtour bleiben unvergessen. Geschafft aber fertig kehren wir am späten Nachmittag zum Sande Camping zurück und genießen das sommerliche Wetter im hohen Norden. Und auch eine Abkühlung im eiskalten Lovatnet See darf natürlich nicht fehlen. Anschließend sitzen wir wieder vor unserem Wohnmobil und blicken staunend auf die wunderschöne Landschaft.
Natürlich wollen wir auch den letzten Tag voll auskosten. Etwas geschlaucht wachen wir auf. Heute steht die Besichtigung eines Gletschers auf dem Programm. Hierzu fahren wir in mit dem Fahrrad in das zauberhafte Kjenndalen-Tal am südlichen Ufer des Lovatnet Sees. Dort liegt am Ende des Lodal-Tales der Kjenndalen-Gletscher. Von unserem Campingplatz sind es zunächst elf Kilometer bis zum Ende des Lovatnet-Sees. Entlang der hügeligen und schmalen Straße bieten sich atemberaubende Ausblicke auf die Berge, Wälder und die Gletscherseen und Flüsse, die mit unglaublichen Blautönen aus der Landschaft herausstechen. Unmittelbar am Ufer liegt dann das Kjenndalsstova, ein wunderschönes Café, das von Mai bis September geöffnet ist. Jetzt sind es nur noch fünf Kilometer bis zu den Gletscher Ausläufern. Es beginnt eine Mautstraße (für motorisierten Verkehr). Wir fahren die Kiesstraße weiter und erblicken auch schon bald in der Ferne den faszinierenden Kjenndalen-Gletscher. Auf einem großen Parkplatz stellen wir das Fahrrad ab. Leider sind auch Reisebusse hier. Massenhaft beige gekleidete Personen quälen sich die letzten Meter durch einen kleinen Waldweg zur Aussichtsplattform. Wir lassen uns das Naturschauspiel durch den Trubel nicht verderben und wandern entlang eines steinigen Pfades schließlich die letzten Meter direkt an den Gletscherfluss unterhalb des des Kjenndalsbreen (norweg.), einem Seitenarm des gigantischen Jostedalsbreen, welcher mit einer Fläche von 487 Quadratkilometer und einer Tiefe von 600 Meter der größte Gletscher Kontinentaleuropas. Dort sind wir dann ganz alleine und können die wilde Naturkulisse hautnah genießen. Am Gletscherrand weht uns der eisige Wind ins Gesicht. Die Kraft der Natur. Wir schießen noch einige Erinnerungsfotos und machen uns dann mit unvergesslichen Eindrücken auf den Rückweg. Die Reisebusse sind inzwischen auch verschwunden. Vorbei an den milchig blauen Gletschergewässern führt uns der Weg wieder zurück zu unserem Campingplatz. Wir sind uns einig, es gibt wohl wenige Orte auf der Welt, die mit einer so prächtigen Naturkulisse aufwarten können, wie hier in der Region um den Lovatnet See. Aber auch hier läuft unsere Zeit nun ab. Morgen geht es schon weiter. Es geht weiter Richtung Süden, in die Region Bergen, die zweitgrößte und vielleicht schönste Stadt Norwegens.
Der Wecker klingelt um 5 Uhr zum Sonnenaufgang. Es liegen knapp 300 Kilometer und fünf Stunden vor uns. Wir fahren hauptsächlich die E39 entlang, vorbei an vielen Seen, Fjörden und Flüssen. Es begleitet uns wieder einmal eine magische Landschaft. Von Lavik führt uns eine Autofähre in einer 20 minütigen Überfahrt nach Oppedal. Von dort sind es dann noch 90 Minuten bis zu unserer idyllischen Unterkunft, dem Solneset Gard, einem hübsch angelegten Camping Bauernhof mit Tieren, eigenem Anbau, Spielplatz und schicken Bädern und Gemeinschaftsräumen. Sogar eine Sauna ist 24 Stunden inklusive. Der Preis ist mit 55 Euro zwar eher gehoben aber aufgrund der Leistungen durchaus gerechtfertigt. Die Lage inmitten wunderschöner Natur, an einem See, umgeben von Bergen und gleichzeitig 20 Fahrminuten entfernt von der gleichnamigen Stadt, ist ausgezeichnet.
Und Bergen ist natürlich unser erstes Ziel. Um ins Stadtzentrum zu gelangen, fahren wir zunächst knapp 10 Minuten zum Bahnhof Arna Station. Dort können wir unser Wohnmobil am kostenpflichtigen Parkplatz (ca. 50 NOK, 5 EUR für den ganzen Tag) abstellen. Von Arna verkehrt eine regelmäßige Zugverbindung (40 NOK, 4 EUR), etwa alle 20 bis 30 Minuten, zum Bahnhof Bergen. Die Bahn fährt eine Station und die Fahrtzeit beträgt gerade einmal 8 Minuten. Dann befinden wir uns schon mitten in der mit knapp 300.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Norwegens. Nur wenige Gehminuten und wir sind im Herzen des Stadt, dem historischen Hafenviertel. Bergen verbindet den Charme einer Kleinstadt mit dem urbanen Flair einer Großstadt. Die Wege sind kurz und die Sehenswürdigkeiten befinden sich in fußläufiger Nähe. Die Hauptattraktion Bergens ist zweifelsohne das das UNESCO Weltkulturerbe der Stadt, das alte Hanseviertel Bryggen. Seit 1979 befindet sich das älteste Viertel der Stadt auf der Welterbeliste und verleiht Bergen sein Erscheinungsbild. Zunächst streifen wir durch den quirligen Fischmarkt mit all seinen Delikatessen. Etliche Stände bieten hier fangfrischen Fisch aber auch Mitbringsel wie z.B. Wal-, Rentier oder Elchsalami an. Ein betörender Duft liegt in der Luft. Obwohl die Preise gesalzen sind, schlägt man hier doch gerne zu. Gleich hinter dem Fischmarkt erblicken wir dann schon die prachtvollen Hansebauten und die bunten Holzhäuser des Bryggen Viertels, auch Tyskebryggen und Hansabryggen genannt. Bis ins Jahr 1070 reicht die Vergangenheit der ältesten Stadtsiedlung zurück. Damals etablierte sich Bryggen als zentraler Knotenpunkt des hanseatischen Handels zwischen Norwegen und Europa. Die Hanse, der deutsche Kaufmannsbund, errichtete 1360 in Bryggen eine Auslandsvertretung und nahm den Bezirk fast 400 Jahre in ihren Besitz. Sie schufen hier nicht nur das Handelszentrum, sondern auch ihres Residenzen. Obwohl das hölzerne Bryggen oft Feiern zum Opfer fiel, wurde es immer wieder originalgetreu aufgebaut. Hinter der prachtvollen Fassade verbirgt sich eine geheime Welt aus Passagen, kleinen Läden, Galerien und Ateliers. Wir lassen uns durch die dunklen Gänge und Gassen treiben und erleben eine wahre Zeitreise vom Mittelalter in die Gegenwart. Denn in den ehemaligen Lagerhäusern und hanseatischen Ämtern haben sich inzwischen Designer und Künstler niedergelassen. Nach Fisch riecht es schon lange nicht mehr. Boutiquen, Schmuckläden, Kunstateliers und Cafés zieren nun die alten Kammern. Ein historisch einzigartiges und unglaublich charmantes Kulturdenkmal! Aber Bergen hat natürlich noch mehr zu bieten.
Wir ziehen weiter in Richtung der Fußgängerzone. Unweit davon befindet sich der Festplassen. Eine wunderschöne innerstädtische Parkanlage mit einem Teich, viele Bänke, einem hübschen, blumenverzierten Pavillon und herrlichem Blick auf das grüne Umland. Ein perfekter Ort um sich eine kleine Auszeit etwas abseits des Trubels des Hafenviertels zu nehmen. Unmittelbar nebenan befinden sich das Kunstviertel Bergens. So zählen die Häuser zur zweitgrößten Kunstsammlung Norwegens. Bei KODE gibt es u.a. Werke von Munch, Gude und Picasso zu bestaunen. So gibt es dort eine der größten Munch-Sammlungen der Welt. Dass Bergen viele kulturelle Highlights zu bieten hat, zeigen die Unmengen an Museen. Nicht umsonst wurde die Stadt im Jahr 2000 zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt. Wir bummeln weiter entlang der prunkvollen Häuserfassaden und entdecken immer wieder malerische Straßen mit niedlichen, bunten Holzhäuschen neben epochalen Villen. Wir staunen über das vielfältige Stadtbild der norwegischen Metropole. Dann ist es Zeit für eine Stärkung. Und die gibt es wortwörtlich im Daily Pott mitten im Zentrum. Gesunde, leckere und auch preiswerte Bowls und Suppen geben uns neuen Antrieb. Jetzt wollen wir uns zum Abschluss unseres Bergen Trips noch einer weiteren Top- Attraktion der Stadt widmen, den Floibanen. Eine alte Zahnradbahn bringt uns oberhalb des Hafenviertels für 15 EUR pro Person (Hinauf und Hinunter) hoch auf den Floyen, der Stadtberg von Bergen. Von hier oben erwartet uns eine spektakuläre Aussicht auf die Stadt und das weite Umland mit seiner faszinierenden Fjordlandschaft. Oben gibt es neben dem sensationellen Ausblick noch ein Restaurant, Café und Spielplätze. Außerdem erstreckt auf 400 Metern ein vielfältiges Wandergebiet. Zum Wandern ist es allerdings für heute zu spät, daher fahren wir vom Naherholungsgebiet über der Stadt wieder hinunter. Schließlich fahren wir mit dem Zug und vielen tollen Eindrücken von Bergen wieder nach Arna zurück.
Am letzten Tag in der Region Bergen haben wir uns für eine gemütliche Wanderung zum Ulriken entschieden, dem "Hochgebirge" mitten in der Stadt. Vom ländlichen Campingplatz Solneset geht es zunächst wieder über Arna ins Stadtzentrum nach Bergen. Von dort nehmen wir den Bus Nummer 12. Dieser bringt uns zur Haltestelle Montana. Von dort startet die leichte aber aussichtsreiche Wanderung auf den höchsten Punkt Bergens, auf 643 Meter Höhe. Alternativ kann man auch die Seilbahn Ulriksbanen nehmen. Mit fast 400 NOK, umgerechnet 40 EUR, für Berg und Talfahrt ist dann zumindest der Preis sportlich. Es gibt zwei verschiedene Varianten für den knapp 400 Höhenmeter langen Aufstieg. Neben dem normalen Steig führen auch insgesamt 1.333 Stufen, die Sherpa Treppe, auf den Gipfel. Wir entscheiden uns für diesen einzigartigen Weg. Nach etwa 45 Minuten sind wir dann auch schon oben. Von hier blicken wir noch weiter wie vom gestrigen Floyen auf die sagenhafte Landschaft Bergens. Berge, Fjörde und das Meer soweit das Auge blickt. Wunderschön! Ein herrlicher Abschluss. Übrigens erstreckt sich auch auf dem Ulriken ein ausgezeichnetes Wandernetz. So kann man zum Beispiel auf insgesamt knapp 15 Kilometern auf den Floyen hinüber wandern, oder umgekehrt. Uns reichen für heute aber die 1.333 Sherpa-Treppen, denn am nächsten Tag geht es schon wieder weiter. Es erwartet uns die letzte Station in Norwegen, der spektakuläre Kjerag am Lysefjord.
Obwohl es nur 350 Kilometer zu unserem nächsten Stopp sind, fahren wir wieder über sieben Stunden. Gerade auf dieser Strecke ist das Tempolimit gering und es sind zudem einige knifflige Passstraßen zu überwinden. Außerdem stehen zwei Fährfahrten auf dem Programm. Entlohnt werden wir mit Ausblicken auf die atemberaubenden Landschaften, die am Streckenrand an uns vorbeiziehen. Zunächst führt uns der Weg über die noch Recht komfortable E39 an der Küste entlang Richtung Süden. Neben den zwei Fahren (je 20 und 30 Minuten), geht es durch viele Tunnel und Brücken. Fjorde folgen auf Meeresengen. Dann verlassen wir schließlich die E39 und biegen Richtung Osten ins Landesinnere ab. Auf der Landstraße 450 wird die Strecke schmaler und kurvenreicher. Dann geht es die Passstraße Lyseveien hinauf. Nun wird es mit unserem 7 Meter langen "Schiff" anspruchsvoll. Vom Meeresspiegel auf 600 Meter. Mit Gegenverkehr wird es zudem sehr eng. Mit bedachtigen Tempo schleichen wir hinauf. Unser Übernachtungsort liegt unterhalb unseres eigentlichen Ziels, dem spektakulären Kjeragbolten. Den Ausgangspunkt der für morgen geplanten Wanderung, den
mautpflichtige Parkplatz Öygardsstolen, passieren wir am Scheitelpunkt des Passes. Nun führt die schmale Straße in sage und schreibe 27! scharfen und aufeinander folgenden Serpentinen in 6 Kilometern nach unten in den abgelegenen Ort Lysebotn. Gerade mit schwerem Gefährt eine echte Herausforderung. Die Bremsen sind hier schnell an der Überbelastung. So rollen wir langsam hinab und gelangen zum Kjerag Lysebotn Camping, dem nächstgelegenen Campingplatz für die Wanderung zum Kjeragbolten. Die Campinganlage ist in eine sagenhafte Naturkulisse eingebettet. Direkt am Ende des wunderschönen Lysefjords ragen die Steilwände bis zu 1.000 Meter in die Höhe. Auf dem weitläufigen Areal gibt es neben den üblichen Einrichtungen, wie WCs, Duschen und Gemeinschaftsküche, auch ein Café und Restaurant. Der Ort Skibotn selbst ist wirklich winzig und wir fühlen uns in der verlassenen Lage wie am Ende der Welt. Übrigens kann man die Gemeinde in der Region Sandnes auch mit der Fähre erreichen. Diese sollte für PKWs allerdings frühzeitig gebucht werden. Dann umgeht man auch die abenteuerliche Abfahrt hierher. Nun noch ein paar Worte zum Lysefjord, den wir in unserem Reiseblog zu der Region Stavanger bereits vorgestellt haben.
Er ist einer der beeindruckendsten und größten Fjorde im Süden Norwegens. Er ist 40 Kilometer lang und wird von imposant steilen Bergen gesäumt, von denen einige über 1.000 Meter hoch sind. Der Lysefjord ist nicht nur lang und schmal, sondern stellenweise auch so tief, wie die Berge an den Ufern hoch sind! An seiner Mündung nicht weit von Stavanger ist er nur 13 Meter tief, während die Wassertiefe unterhalb des berühmten Preikestolen-Felsens (Bericht Stavanger) über 400 Meter beträgt.
Am nächsten Tag brechen wir dann früh zu unserer Wanderung zum Kjeragbolten auf. Der fünf Quadratmeter große Steinmonolith, der auf über 1.000 Metern zwischen zwei steilen Felswänden eingeklemmt ist und an dessen Enden es eben diese 1.000 Meter auch wieder hinab geht, ist neben dem Preisestolen und der Trolltunga die wohl spektakulärste Natursehenswürdigkeit Norwegens. Natürlich ist sie auch dementsprechend beliebt. Und das merken auch wir bei unserer Wanderung zum Bolten. Obwohl wir früh aufbrechen sind wir auf der knapp 10 Kilometer langen Strecke selten alleine. Der Weg zum Felsplateau des Kjerags beginnt am Oygardstolen, einem Restaurant und Parkplatz auf 640 Metern. Fürstliche 300 NOK, umgerechnet 30 Euro, kostet das Tagesticket für dieses Norwegen Highlight. Von 6 Uhr bis 22 Uhr ist der Parkplatz geöffnet. Übernachten oder Campen ist leider nicht gestattet. Von dort führt uns der Weg in rund zwei Stunden durch teilweise mühsames Gelände. Der Weg ist an den steilen Steinhängen teilweise mit Eisenketten gesichert. Wenn es trocken ist, kein Problem. Ist es feucht und nass, kann es dagegen auf den glatten Steinplateaus unangenehm rutschig werden. Aber Petrus ist auf unserer Seite, milde 20 Grad und Sonne pur. So steht unserem Fotohighlight also nichts mehr im Wege. Auf der Strecke überwinden wir zwei steinige Berghänge, die mit Seilen gesichert sind. Außerdem steigen wir in zwei sumpfige Täler hinab. Wir erhalten sensationelle Ausblicke auf die gigantischen Berge, die funkelnden Seen und den tiefblauen Fjord in der Tiefe. Für geübte Wanderer ist die Wanderung sicherlich leicht zu bewältigen. Aber ein Großteil der Leute, die uns begegnen, sehen eher so aus als ob sie gerade den Müll runterbringen. Einige klammern sich hilfesuchend an die Stahlseile. Wieder andere sind nach wenigen Höhenmeter dem Kollaps nahe. Das breite Spektrum der Wandersleute hier am Kjerag könnte der Stoff einer Komödie sein. Okay, teilweise mit Hang zum Drama. Aber letztendlich verfolgen alle das gleiche Ziel. Ein Happy End am Kjeragbolten! Als wir gegen halb 10 vormittags ankommen, sind wir natürlich weit davon entfernt die Ersten zu sein. Dennoch warten nur wenige in der Schlange vor uns, so dass wir schnell an die Reihe kommen und den wagemutigen Schritt auf den schwindelerregenden Felsen setzen können. Sekunden des des Adrenalins und definitiv nichts für schwache Nerven! Ein falscher Schritt und es geht 1.000 Meter hinab. Nicht umsonst gilt der Kjeragbolten als einer der gefährlichsten Fotospots der Welt. Fast ein Wunder, dass bei diesem enormen Andrang hier noch zu keinem Absturz kam. Zum Glück bleibt das auch heute so und wir können den Monolithen wieder auf das sichere Festland verlassen. Von dort genießen wir den fantastischen Blick hinab auf den Lysefjord und amüsieren uns über die skurillen Besteigungen und Posen auf dem Kjeragbolten. Unser Foto ist schließlich im Kasten. Als es nach einiger Zeit dann aber zu voll wird, verlassen wir die Felsenge und steigen über das weite Steinplateau die fünf Kilometer wieder hinab zum Ausgangspunkt. Dabei begegnen uns natürlich noch viele weitere elustre "Bergsportler", die sich nach oben quälen. Fast neidische Blicke entgegnen uns beim Abstieg. Fazit: Eine wunderschöne Wanderung mit einem weltweit einzigartigen Fotomotiv. Aber leider viel zu überlaufen mit "Turnschuh-Touris". Die Tour zum Kjeragbolten ist übrigens nur in den eisfreien Monaten von Juni bis September begehbar. Am Kjerag endet nun auch unser Abenteuer in Norwegen. Das skandinavische Land hat uns mit seiner unbändigen Natur und seinen kulturellen Schätzen in den Bann gezogen. Wir kommen wieder! Nun geht es noch die Passstraße hinab und der E9 folgend an die Südküste. Nach 3,5 Stunden erreichen wir Kristiansand. Wir setzen von dort mit der Fähre nach Hirthals in Dänemark über, ehe es direkt zu unserer letzten Station, der deutschen Nordseeküste am Wattenmeer, geht.
Der Fähranbieter Fjordlines bringt uns in knappen 2,5 Stunden hinüber auf das dänische Festland. In der Hauptreisezeit im August und zudem mit einem 7 Meter langen Wohnmobil ein teures Vergnügen. Umgerechnet 280 EUR sind fällig. Außerdem solltet ihr die Fähre in den Sommermonaten nicht zu kurzfristig buchen, denn die Stellplätze für Wohnmobile und PKWs sind schnell vergriffen. So haben wir unsere Fähre bereits vor über einer Woche gebucht. Nachdem wir in Hirthals angekommen sind, fahren wir knapp 450 Kilometer und 4,5 Stunden an das Wattenmeer nach Büsum. Nach all den vielen Stationen und Erlebnissen auf unserer nunmehr über fünfwöchigen Nordkap Rundreise ist es nun Zeit für ein paar entspannte Tage mit Nordsee-Romantik. Ein perfekter Ausklang! So verbringen wir in Büsum im Nationalpark Wattenmeer unsere letzten vier Tage. Diesmal steht vorallem relaxen auf dem Programm. Das sommerliche Wetter und der mondäne Fischerort Büsum die idealem Rahmenbedingungen hierfür. Und auch der Campingplatz Nordsee lässt keine Wünsche offen. Direkt hinter dem Deich gelegen, sind es nur wenige Schritte zum Meer, an dem sich die Familienlagune Perlenbucht befindet, ein großzügiges Bade- und Freizeitareal. Die neu erschaffene Insel zählt zu den modernsten Stränden an der Nordseeküste in Schleswig-Holstein.
Es gibt jeweils ein Bade- und Wassersportbecken mit einer großzügigen Seebrücke, die zu einem terrassenartigen Einstieg ins Watt führt. Dort befinden sich auch diverse Bars und Serviceeinrichtungen. Zudem gibt es schöne Spielplätze direkt im Sand am Meer. Ein idealer Ort für Familien mit Kindern. Auf der anderen Seite und seeseitig führt eine weitläufige Promenade auf dem Deich in 1,5 Kilometern in das Zentrum und zum Hafen von Büsum. Dort laden unzählige Geschäfte, Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Natürlich sind Fischbrötchen dort der Renner. Die mitunter Besten davon, gibt es direkt am Hafenbecken in der alten Bar Hafenpick. Wir schnappen uns ein Krabbenbrötchen und sehen dem quirligen Treiben zu. Immerhin ist Büsum mit seinem gerade einmal 5.000 Einwohnern nach Sankt Peter-Ording und Westerland der drittgrößte Fremdenverkehrsort an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Dennoch ist die Atmosphäre auch im August, durch die breit angelegten Wege und Plätze, meist entspannt. Bei über 25 Grad haben wir zum Abschluss nochmals bestes Badewetter. Und auch die Nordsee selbst ist mit gut 20 Grad überdurchschnittlich "warm". Nach den norwegischen Gewässern empfinden wir dies zumindest so. Aber nicht nur Baden an den familienfreundlichen Stränden der Perlenbucht ist angesagt. Wir machen unsere ersten Erfahrungen mit dem Wattenmeer und wandern zur Abwechslung Mal ganz anders. Zunächst müssen wir uns an den matschigen, fast schlammigen, Untergrund gewöhnen, aber dann finden wir Gefallen an dem wohltuenden Spaziergang im Watt. Vorallem eine Wohltat für die Füße! Wir atmen die herrlich salzige Meerluft ein und horchen dem Schnattern der Vögel, während eine frische Brise für die nötige Abkühlung sorgt. Das ist Nordsee pur. Übrigens werden auch geführte Wanderungen im Watt angeboten. Hierbei erhält ihr von einem Biologen interessante Einblicke in das vielfältige Leben im Watt. So zählt das Wattenmeer, das sich über eine Größe von 11.500 Quadratmeter in der Nordsee bis Dänemark erstreckt, mit seinen über 10.000 Tier- und Pflanzenarten seit dem Jahr 2009 zum UNESCO Welterbe. Nach unseren ersten Erfahrungen im Watt sind wir fasziniert von dem starken Einfluss der Gezeiten. Im Zusammenspiel mit Mond und Sonne wechseln sich Ebbe und Flut zweimal täglich ab und sorgen für ein einzigartiges Landschaftsbild. Die letzten Tage unter der norddeutschen Sonne ziehen an uns vorbei. Am letzten Tag wollen wir aber doch nochmal etwas unternehmen. Auf Büsum werden diverse Bootsausflüge angeboten. Neben täglichen Fangfahrten, gibt es Sunset Touren oder auch Fahrten zu den vorgelagerten Seehundebänken. Wir entscheiden uns allerdings für einen Tagesausflug auf die einzige deutsche Hochseeinsel, nach Helgoland.
Die Reederei Adler und Eils bringt uns mit der MS Funny Girl in 2,5 Stunden für 52 EUR pro Person (Kinder 0 bis 4 kostenlos, unser Glück) Helgoland, auch Deät Lun genannt. Alternativ wird die Überfahrt in der Hauptsaison auch mit einem Highspeed Katamaran angeboten, der die Strecke sogar in 1 Stunde 45 Minuten bewältigt. Das Schiff Funny Girl ist gut ausgelastet. Viele Urlauber zieht es auf die kleine Insel mitten im endlosen Blau der Nordsee. Dies ist nicht nur der besonderen Schönheit der Insel geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass man dort noch zollfrei und ohne Mehrwertsteuer einkaufen kann. So lohnen sich vorallem Spirituosen, Zigaretten und Kosmetik, aber auch Bekleidung. Wir sind aber vorallem gekommen um die Nordseeinsel zu erkunden, denn die Zeit ist knapp bemessen. Keine vier Stunden Aufenthalt stehen uns zur Verfügung. Schon nach wenigen Minuten auf Helgoland ist uns klar, dass wir gerne länger geblieben wären. Denn das Eiland ist äußerst sehenswert und macht Lust auf mehr bzw. auch Meer. Nächstes Mal bleiben wir länger. So ziehen wir aber heute mit hunderten Tagesgästen, die von den Schiffen strömen, entlang der bunten Hummerbuden, die uns an der Hafenpromenade empfangen. Die früheren Schuppen und Werkstätten der Fischer beherbergen nun etliche Duty Free Shops, die wiederum unzählige Schnäppchenjäger anziehen. Aber auch wir staunen über die moderaten Preise hier. Helgoland ist unterteilt in ein Unterland, indem sich eben jene Buden, weitere Geschäfte, die Promenade und die Strände befinden und das Oberland, indem sich neben weiteren Geschäften vorallem die landschaftliche Pracht der Insel zeigt. Die urwüchsigen, pittoresken roten Felsen, der weiße Sand der Badedüne und das blau-grüne Meer in der Ferne. Die unberührte Natur mit ihren seltenen Seevögeln zeigt sich im Oberland an den Klippen besonders eindrucksvoll. Auf dem gut ausgebauten Spazierwegen erhalten wir sensationelle Ausblicke auf die atemberaubende Landschaft. Die gerade einmal 170 Hektar große Insel mit ihren 2.000 Einwohnern ist schnell abgelaufen. Der Inselrundweg oberhalb der Klippen ist nur wenige Kilometer lang. Nachdem wir den mit 61 Metern hohen Pinneberg, den höchsten Punkt Helgolands, bestiegen haben, geht es zum Wahrzeichen der Nordseeinsel. Die lange Anna ist ein 47 Meter hoher Brandungspfeiler aus rotem Buntsandstein und erhebt sich vor den Klippen. Ein wunderschöner Anblick. Leider können wir die imposante Naturkulisse nicht länger bestaunen, denn unser Schiff zur Rückfahrt wartet schon. So gehen wir in das autofreie Unterland zurück. Mit unvergesslichen Eindrücken verlassen wir schließlich Helgoland und kommen hoffentlich bald wieder auf die einzige Hochseeinsel Deutschlands. Am Helgolandkai in Büsum werden wir dann gebührend aber zum Glück nicht gebührenpflichtig vom Zoll in Empfang genommen. Die Freigrenzen werden kontrolliert. Zurück am Nordsee Campingplatz verbringen wir dann unsere letzten Abend unserer ereignisreichen Rundreise. Wir haben unser Ziel, das Nordkap, tatsächlich erreicht und nebenbei unzählige fantastische Urlaubsmomente erlebt.
Am nächsten Tag geht es früh morgens um vier Uhr zurück nach München. Die letzten 900 Kilometer schaffen wir schließlich auch noch. Nach über 8.000 Kilometer in fünf Ländern und knapp sechs Wochen freuen wir uns auch wieder auf Zuhause. Die Erlebnisse und Erfahrungen auf unserer Reise in den hohen Norden werden immer in Erinnerung bleiben. Wir hoffen euch hat unser Reisebericht gefallen und ihr konntet nützliche Informationen für euer eigenes Abenteuer sammeln. Die nächste Reise steht schließlich schon vor der Türe.
Wunderschöner Beitrag, allerdings bezweifle ich, dass ihr zum Nordkap fahren könnt, denn das erreicht man nur zu Fuss.
Mit dem Auto geht es nur ans Nordkapp mit PP an Ende, den dies ist die eigentliche Region rund um das Kap.
Herzlichst eure Freunde von der eNordkapp-Challenge.org, welche jedes Jahr im Winter da hoch fahren.