Thomas Gräbel
Urlaub am Ohridsee - Die Perle Nordmazedoniens
Aktualisiert: 20. Mai
Es gibt sie noch! Die unbekannten und geheimnisvollen Reiseziele bei uns in Europa! Ihr wollt im Urlaub Abenteuer, Kultur und Natur miteinander verbinden? Dann ab nach Nordmazedonien! Bei vielen Reisenden fliegt die ehemalige jugoslawische Teilrepublik noch unter dem Radar. Ein Vorteil, den es auszunutzen gilt. Denn das südöstlich auf der Balkanhalbinsel gelegene Binnenland hat sich noch weitgehend seine Ursprünglichkeit bewahrt und gilt als absoluter Geheimtipp. Mit seinen reichen Kulturschätzen, die von der Antike über das Mittelalter bis hin zum Sozialismus reichen, bietet Nordmazedonien eine der spannendsten und bewegtesten Historien Europas. Imposante Burg- und Festungsanlagen, römische Prachtbauten und sagenumwobene Klöster sind nur einige Zeitzeugen der Vergangenheit des Landes. Daneben empfängt das kleine Balkanland seine Besucher mit einer atemberaubenden und vielfältigen Natur, die in dieser Form nur selten in Europa zu finden ist. So befindet sich in den Nationalparks eine einzigartig artenreiche Flora und Fauna. Fast 80 Prozent der Fläche Nordmazedoniens ist mit Berglandschaft bedeckt. Eine ideale Kulisse für jegliche Art von Bergsport, wie etwa Wandern, Klettern, Paragliden oder Mountainbiken. Aber auch kristallklare Seen laden in den Sommermonaten zum Baden und Wassersport ein. Neben den Kulturgütern und der Naturschönheit des Landes, ist unbedingt die authentisch gelebte Gastfreundschaft der Einheimischen hervorzuheben. Man fühlt sich wirklich Willkommen, als Gast und Freund. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und freundlich. Keine Selbstverständlichkeit in manch anderen Urlaubsländern. Natürlich muss auch die vorzügliche Kulinarik Nordmazedoniens erwähnt werden. Von deftiger, hausgemachter Balkanküche, bis hin zu orientalischen Küche ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ihr seht also, es gibt ziemlich viele Gründe die Balkanrepublik zu besuchen, denn fernab des Massentourismus hat sich das kleine Land vorallem den Reiz des Abenteuers gewahrt.
Ehe es nun aber in eine wunderschöne Region des Balkanstaates geht, wollen wir euch noch einige Fakten und Informationen zu Land und Leuten geben. Seit seiner friedlichen Loslösung von Jugoslawien im Jahr 1991 besteht der Staat in seiner heutigen Form. Jedoch wurde erst im Jahr 2019 die Republik Nordmazedonien ernannt. Sie ist Teil der weitaus größeren Region Mazedonien. Geschichtlich wurde das Land vorallem von Alexander dem Großen, auch Alexander der III. von Mazedonien genannt, geprägt. Unter ihm dehnte sich das Reich gewaltig aus. Aber auch die Römer und Osmanen besetzten das Gebiet viele Jahrhunderte. Aufgrund der besonderen Lage zwischen Orient und Okzident war die Region immer wieder Spielball der Großmächte. Dadurch ist sie heute eine reichhaltige archäologische Fundgrube, die immer wieder neue Schätze ans Tageslicht bringt. Das heutige Nordmazedonien ist nach seiner turbulenten Vergangenheit zu Ruhe gekommen. Es ist inzwischen ein äußerst friedliches und stabiles Land geworden. Die Kriminalitätsrate ist sehr gering. Nordmazedonien gilt daher als sehr sicheres Reiseziel. Gerade einmal zwei Millionen Menschen leben in der Balkanrepublik, die 25.000 Quadratkilometer Fläche umfasst. Die Meisten davon, etwa 500.000, in der Hauptstadt Skopje. Die Religion der Bevölkerung ist zu etwa zwei Drittel mazedonisch-orthodox und einem Drittel muslimisch. Obwohl Nordmazedonien seit 2020 NATO Mitglied ist, gehört es nicht der EU an (lediglich EU-Beitrittskandidat). Die Währung ist die Denar (MKD). Das Land grenzt im Norden an Serbien, im Nordwesten an den Kosovo, im Osten an Bulgarien, im Süden an Griechenland und im Westen an Albanien. Das Klima ist kontinental geprägt. Die Sommer werden also sehr heiß und trocken, im Winter kann es dagegen teilweise sehr kalt und nass werden. Soweit also die Fakten. Es kann also losgehen.
Unser Abenteuer spielt sich in einer der schönsten Regionen Nordmazedoniens ab, am legendären Ohridsee im äußersten Süden des Landes. Der Ohridsee liegt auf 695 Meter und grenzt an Albanien und gilt als ältester See der Erde. So soll er bereits seit zwei bis fünf Millionen Jahren in seiner heutigen Form existieren. Seit 1980 zählt er zum UNESCO Welterbe. Vorallem in den Sommermonaten zieht es die Nordmazedonier an ihre "Küste", den größten See des Landes. Der 350 Quadratkilometer große und fast 300 Meter tiefe Ohridsee ist umschlossen von bis über 2.000 Meter hohen Bergen, u.a. des Galicica Nationalparks, der ebenso zum UNESCO Welterbe zählt. Der südwestliche Teil des Sees gehört zu Albanien. Neben der atemberaubenden Naturkulisse aus kristallklarem See und wildromantischer Bergwelt, verzaubert vorallem die Altstadt von Ohrid seine Besucher. Enge, verschlungene Gassen und weiß getünchte Häuser schmiegen sich an den Hang des Sees. Dazwischen erheben sich uralte Klöster und Kirchen. Überthront wird alles von einer mächtigen Festungsanlage. Nicht umsonst gehöhrt auch die Altstadt Ohrids zum UNESCO Welterbe und zählt zu den schönsten Orten Nordmazedoniens. Als wir uns vom Memminger Flughafen mit WIZZ Air auf die zweistündige Flugreise begeben, haben wir noch wenig Vorstellung von Ohrid und der Region des gleichnamigen Sees. Eine Woche später kehren wir begeistert und mit vielen unvergesslichen Eindrücken und Erlebnissen zurück. Das Fazit, wir kommen wieder! Es ist Mitte Mai als wir an den Ohridsee reisen. Eine gute Reisezeit für die Region ist von Mai bis Juni und September. Dann ist es bereits meist schön warm aber nicht zu heiß. Ideale Voraussetzungen um zu Baden (wobei im Mai der See doch recht kalt ist) und auch die traumhafte Umgebung zu erkunden. Im Juli und August kann es dann sehr heiß und voll am Ohridsee werden. Viele Einheimische zieht es dann an "ihr Meer". Am winzigen internationalen Flughafen Saint Paul the Apostle, keine 15 Fahrminuten von der Altstadt Ohrid entfernt, werden wir vom liebenswerten Besitzer unserer Unterkunft abgeholt. Die Apartments By the Lake, unmittelbar in der Altstadt und am Seeufer gelegen, sind unser Zuhause für die nächsten sieben Nächte. Falls ihr vorhabt einen Mietwagen zu nehmen, empfehlen wir euch diesen vor den Toren der Altstadt abzustellen. In den teils steilen und verwinkelten Gassen geht es nämlich äußerst eng zu. Geschweige denn die Suche nach einem Parkplatz. Als wir im Apartment ankommen, genießen wir von unseren Fenstern erst einmal den atemberaubenden Ausblick auf den See und die faszinierende Landschaft. Schon die ersten Eindrücke vermitteln Urlaubsfreude pur!
Nun werfen wir uns aber in das Gassengewirr der Altstadt. Die Orientierung fällt leicht. In der knapp 50.000 Einwohner Stadt am Seeufer sind die meisten Sehenswürdigkeiten fußläufig und schnell erreichbar. Der Kinderwagen ruckelt über die uralten Pflastersteine der Varos (Altstadt). Hinter jeder Kurve entdecken wir wunderschöne Fotomotive. Die so typischen weißen nach oben gefächerten Altstadthäuser verleihen dem Ort sein unverwechselbares Markenzeichen. Herausragende archäologische Funde (Gruft mit Gold, Bronze, Keramik und einer goldenen Totenmaske) belegen bereits eine Hochkultur im fünften Jahrhundert vor Christus. Im Jahr 200 vor Christus kamen die Römer und legten den Grundstein des heutigen Ohrids, damals Lihnid genannt. U.a. bauten sie das antike Theater der Stadt. Lihnid wurde zur wichtigen Station der Via Egnatia. So kam mit den Reisenden auch das Christentum im vierten Jahrhundert in den Ort. Zeitzeuge dieser Christianisierung ist vorallem die Basilika Plaosnik. Unter der byzantinischen Herrschaft wurde Lihnid schließlich zu Ohrid. Die berühmten Missionare Kliment und Naum prägten Ende des 9. Jahrhunderts Stadt und Region grundlegend. Während Kliment Bischof von Ohrid wurde, die erste slawische Hochschule gründete und die Stadt zum Zentrum für slawische Literatur, Kultur und Bildung machte, erbaute Naum das nach ihm benannte Kloster am Ende des Sees (hierzu unten mehr). Im Mittelalter baute König Samuil die imposante Festung über der Hauptstadt seines damaligen Reiches. Aber schon kurz darauf fiel die Stadt 1018 wieder in das Reich von Byzanz. Als die Osmanen dann Jahrhunderte lang an der Macht waren, wurde der Bischofssitz aus Ohrid verlegt. Die bewegte Vergangenheit hat im Stadtbild natürlich ihre Spuren hinterlassen. So sind vorallem die wunderschönen mittelalterlichen Kirchen geblieben. Wenige Schritte von unserer Unterkunft entfernt befindet sich die Sveti Sofija. Sie war einst Kathedrale des Bischofs und beherbergt im Inneren uralte Fresken. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Sveti Bogorodica Perivlepta (Eintritt etwa 2 bis 3 EUR bei den meisten größeren Sehenswürdigkeiten). Sie befindet sich in einem höheren Teil der Altstadt unterhalb der Samuil Festung. Auf einem Hügel gelegen genießen wir von hier oben einen atemberaubenden Fernblick über den Ohridsee. Nachdem die Sveti Sofija unter den Osmanen zur Moschee umfunktioniert worden war, verlegte man den Bischofssitz zunächst hierher. Auf unserer sakralen Rundtour darf natürlich nicht die oben erwähnte Kirche von Kliment fehlen, die Plaosnik. Unglaublich diese epochalen Bauwerke auf dieser kleinen Fläche zu bestaunen. So soll es in der Region des Ohridsees gar 365 Kirchen und Klöster geben. Eine Zahl, die die kulturelle Hinterlassenschaft und Bedeutung dieses Gebietes zeigt. Nicht umsonst wird Ohrid auch das Jerusalem des Balkans genannt. Nachdem wir noch auf die Burgmauern der Samuils Festung geklettert sind, zieht es uns in den darunter liegenden Stadtwald, der mit herrlichen Trails durch die Wälder und entlang der Küste verläuft. Die Ausblicke von dort auf die die blühende Landschaft und den Ohridsee sind schlichtweg sagenhaft. Hier treffen wir dann auch auf die wohl bekannteste und meistfotografierte Kirche. Die zwischen 1130 und 1150 erbaute Kirche des heiligen Johannes von Kaneo (mazedonisch: Sveti Jovan Kaneo). Sie steht auf einem Felsvorsprung am Rande der Altstadt Ohrids und offenbart einen atemberaubenden Ausblick auf den ältesten See der Erde. Über Treppen führt uns der Weg entlang des Strandes von Kaneo über Stege entlang einer steilen Felswand zurück zu unserem Apartment By the Lake. Aber das war noch nicht alles. Richtung Hafen verlaufen nämlich die schönsten Gassen der Altstadt. Hier laden unzählige Boutiquen, Restaurants und Bars zum Verweilen ein. Als Mitbringsel besonders beliebt ist die berühmte Ohrid Perle. Dementsprechend viele Läden mit Perlenschmuck reihen sich aneinander. Aber Achtung, nur die Familienbetriebe Filevi und Talevi verkaufen tatsächlich auch die originalen Ohridperlen und führen das traditionelle Handwerk bis heute noch aus. Die meisten anderen Läden bieten oft billige Fälschungen an. Am Ende der Altstadtgassen öffnet sich oberhalb des Hafens, an dem unzählige Anbieter Werbung für ihre Ausflugsboote machen, dann der weitläufige und autofreie zentrale Platz. Durch die blühende und gepflegte Parkanlage gelangen wir in die Fußgängerzone. Etliche Geschäfte laden hier zum Shoppen ein. Und auch die Perlen sind dort natürlich mittendrin. Am Ende der Fußgängerzone wird es orientalisch und wir gelangen in das quirlige Bazarviertel von Ohrid. Gefälschte Markenware wo das Auge hinblickt. Viele Grillrestaurants locken die Besucher mit schnellen und preiswerten Speisen an. Auch wir schlagen zu. Anschließend lassen wir uns wieder durch die pittoresken Gassen treiben. Übrigens ist Nordmazedonien und Ohrid nicht nur kulturell ein Leckerbissen. Die Restaurants der Stadt sind vorzüglich und das Preis-Leistungsverhältnis für mitteleuropäische Maßstäbe nicht zu übertreffen. Bereits für wenige Euro (1 EUR entspricht etwa 60 Denar) bekommt ihr tolle Hauptgerichte. Traditionell und hausgemachtes Essen findet ihr u.a. bei VIVA Ksantika unweit des zentralen Platzes. Meistens kann man übrigens auch mit Euro oder Kreditkarte zahlen, so dass Geld wechseln nicht unbedingt notwendig ist. Was jedoch notwendig ist, ist eine SIM Karte zu holen, falls ihr keine hohen Roaming Kosten haben und unterwegs "surfen" wollt . Bei A1 am Hauptplatz gibt es für umgerechnet 5 EUR 20 GB. Mit bestem LTE Netz ausgestattet schlendern wir an der großzügigen Promenade am Seeufer entlang und erhalten dabei fantastische Ausblicke auf das einzigartige Stadtbild Ohrids.
Am Ende hat uns Ohrid mit seinem kulturellen Charme und dem historischen Ambiente und der sagenhaften Naturkulisse in seinen Bann gezogen. Es ist zweifelsohne die Perle Nordmazedoniens.
Doch es gibt noch weitere Highlights am Ohridsee, die es zu entdecken und bestaunen gibt. Ja der Name klingt durchaus etwas makaber, "Bay of Bones". Dieser sonderbare Ort befindet sich 16 Kilometer südlich von Ohrid entfernt, bei Pestani. Bei der Bay of Bones handelt es sich aber nicht um eine "Knochenbucht", wie der Name zunächst vermuten lässt, sondern um ein Museum auf dem Wasser. Im Jahr 1997 entdeckten Taucher die Reste einer prähistorischen Pfahlsiedlung. Nach mehrjähriger archäologischer Forschung wurde aufgrund der einzigartigen Fundstücke und der 6.000 Pfahlreste die einstige Pfahlsiedlung rekonstruiert. Ein auf dem Wasser gelegenes, begehbares Dorf aus 24 original getreu ausgestatteten Lehmhütten entstand. Im 12. bis 7. Jahrhundert vor Christus sollen die Menschen hier so gelebt haben. Das Urdorf soll aus etwa 60 Hütten bestanden haben. Neben der historischen Bedeutung ist aber vorallem die Kulisse der Bay of Bones (Eintritt in das Dorf 200 Denar) wunderschön. Schon vom Parkplatz oberhalb der Bucht glänzt das Wasser, das das Dorf umgibt in funkelnden grün-blauen Tönen. Umgeben von den grünen Hängen des Galicica Nationalparks lädt dieser Ort zum Träumen ein. Sind wir wirklich noch in Nordmazedonien!? Oder bereits in der Karibik oder Asien?
Gleich oberhalb der Bay of Bones warten auf uns die Berge des wildromantischen Galicica Nationalparks. Die zum UNESCO Welterbe zählende Gebirgslandschaft zählt mit seiner Flora und Fauna zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Viele entfliehen dem sommerlichen Trubel am Ohridsee hier hinauf in die Bergwelt. Gegen eine Gebühr gelangt man vom Seeufer südlich vom Dorf Trpejca die Passstraße entlang endloser Serpentinen hinauf bis auf den Aussichtspunkt Koritski Rid auf 1.421 Meter. Der höchste Punkt der Passstraße ist dann Lipova Livada auf 1.568 Meter. Hier treffen sich auch die Paraglider. Ebenso führt von dort der Wanderpfad zum höchsten Punkt des Galicica Nationalparks, den 2.245 Meter hohen Gipfel des Magaro. Der sieben Kilometer lange Rundwanderweg führt in etwa 3 Stunden durch die fast unberührte Natur. Von den Aussichtspunkten genießen wir spektakuläre Ausblicke auf den Nationalpark und den spiegelglatten Ohridsee. Wunderschön! Über die Passstraße hinab gelangen wir dann zum zweiten großen See Nordmazedoniens, den nebenliegenden Prespasee. Der See grenzt an das Dreiländereck Nordmazedonien, Albanien und Griechenland. Auch hier erhalten wir entlang der Straße einen herrlichen Fernblick hinab auf den Prespasee, der vom Tourismus noch kaum erschlossen ist.
Aber es muss garnicht das Auto sein um den Galicica Nationalpark zu erkunden. Direkt aus der Altstadt von Ohrid führen schöne Trails hinauf in die Bergwelt. Der Rundweg LEKO -prodolzena Ramne führt uns oberhalb der Stadt durch malerische Dörfer und durch dichte Wälder. Immer wieder erhalten wir dabei atemberaubende Ausblicke auf Ohrid und den gleichnamigen See. Der Rundweg kann verlängert oder verkürzt werden. Insgesamt sind etwa 14 Kilometer und 900 Höhenmeter zu überwinden. Es empfiehlt sich bei den Touren allerdings ein GPS Tracker, da die Beschilderung nicht immer gut ist.
Die Bergwelt des Galicica Nationalparks hat sich bis heute seine Ursprünglichkeit bewahrt und ist perfekt für alle Bergsportler, die individuelle Abenteuer in einer einzigartigen Flora und Fauna suchen.
Weiter führt uns unsere Reise zu den schönsten Plätzen des Ohridsees nach Sankt Naum. Wie bereits oben erwähnt ist das Kloster nach dem Missionar, dem heiligen Naum benannt und Ende des 9. Jahrhunderts erbaut bzw. gegründet worden. Das Kloster liegt im äußersten Süden des Sees unmittelbar an der Grenze zu Albanien und gilt wohl als der heiligste Ort Nordmazedoniens. Dementsprechend populär und beliebt ist das Kloster. Naum gilt nicht nur als Erfinder der ersten slawischen Schriftsprache (kyrillisch), sondern soll auch über besondere Heilkräfte verfügt haben. So soll er Geisteskranke und Besessene im Kloster geheilt haben. Zumindest steht fest, dass das Kloster bis ins 19. Jahrhundert als Sanatorium für psychische Erkrankungen genutzt wurde. Einst wurde das Kloster von den Osmanen niedergerissen und im 16. Jahrhundert wieder aufgebaut. Von Ohrid verkehren täglich Shuttle Boote für 15 EUR zum Kloster und zurück. Das Klostergelände besteht allerdings nicht nur aus dem tatsächlichen sakralen Gebäuden, sondern ist von einer mystischen Quellen- und Flusslandschaft umgeben. Trotz der unzähligen Touristen fühlen wir hier Ruhe und Entspannung. Ein Restaurant am Flußufer lädt mit schwimmenden Gasträumen zur Einkehr ein. Wir genießen dort das wunderbare Ambiente ehe es uns in den Klosterbau zieht. Dass wilde Pfaue durch den Hof des Klosters stolzieren tut der idyllischen Kulisse da natürlich keinen Abbruch. Im Inneren der Kirche staunen wir über die Jahrhunderte alten Fresken und die reiche Ikonensammlung.
Unsere letzten Stationen befinden sich am westlichen bzw. nördlichen Seeufer. Das malerische Fischerdorf Radozda ist der letzte Ort vor der albanischen Grenze und liegt idyllisch unterhalb eines steilen Berghangs. Radozda ist vorallem bekannt für seine Forellen. Die endemische Ohrid Forelle gilt als Delikatesse und wird in dem kleinen Ort mitunter hervorragend zubereitet und serviert. Die vielen Fischrestaurants am Seeufer haben sich darauf spezialisiert. Natürlich kosten auch wir die berühmte Forelle aus dem See und sind begeistert. Unbedingt probieren! Aber nicht nur die Forelle ist hier ein echter Hingucker, auch weiter oben gibt es was für die Region typisches zu bestaunen. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende
St. Arangel Michail (Erzengel Michael) gilt als älteste Höhlenkirche der Region thront 80 Meter über dem Fischerdorf in den steilen Felswänden. Vom Ortseingang führen uns Treppenstufen hinauf zu der pittoresken Kirche. Neben dem fantastischen Ausblick, bringt uns vorallem das Innere der Kirche zum Staunen. Uralte Fresken zieren als Zeitzeugen die dunklen Felswände. Radozda ist eine gute Alternative als Urlaubsort am Ohridsee. So gibt es hier auch einige Badestrände. Es ist definitiv ein Ort der Entschleunigung.
Wenige Fahrminuten weiter nördlich befindet sich in Kalista das Kloster Bogorodica. Im Sommer dient es als Sommerresidenz des Erzbischofs Naum, dem Oberhaupt der mazedonisch-orthodoxen Kirche. Die relativ neu errichtete Hauptkirche am Seeufer ist im Inneren prunkvoll verziert, wenn auch nicht sonderlich alt. Spannender ist dagegen die kleine, hoch am Hang versteckte Felsenkirche mit mehreren Mönchszellen. Für etwa einen Euro wird uns die Türe zu den steilen und engen Treppengängen aufgesperrt, die uns vorbei an höhlenartige Kammern hinauf in eine kleine Kirche führen. Dort vom Fels umschlossen zieren prächtige Fresken aus dem 15. Jahrhundert die glatten Felswände. Kaum zu glauben, dass hier in diesen dunklen und beengten Gängen und Kammern Mönche Monate lang gelebt haben sollen.
Unser letzter Stopp am Ohridsee ist Struga. Die mit 16.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt am Ohridsee liegt etwa 14 Kilometer von Ohrid entfernt am nördlichen Seeufer. In Sachen Attraktivität und Historie kann Struga zwar nicht mit Ohrid mithalten, jedoch genießt sie auch Vorzüge. Viele Hotels, Bars, Restaurants und moderne Geschäfte haben sich hier angesiedelt. Die Stadt eignet sich daher hervorragend zum Shoppen. Vorallem in der großzügigen und belebten Fußgängerzone gibt es unzählige Einkaufsmöglichkeiten. Aber auch die hübsch angelegte Uferpromenade entlang des Flusses der Schwarzen Drim, der aus dem Ohridsee abfließt, lädt zum Spaziergang ein. Der Fluss teilt Struga in zwei Hälften. An den Ufern der Drim haben sich nette Bars und Restaurants angesiedelt. Schön zum Verweilen. Wir genießen die gelassene Atmosphäre in der Stadt und verbringen hier schöne Stunden. Auf dem Wochenmarkt finden wir köstliches Obst und Gemüse vor. Ein weiterer Vorteil von Struga sind übrigens auch die breiten und weitläufigen Strände unmittelbar vor der Stadt. Diese ziehen vorallem Badegäste an.
Das war unsere Reise nach Nordmazedonien zum ältesten See der Erde, dem Ohridsee, ein Ort der reichen Geschichte und wunderschönen Gegenwart! Die Perle Nordmazedoniens. Zbogum, auf Wiedersehen!