"Jordanien hat eine seltsame, quälende Schönheit und ein Gefühl der Zeitlosigkeit. Gespickt mit den Ruinen von Kaiserreichen, die einst groß waren, ist es der letzte Ort des gestern, in der Welt von morgen. Ich liebe jeden Zentimeter davon.“ Mit diesem vielsagenden Zitat des langjährigen jordanischen Königs Hussein bin Talal (König Hussein II.), der bis zu seinem Tod im Jahr 1999 fast 50 Jahre das Land regierte, starten wir in dieses Kapitel und nehmen euch mit auf eine faszinierende Rundreise in die wundersame arabische Welt von Jordanien. Wir entdecken große Wunder der Menschheit und begeben uns in der Felsenstadt Petra auf eine Zeitreise in eine rätselhafte Vergangenheit. In Wadi Rum, einer der spektakulärsten Wüstenlandschaften unserer Erde, schlagen wir unsere Zelte auf, ehe wir die mondäne Seite Jordaniens in Akaba am Roten Meer erleben. Schließlich genießen wir ein Packung Wellness am tiefsten Punkt unseres Planeten und lassen uns im Toten Meer treiben. In der wuseligen jordanischen Hauptstadt Amman werfen wir uns ins geschäftige Großstadtgewühl und wandern auf den Spuren der alten Römern. Am Ende unserer Reise können wir das Zitat des ehemaligen Königs durchaus nachvollziehen.
Bevor wir aber nun mit unserem Reisebericht loslegen, wollen wir euch noch einige Informationen und Hinweise zu dem arabischen Königreich geben. Jordanien liegt im Mittleren Osten in Vorderasien. Es grenzt im Westen an Israel (teilweise auch an autonome palästinensische Gebiete, deren Grenzen jedoch von Israel kontrolliert werden), den Irak im Osten, Syrien im Norden und Saudi Arabien im Süden. Zudem gibt es eine Seegrenze mit Ägypten.
Man kann sich sicherlich friedlichere Nachbarn vorstellen. Trotz einiger konfliktbehafteten Nachbarländer ist Jordanien selbst aber ein sehr stabiles und friedliches Land. Es gilt als eines der sichersten Reiseziele der arabischen Welt. Die Kriminalitätsrate ist äußerst gering und beschränkt sich meist auf kleinere Delikte. Auch alleinreisende Frauen können sich frei und gefahrlos im Land bewegen. Das arabische Königreich zählt etwa zehn Millionen Einwohner, wobei hiervon über vier Millionen im Großraum der Hauptstadt Amman leben. Die Bevölkerung ist mit durchschnittlich 24 Jahren außerordentlich jung. Während im Nordwesten Jordaniens Mittelmeerklima mit heißen, trockenen Sommer und kühlen, feuchten Winter herrschen, ist vorallem der Osten des Landes von trockenem Wüstenklima geprägt. Da die meisten touristischen Orte im Westen des Landes liegen, bietet sich vorallem das Frühjahr und der Herbst als beste Reisezeit an. Dann liegen die Temperaturen bei angenehmen 25 bis 30 Grad, ideal für einen Badeurlaub am Roten oder Toten Meer. Aber auch die Wintermonate empfehlen sich für eine Reise, obwohl es wechselhaft werden kann, liegen die Temperaturen oft bei etwa 20 Grad und darüber. Hier können die einzigartigen Kulturstätten schweißfrei erkundet werden und am Roten Meer im Süden herrscht ebenso Badewetter. Nur den Sommer gilt es zu vermeiden, wenn das Thermometer auf bis zu 45 Grad steigt. Die Stabilität des Landes zeigt sich übrigens auch in der Währung. Die Jordanische Dinar (JOD) ist derzeit gar wertstabiler als der Euro. Am Besten ihr wechselt euer Geld in einer Bank in der Stadt, dann ist der Kurs auch meist korrekt berechnet. Derzeit ist in Jordanien Abdullah der II. an der Spitze der Monarchie. Er verfolgt eine sehr westlich geprägte Politik. Dies kann man auch im Alltag auf den Straßen spüren, denn die Bevölkerung wirkt für ein islamisch geprägtes Land überaus liberal und offen.
Nun heben wir aber endlich ab! Vom Allgäuer Flughafen Memmingen fliegt uns Ryanair Ende Januar in knapp 4,5 Stunden direkt und preiswert nach Amman. Auf dem Flug verlieren wir durch die Zeitverschiebung zwei Stunden, so dass es bereits dunkel ist als wir am gepflegten Flughafen Queen Alia International landen. Zügig geht es durch die Passkontrolle. Dank des Jordan Passes! Diesen solltet ihr euch vor eurer Reise unbedingt online kaufen, denn dadurch spart ihr einiges an Geld und Zeit. Grundsätzlich sind nämlich bei der Einreise 40 JOD (51 EUR) Visa Gebühren zu entrichten. Bei dem Jordan Pass handelt es sich um ein Angebot des staatlichen Tourismusamtes. Der Pass ist online vor der Einreise zu erwerben und erspart nicht nur die Bürokratie beim Visa Antrag, sondern auch die Kosten hierfür. Zudem berechtigt der Pass zum kostenlosen Eintritt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Landes (u.a. Petra, Wadi Rum, Zitadelle und Römisches Theater von Amman uvm.). Die Kosten betragen pro Person 70 JOD (klingt zunächst viel, bedenkt man aber, dass allein der Eintritt in die Ruinenstadt Petra 50 JOD kostet, relativiert sich der Preis) und Voraussetzung ist, dass man mindestens vier Tage, bzw. drei Übernachtungen, im Land bleibt. Der Flughafen befindet sich etwa 35 Kilometer und 45 Fahrminuten südlich vom Zentrum der Hauptstadt entfernt. Wir verbringen unsere Zeit in Amman im Carob Hostel in der Nähe der touristisch beliebten Downtown. Da der Verkehr in der größten Stadt Jordaniens doch recht chaotisch ist, lassen wir uns von einem Fahrer unserer Unterkunft vom Flughafen abholen. Hierfür zahlen wir 20 JOD. Grundsätzlich lässt sich Jordanien auch super mit dem Mietwagen erkunden. Allerdings ist die Metropolregion wirklich nur für angstfreie Autofahrer geeignet. Die günstigste Variante um nach Amman zu kommen ist der Flughafen-Shuttle Bus, der zur North-Bus Station verkehrt. Von dort verkehren Taxis für zwei bis drei JOD zu den jeweiligen Unterkünften im Zentrum.
Obwohl wir in Amman ankommen und auch dort übernachten, führt uns unsere erste große Station gleich zu dem zweifelsohne grössten Highlight Jordaniens. Es geht in die weltberühmte Felsenstadt Petra. In Zeiten von Social Media hat man fast das Gefühl, dass Petra bekannter ist als das Land selbst in der sie liegt. Aber auch wir können uns davon leider nicht ausnehmen. Petra stand nämlich schon lange groß auf unserer Bucketlist. Schließlich zählt die antike Sandsteinstadt zu den Neuen Weltwundern. Wir haben uns für eine Tour zur Petra in einer Kleingruppe mit dem Anbieter Jordan Travel and Tours entschieden. Unsere beiden kleinen Kids sind übrigens Zuhause bei den Omas geblieben. Die vielen Fahrstunden und historischen Orte hätten ein Kinderherz sicher nicht allzu hoch schlagen lassen. Wobei schon erwähnt werden sollte, dass Jordanien ein sehr kinderfreundliches Reiseland und sicherlich auch für einen Badeurlaub mit der ganzen Familie am Roten oder Toten Meer geeignet ist. So fahren wir über 230 Kilometer und etwa drei Stunden entlang eines kargen aber gut ausgebauten Wüstenhighways und erreichen schließlich im Südwesten die Region Wadi Musa, in der sich die legendäre Felsenstadt Petra befindet. Zunächst lässt nicht viel erahnen, welch Kulturdenkmal der Menschheit hier in dieser Gegend verborgen liegt. Kein Wunder also, dass die einstige Hochkultur der Nabatäer, einem Nomadenvolk, Jahrhunderte als verschollen galt, ehe sie 1812 vom Schweizer Jean Louis Burckhardt bei einer Orientreise wieder entdeckt wurde. Die aufgrund der einzigartigen Sandsteinsfarben auch als "rosa" Stadt bekannte Petra wurde vor mehr als 2.000 Jahren inmitten der Shara Berge erbaut und erlebte seine Blütezeit während und nach der Geburt Christi. Sie galt als wichtige Station auf der alten Handelsroute. Der daraus resultierende Reichtum der rätselhaften Zivilisation der Nabatäer, die sich schließlich im 4. Jahrhundert den Römern unterwerfen mussten, war in dem wohl bekanntesten Bauwerk der Petra gelagert, dem atemberaubende 40 Meter hohen und prunkvoll verziertem Schatzhaus, das am Ende der gigantischen Felsenschlucht der Siq liegt. Wie bereits erwähnt gehört die alte Handelshochburg der Nabatäer zu den sieben neuen Weltwundern (weitere: Taj Mahal, Machu Picchu, Chinesische Mauer, Chichen Itza, Kolosseum und Christus Statue von Rio). Am Eingang warten bereits einige Guides, die schon mit den Hufen scharen um Touristen fachkundig durch die Felsenstadt zu begleiten. Unseres Erachtens ist das nicht unbedingt notwendig, da eine kostenlose Karte über die wesentlichen Orte und deren Lage informiert. Nachdem wir also den Jordan-Pass am Einlass herzeigen und uns somit kostenlos Eintritt gewährt wird, ist noch kaum eine Spur von den einzigartigen Bauwerken, die uns wenig später erwarten werden. Zwar lassen sich schon kleine Felshügel mit Höhlen ausmachen aber der Weg führt zunächst recht unspektakulär vorbei an Souvenirshops und Männern, die einem von einem Pferde- oder Eselritt überreden wollen. Lasst einfach die Finger davon! Wie in allen dieser Art von Weltattraktionen tummeln sich hier Leute, die Geschäfte mit Touristen machen wollen. Für ein paar hundert Meter Ritt werden schnell Mal 20 bis 30 JOD fällig. Außerdem sind die Tiere oft in einem erbärmlichen Zustand. Und manch einem Tourist schadet die Bewegung auf den eigenen Beinen auch nicht. Bei angenehmen 20 Grad nähern wir uns dann langsam dem spektakulären Eintrittsbereich in die Felsenstadt, der Siq. Die atemberaubende von Wind und Wasser geformte Felskluft, die durch tektonische Kräfte entstand, führt 1,2 Kilometer hin zum "Instagram-Spot" der Petra, dem weltweit bekannten Motiv des Schatzhauses (Al-Khazneh). Die imposanten Wände der Siq ziehen sich bis 120 Meter über uns in die Höhe. Wir blicken ungläubig nach oben und kommen hinter jeder Kurve immer wieder ins Staunen über diese Gewalt der Natur und die verschiedenen Sandsteinfarben, die die Felswände zieren. Als wir am Ende der Siq vor dem in die Wand gemeißelte Schatzhaus stehen, können wir es kaum glauben was unsere Augen sehen. Jahrtausende alter Gigantismus eines Nomadenvolkes! Das 40 Meter Höhe und 25 Meter breite Schatzhaus wurde von den Beduinen auch "Schatzhaus des Pharaos" genannt. In Wirklichkeit war es jedoch wohl eines von zahlreichen Königsgräbern. Viele der monumentalen Bauwerke der Hauptstadt und Handelsmetropole des Nabatäischen Reiches sind versehen mit mächtigen römischen Säulen oder griechischen Urnen. Die Ruinenstätte, die seit 1985 auch zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, verdankt ihren Reichtum wohl der strategisch günstigen Lage in einem Talkessel auf 800 bis hin zu 1.300 Metern. Dort kreuzten wichtige Karawanenwege, die Ägypten mit Syrien und Arabien mit dem Mittelmeerraum verbanden. So kontrollierte Petra als Knotenpunkt einst auch die sogenannte Weihrauchstraße, die vom Jemen hinauf an die arabische Westküste führte. Ein zu diesem Zeitpunkt modernes und ausgeklügeltes Wasserversorgungssystem, das Wasser über Aquädukte in die Stadt leitete, führte zu weiterem Wachstum. Bis heute gibt der Niedergang und Verfall "der in Fels geschlagenen Stadt" Rätsel auf. Es wird vermutet, dass nach der Übernahme der Römischen Reiches andere Handelswege gewählt wurden und somit Petra an Bedeutung verlor und somit Jahrhunderte in Vergessenheit geriet. Aber auch ein Erdbeben wird mit dem Verlassen der Stadt in Verbindung gebracht. In Vergessenheit wird dieser Ort bei uns jedenfalls so schnell nicht geraten. Wir stehen noch immer vor dem mächtigen Schatzhaus. Zum Glück sind wir früh hier, so dass wir tolle Fotomotive fernab von Menschenmassen erhalten. Für Fotomotive von oberhalb gibt es übrigens jede Menge Angebote von "Locals", die euch für ein paar Dinar hinauf zu einem schön dekorierten Fotospot bringen. Ja, auch wir verfallen der Gier nach dem perfekt gestellten Foto und geben den Jungs etwas Taschengeld. Die Ausblicke von oben sind nicht weniger sensationell. Schließlich ziehen wir weiter durch die Nabatäer Metropole und merken bald wie unglaublich groß das ganze Gebiet ist. Etliche Wege führen abseits der Hauptroute in die Felslandschaft. Hinter jeder Ecke wartet ein neues tolles Motiv. Der Weg führt uns nach dem Schatzhaus vorbei am Römischen Theater und vorbei an den gigantischen Königsgräbern. In die sogenannte Königswand wurden 13 monumentale Gräber aneinander in die Wand gemeißelt. Unglaublich! Von den Königsgräbern führt der Weg ins ehemalige Zentrum der Felsenstadt. Vorbei an der Säulenstraße und der Basilika führt uns der Weg zum wohl abgeschiedensten und gleichzeitig auch mitunter beeindruckendsten Bauwerk der Nabatäer, dem Felsenkloster Ad Deir. Das einsam auf einem Berg gelegene Kloster ist fast 50 Meter breit und 40 Meter hoch. Einfach stehen bleiben und staunen! Aber auch auf dem Weg dorthin sind zwar viele Höhenmeter zu überwinden, jedoch offenbaren sich atemberaubende Fernblicke über Petra und in die pittoresken Felsschluchten. Die Mühe lohnt sich unbedingt. Auf dem Weg zurück ins Zentrum passieren wir dann am Fuße des Anstieges noch das etwas versteckte Löwentor. Passend wartet hier eine Katze auf uns. Dann ist es langsam an Zeit das Weltwunder zu verlassen. Ein letztes Mal staunen wir auf dem Rückweg über die kolossalen Bauwerke und die bunten Sandsteinfarben. Als wir die Siq wieder erreichen wird es langsam eng und viele Reisegruppen zwängen sich durch die Schlucht. Früh kommen wird belohnt! Vereinzelt reiten noch ein paar Esel auf Eseln an uns vorbei und dann erreichen wir schon den Ausgang. Wir hätten nicht erwartet, dass Petra so weitläufig ist und dabei nicht ihren Reiz verliert. Man will sich garnicht vorstellen, wie groß dieses Gebiet tatsächlich einst war, denn viele Orte sind noch in der Felslandschaft verborgen. Es lohnt sich also durchaus zwei bis drei Tage der Ruinenstätte zu widmen, genug zu sehen gibt es allemal. Obwohl wir fünf Stunden durchgehend, ohne Esel, unterwegs waren, haben wir abseits des Hauptweges leider doch vieles auslassen müssen. Das Weltwunder hat aber nicht zuviel versprochen! Es ist eines dieser Ort, den man unbedingt in seinem Leben Mal gesehen haben sollte. Eine unglaubliche Hochkultur mit einem traurigen Schicksal.
Nachdem wir die Petra von unserer Bucketlist streichen konnten, wartet schon das nächste Highlight Jordaniens auf uns, die sagenhafte Wadi Rum. Sie liegt etwa 1,5 Stunden und 100 Kilometer im äußersten Süden an der Grenze zu Saudi Arabien. Die Wüste wird von den Beduinen auch Tal des Mondes genannt. Wer hier bereits war, weiss wieso. Ein wirklich unwirklicher Ort, wie nicht von dieser Welt. Für Einheimische ein Ort der Legenden. Die Wadi Rum ist seit mehr als 2.500 Jahren bewohnt. Das Gebiet liegt an einer alten Kamelhandelsroute, die zur Arabischen Halbinsel führte. Die unzähligen jahrtausende alten Felsinschriften weisen auf Karawanenstationen hin. Die weite mondartige Landschaft erhielt durch Thomas Edward Lawrences Heldentaten während der Arabischen Revolte (1916 - 1918) weltweite Beachtung: "Unsere Karawane fühlte sich im Anblick der beeindruckenden Berge ganz klein an und wurde still aus Angst, ihre Winzigkeit neben den gewaltigen Bergen zu zeigen. Landschaften aus Kinderträumen waren so weit und still. In Wirklichkeit mochte ich Rum einfach zu sehr. Rum, die großartige, weite, einsame, gottähnliche." Im preisgekrönten Hollywood Film Lawrence von Arabien kann diese legendäre Landschaft auch bestaunt werden. Wir stellten uns die Wadi Rum eben als eine Wüste vor. Mit viel Sand und karger Kulisse. Was wir aber vorfinden, ist eine spektakuläre und schier endlose Landschaft aus gigantischen Bergen, pittoresken Felsformationen, engen Schluchten, weiten Sanddünen und prächtigen Farben, die das Auge verzaubert. Und wir sitzen da, genießen die Stille und Ruhe. Die Sonne färbt die Umgebung in tiefes Rot. Wer dachte Wüste ist langweilig, wird in der Wadi Rum eines besseren belehrt. Die Wüste erstreckt sich über eine Reihe von weiten Sandtälern von Nord nach Süd über rund 130 Kilometer. Mit sagenhaften 1.754 Metern ist der Jebel Rum der höchste der Sandsteinfelsen im Naturschutzgebiet. In der Wadi Rum leben übrigens noch immer über 5.000 Beduinen. Der Eintritt in die Rum, die seit 2011 zu UNESCO Welterbe zählt, ist mit dem Jordan Pass ebenfalls kostenlos. Um die Landschaft vollends aufsaugen zu können, lassen wir uns mit einem Allrad Jeep durch das Mond Tal fahren. Von verschiedenen Felsformationen erhalten wir traumhafte Ausblicke auf die atemberaubende Kulisse. Am Abend geht es dann in unser "Beduinencamp" mitten in der Wüste. Dort werden wir in einem komfortablen Zelt (eigentlich eher ein Zimmer) eine romantische Nacht unter Millionen von Sternen verbringen. Zuvor genießen wir aber noch den unglaublichen Sonnenuntergang über den Bergen der Wadi Rum. Ein traditionelles Beduinenessen mit dem besten Lammfleisch das wir je gegessen habe, rundet den Tag in der Wüste ab.
Von der wasserarmen Wüste geht es am nächsten Morgen ans Meer. Im äußersten Südwesten befindet sich der Badeort Akaba. Am Seitenarm des Roten Meeres befindet sich mit der 150.000 Einwohner Stadt zudem der einzige Seehafen Jordaniens. Eine gigantische Arabische Fahne, ein bunter Fischerhafen und eine mondäne Atmosphäre prägt das Stadtbild. Im Hintergrund erheben sich die Berge der Wadi Rum. Das Zentrum Akabas, in der sich auch die Überreste der ehemaligen Festungsanlage befinden, hat nur einen Einheimischen Strand, der recht schmal ist und teilweise mit Cafés bis zum Wasser hin zugebaut ist. Das touristische Zentrum befindet sich einige Kilometer im Süden Akabas. Durch zahlreiche Investitionen hat sich die Stadt in den letzten Jahren in einen lebendigen Badeort verwandelt. So findet man hier jetzt renommierte Hotelketten, künstliche Lagunen, Yachthäfen und sogar einen eigenen internationalen Flughafen. Die Küste des Roten Meeres um Akaba ist für ihr klares und fischreiches Wasser bekannt. Ein hervorragender Spot um in den Korallenriffen zu schnorcheln oder zu tauchen. Durch den Wind ist es heute etwas frisch, so dass wir das Baden ausfallen lassen und etwas an der weitläufigen Promenade im Zentrum von Akaba entlang spazieren.
Wir fahren Richtung Norden und besuchen nun einen in vieler Hinsicht einzigartigen Ort auf dieser Welt, das Tote Meer. Es ist vom Land eingeschlossen und misst an der Grenze zwischen Jordanien und Israel insgesamt 65 Kilometer. Obwohl Flüsse und Quellen in das Meer münden, strömt das Wasser nirgendwo heraus. Die Verdampfung des Wassers erzeugt eine hohe Konzentration an Salz und Mineralien, die eine heilsame und stärkende Wirkung haben soll. Vom Roten Meer fahren wir 270 Kilometer und drei Stunden vom Roten an das Tote Meer.
Es ist als tiefster Punkt auf der Erde bekannt und befindet sich 430 Meter unter dem Meeresspiegel. Es ist zudem der tiefste Salzsee und hat einen Salzgehalt von 34,2%, was 9,6 mal salziger als ein Ozean ist. Durch den hohen Salzgehalt leben keine Organismen im Toten Meer. Lediglich vereinzelte Bakterien können in dieser lebensfeindlichen Atmosphäre überleben. Dies erklärt auch den Namen – Totes Meer. Auch Schiffe sucht man dort vergebens, zu hoch konzentriert ist das Salzwasser für die Materialien. Das salzige Meer wurde schon immer von den Menschen bewundert, hauptsächlich wegen des salzigen Wassers und der Natur in der Umgebung des Toten Meeres. Sogar Cleopatra benutzte die Mineralien des Toten Meeres für Kosmetikprodukte und Heilmittel. Die antiken Ägypter benutzten das Salz für Kosmetika und für die Mumifizierung. Sogar Aristoteles und König Salomon kannten den Wirkung und Heilkraft des Toten Meeres. Der schwarze Schlamm aus dem Meer soll die Haut pflegen und mit wertvollen Mineralien ein verjüngtes Hautbild hinterlassen. Ein weiteres Kuriosum im größten Spa der Welt ist die Tatsache, dass die Atmosphäre 400 Meter unter dem Meeresspiegel Luftschichten enthält, die reich an Sauerstoff sind und somit als natürlicher UV Filter wirken. Und auch beim Baden gibt es natürlich Besonderheiten. Für das "Floaten" bzw. Schweben ist das Tote Meer natürlich weltweit bekannt. Allerdings wird das Schwimmen dadurch fast unmöglich, denn die Beine werden automatisch nach oben gezogen. Mit dem Kopf unter zu tauchen gilt es auch unbedingt zu vermeiden. Das Salz brennt irrsinnig in den Augen und schon geringe Schlücke des Wassers können Lebensgefahr bedeuten. Für kleine Kinder also eher ungeeignet. Damit wir uns nun mit Schlamm einreiben können, besuchen wir den Hotelstrand des Crown Plaza Dead Sea. Die Schlammtöpfe stehen nämlich an den Stränden der Resorts zur Verfügung. Nachdem wir uns schwarz angemalt haben, geht es für uns zum ersten Mal ins Tote Meer. Da ich im Mittelmeer für gewöhnlich unter gehe wie ein nasser Sack, kann ich mir kaum vorstellen hier fast schwerelos zu gleiten. Ein spannendes Gefühl, so ein "Erstes Mal". Und tatsächlich es funktioniert auch bei mir. Ich floate und lese! Was für eine tolle Erfahrung, merkwürdig aber irgendwie auch einzigartig schön. Mindestens zehn Jahre jünger verlassen wir das Tote Meer schließlich wieder. Das Tote Meer, das eigentlich ein See ist, ist in den vergangenen 50 Jahren um ein Drittel geschrumpft. Prognosen zufolge soll 2050 nicht mehr viel vom Toten Meer übrig sein. Gut also, dass wir das noch erleben konnten.
Unser letzter Stopp ist schließlich die Hauptstadt Amman, die lediglich eine Fahrstunde in nordöstlicher Richtung vom Toten Meer liegt.
Natürlich wollen wir noch die größte Stadt des Landes erkunden. Der perfekte Startpunkt hierfür ist das Carob Hostel, unweit der beliebtesten Gegend in Downtown. Das schicke Hostel verbirgt eine wahre Oase im Hinterhof und eine herrliche Aussicht auf die Hauptstadt. Hippe Loungebereiche und eine ungezwungene Atmosphäre machen das Carob zu einem idealen Rückzugsort vom hektischen Großstadtleben in Amman. Das Hostel bietet zudem eine hervorragende und landestypische Küche an, allerdings ausschließlich vegan. Die Lage, etwa 10 Gehminuten oberhalb der lebendigen Downtown, ist ausgezeichnet und die Sehenswürdigkeiten sind alle fußläufig erreichbar. Also starten wir von hier und gelangen nach wenigen Minuten bereits zur atemberaubenden Zitadelle, die mit seinen römischen Ruinen das Stadtbild prägt und einen sensationellen Rundumblick auf die Jordanische Metropole gewährt. Mit dem Jordan Pass erhalten wir natürlich auch freien Eintritt in diese Sehenswürdigkeit und genießen bei bestem Wetter die alte römische archäologische Stätte, die sich auf einem L-förmigen Hügel oberhalb von Amman ausdehnt. Einst bestand die arabische Metropole, ähnlich wie Rom, aus sieben Hügeln (Jabals). Die Geschichte der Zitadelle reicht weit in die Vergangenheit zurück. Die Einflüsse, die während der Besatzung verschiedener großer Zivilisationen entstanden, sind heute noch sichtbar. Vorallem die römischen und byzantinischen Besatzer hinterließen ihre Fußstapfen. Hinweise auf eine erste Besiedlung des Hügels gehen bereits auf das Jahr 1.800 vor Christus zurück. Im Jahr 1200 vor Christus wurde er dann zur Hauptstadt des Königreichs Ammons, ehe er dann unter die Herrschaft mächtiger Imperien fiel (Römisches, Byzantinisches, Neuassyrisches und neubabylonisches Reich). Das auffallendste Bauwerk sind die Überreste des imposanten Herkules-Tempels aus römischer Zeit etwa 162 n. Christus. Vom höchsten Punkt der Stadt für uns der Weg hinunter, vorbei an den weiß getünchten Häusern und hipper Grafitti-Kunst, zum zweiten großen Highlight der Hauptstadt, dem römischen Theater. Das prächtig erhaltene Theater war für etwa 6.000 Menschen ausgelegt und wurde während der Regenschaft des römischen Kaisers Antonius Pius (138 bis 161 nach Christus) erbaut. Das Amphitheater zeigt die eindrucksvoll die einzigartige Baukunst der Römer. Der Eintritt ist mit Jordan-Pass frei. Wir steigen die schwindelerregenden und steilen Stufen empor und erhalten wunderschöne Ausblicke auf den zentralen Platz und die "Skyline" der Stadt. Vom Römischen Theater ist es dann nicht mehr weit in die Downtown. In diesem lebendigen und spannenden Viertel befinden sich unzählige Restaurants, Bars, Street-Food Stände und sonstige Geschäfte. Obwohl es keine arabische Altstadt aus 1000 und 1 Nacht ist, verbirgt das Downtown Viertel vorallem in den verwinkelten Gassen und auf den bunten und geschäftigen Bazaren orientalisches Flair. Obst, Gemüse und Gewürze wo das Auge hinblickt! Wir lassen uns durch das Gewirr treiben und schmecken, riechen, spüren und sehen Orient. Auch kulinarisch findet man in Downtown seine Bestimmung. Vorallem die orientalische Süßspeise Kunafa bei Habibah Sweets verschlägt uns die Sprache. Kunafa ist Käse mit einer süssen Schicht bezogen. Eine tolle Geschmackssymphonie! Aber auch sonst hat Jordanien viel auf den Tellern zu bieten. Oft wird die Mahlzeit mit einer Mezzah gestartet, einer Vielzahl an verschiedener Vorspeisen mit Hummus, Eingelegtem, würzigen Salaten und Oliven. Als Hauptgericht steht oft Lamm (typ. Gericht Mansaf) oder Hühnerfleisch auf der Karte, meist gegrillt und mit Reis, Gemüse und Fladenbrot serviert. Die Vielfalt und Frische der Gerichte ist außergewöhnlich, denn die meisten Zutaten werden direkt vorort produziert bzw. geerntet. Die verschiedenen Gewürze verleihen den Speisen einen herausragenden Geschmack. Wir sind wahre Fans des jordanischen Essens geworden, das übrigens auch bestens für Vegetarier oder Veganer geeignet ist. Das Preisniveau für Essen und Trinken (es gibt kein Alkohol) ist im Übrigen sehr günstig. Für meist unter zehn Euro bekommt man reichhaltige Hauptgerichte. Wir genießen unsere letzte Mezzah und einen typischen Moka und schlendern noch etwas durch die chaotische Downtown, vorbei an vielen Souvenirshops. Hier werden viele SPA-Produkte aus dem Toten Meer angeboten. Aber auch Mosaikkunst und Kashmir Tücher sind beliebte Mitbringsel für Zuhause. Aber Achtung beim Kauf. Nicht alles ist "Made in Jordan". Viele Produkte sind auch hier mittlerweile "Made in China". Schließlich entfliehen wir den belebten Straßen der Downtown und finden schnell in die ruhige Oase im Carob Hostel zurück.
Das waren unsere Highlights aus dem wunderschönen Jordanien. Neben dem Gesehenen gibt es aber noch etliche andere Sehenswürdigkeiten, die einen längeren Aufenthalt durchaus lohenswert machen. Denn Königreich Jordanien ist soviel mehr als "nur" das Weltwunder der Felsenstadt Petra. Im unmittelbaren Norden von Amman erwarten die Besucher atemberaubende antike Ruinenstätten wie Jerash oder grüne Landschaften um die Festungsanlage Ajlun. Diese lassen sich auch hervorragend mit Tagesausflügen von Amman heraus miteinander verbinden. Südlich von Amman in der Nähe des Toten Meeres befinden sich außerdem spektakuläre Canyons und verträumte Oasen und heiße Quellen im Gebiet um das Mujib Nature Reserve. Leider ist dieses in den Wintermonaten geschlossen. Auch der biblische Moses Berg Nebo befindet sich unweit von hier. Unterhalb des Toten Meeres liegt die imposante Festungsanlage von Karak. Auch das Dana Nature Reserve oberhalb der Felsenstadt Petra eignet sich ausgezeichnet für viele Outdoor Aktivitäten. Zum Abschluss erinnern wir uns an das alte Königszitat. Wir haben die großen Orte von gestern in einer märchenhaften arabischen Welt von morgen gesehen und können getrost behaupten, der König hatte Recht! Eine Welt der Wunder! Die Zeitlosigkeit und Schönheit der jordanischen Landschaft wird mit Sicherheit auch euch begeistern.
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