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Der Gardasee - Italien für Anfänger

Autorenbild: Thomas GräbelThomas Gräbel

Aktualisiert: 21. Apr. 2021



Lago di Garda. Hinter der Öffnung der Alpen ist er das mediterrane Tor zu Italien und mit 370 Quadratkilometern der größte See Italiens. Zu seinen Ufern hin erstrecken sich malerische Orte, welche von über 2.000 Meter hohen Bergen überragt werden. Der Gardasee entstand in der vergangenen Eiszeit durch einen Seitenarm des Etschgletschers und liegt in Oberitalien zwischen den Alpen im Norden und der Po-Ebene im Süden. Seine Besiedlung reicht bis in das Jahr 2.000 vor Christus zurück. Er umfasst gleich drei Italienische Regionen, im Norden Trentino-Südtirol, im Westen die Lombardei und im Osten Venetien. Aufgrund seiner Größe wirkt der See oft vielmehr wie ein Meer zwischen Bergen.


Die idyllischen italienischen Bilderbuchorte, die atemberaubende Naturkulisse, die hervorragende Infrastruktur und die ausgezeichnete Kulinarik der Region machen den Gardasee zu einem der beliebtesten Urlaubsziele, gerade auch für uns Deutsche. Das hat eine Vielzahl von Gründen. So ist man von Deutschlands Süden schon nach etwa fünf Stunden Fahrzeit da. Das Klima ist hier mild und mediterran. Die Region ist touristisch voll ausgebaut und bietet ein breites Spektrum an luxuriösen Hotels bis hin zu Ferienwohnungen und Campingplätzen. Für jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Das Freizeitangebot ist vielfältig. Ob Wassersport, historische Städte, Wandern oder Klettersport, hier findet jeder Urlaubstyp sein Glück. Ein wahres Komplettpaket. Hinzu kommt, dass die Region rund um den Gardasee geradezu auf deutschen Tourismus ausgelegt ist. Während es Einheimische zum Urlaub oft in Italiens heißen Süden zieht, sind es vorallem Deutsche Urlauber, vorrangig aus München und dem Umland, die man hier vorfindet. Die kurze Fahrzeit macht es möglich. Teilweise wird am Gardasee tatsächlich mehr deutsch als italienisch gesprochen. Authentisches Italien bleibt da natürlich leider oft auf der Strecke. Dennoch ist es der perfekte Einstieg für Italienurlauber, "Italien für Anfänger" sozusagen. Obwohl der Gardasee oft als "Badewanne der Münchner" verspottet wird, sind wir Fans der Region, des Sees, der Landschaft und der Kulinarik. Hier beginnt für uns, wie für viele Deutsche das italienische "Dolce Vita". Leider wird es in der Hauptsaison am bis zu 350 Metern tiefen Gletschersee sehr voll. Für uns zu voll. Dann platzt es hier aus allen Nähren und Ruhe und Entspannung ist oft vorbei.


Die beste Reisezeit ist für uns das Frühjahr von April bis Anfang Juni. Die Temperaturen liegen durchschnittlich über 20 Grad, es ist meist trocken und die Natur zeigt ihre ganze Blütenpracht. Zwar ist der See noch recht frisch, dafür bietet sich ein erlebnisreicher Aktivurlaub an. Schöne Wanderwege jeden Schwierigkeitsgrades führen flach oder hoch hinaus. Hier bieten sich fantastische Weitblicke. Oder man besucht die historischen malerischen Orte am See, welche wir noch genauer vorstellen werden. Dann wird es ab Mitte Juni sehr voll. Die Ferienzeit beginnt. Es wird heiß und Restaurants, Hotels und Schiffe sind überladen mit Touristen. Das ändert sich dann ab Mitte September wieder. Die Ferien sind vorbei und es kehrt wieder Ruhe am See ein. Ab da ist ein entspanntes Flanieren durch die engen Gassen der Altstädte dann wieder möglich. Auch der See ist erwärmt und lädt zum Baden ein. Bis Ende Oktober hält das milde Klima an. Die Temperaturen liegen weiterhin bei etwa 25 Grad. Dann werden ab November die Bordsteine hoch geklappt, Hotels, Läden und Restaurants schließen. Die Region fällt in einen tiefen Winterschlaf und bereitet sich auf den nächsten Ansturm vor. Nach all diesen Informationen, wollen wir euch nun einige der schönsten Ecken des Lago di Garda vorstellen.


Wir starten mit Limone sul garda. Ein wunderschönes Dorf mit gut 1.100 Einwohnern am Nordwestufer des Gardasee in der Region Lombardei. Mit einer romantischen Altstadt, kleinen Gassen, vielen bunten Blumen und italienischen Flair ist Limone einer der Urlaubshotspots. Eine großzügige Uferpromenade mit vielen Restaurants und Geschäften ziehen unzählige Touristen in den kleinen Ort. Der Charme des ursprünglichen Fischerdorfes mit seinen terracotta farbenen Häusern ist vorallem in der Nebensaison zu erleben. Terrassenförmig unter einem steilen Berghang gebaut, findet man hier inzwischen viele Hotels und Ferienwohnungen. Oberhalb des Ortes liegen prächtige begehbare Zitronengärten, die Limonaia del Castèl. Für wenige Euro Eintritt findet man hier eine grüne Oase mit lieblichen Zitronenduft fernab der wuseligen Gassen vor. Nebenbei erhält man interessante Informationen rund um das Stadtwappen des Ortes, die Zitrone. Wir genießen diesen schattenspendenden Ort und erhalten dabei noch einen herrlichen Blick über den See. Übrigens ist der Name des Ortes nicht auf die hier allseits präsente Zitrone zurückzuführen, sondern vielmehr auf das lateinische Wort "Limes", als damalige Grenze zwischen Österreich und Italien. Dennoch wird hier die Zitrone und sämtliche Beiprodukte in den Geschäften gekonnt vermarktet. Von Riesenzitronen bis hin zu dem Mitbringsel schlechthin, Limoncello. Allerdings sind die Meisten Limoncelli äußerst künstlich erzeugt und es befinden sich mehr Farbstoffe als tatsächliche Zitronen darin. Die giftgelbe Farbe überzeugt dennoch viele Touristen zu einem Kauf. Wir übernachteten damals im Hotel Castello. Ein zwar kein ganz neues Hotel mehr, jedoch liegt es neben den Zitronengärten traumhaft über der Altstadt mit einem Pool und fantastischen Blicken über die Stadt und den See. Stufen oder ein Aufzug führen schnell zur Uferpromenade. Südlich der Promenade sind schöne Badestrände und das Gelände wird weitläufiger. Wir verlassen das wirklich malerische Limone mit dem Boot.


Apropos Bootsverkehr. Viele Orte des Sees sind über Fährverbindungen miteinander verbunden. Dabei haben wir die Wahl zwischen einer gemütlichen Panoramafahrt auf einem der Ausflugsdampfern und der zeitsparenderen Variante des Tragflächenboote, welche uns in wenigen Minuten von einem Ort zum nächsten bringen. Wir entscheiden uns für die zeitsparende Variante. Je nach Streckenverbindung liegen die Preise bei 3 bis 15 EUR. Eine relativ kurze Fahrt bringt uns ins fast gegenüberliegenden Malcesine. In der Region Venetien am Ostufer liegt die wunderschöne mittelalterliche Stadt. Mit knapp 4.000 Einwohnern zählt der Ort sicherlich zu den Highlights am Gardasee. Die schmallen Gassen führen uns vorbei am idyllischen Hafen zum Castello Scaligero. Die Scaligerburg ist eine Höhenburg aus der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends. Sie steht auf einer bis zu 30 Meter hohen Anhöhe auf Klippen spektakulär über dem See. Insbesondere der charakteristisch über die Altstadt thronende Turm bietet uns einen atemberaubenden Blick über die Stadt, die Landschaft und den See. Dort finden wir auch ein interessantes mitteltarliches Museum. Eintritt zum Castello 6, - EUR. Malcesine. Weiter führt uns unser Weg zurück Richtung Hafen. Wir entdecken den Wochenmarkt. Der Markt in Malcesine findet jeden Samstag von 8:00 bis 13:00 Uhr statt. Am Piazza Statuto stöbern wir durch das vielfältige Angebot der Marktleute. Von Klamotten über Haushaltswaren bis hin zu Lebensmitteln findet man hier wirklich alles. Bauern aus der Region bieten ausgezeichnetes Olivenöl an. Da schnappen wir zu. Bis heute schwärmen wir übrigens davon. Wir merken, dass die Produkte auf den örtlichen Märkten oft regionaler, preiswerter und einfach besser sind, als die Sachen in Souvenirgeschäften in der Altstadt.


Ein weiteres Highlight verbirgt sich etwas über Malcesine. Die Funivia Malcesine. Eine der modernsten Seilbahnen Europas bringt die Besucher mit einzigartigen Drehkabinen innerhalb weniger Minuten auf fast 1.800 Meter, auf den höchsten Berg des Gardasees, den Monte Baldo. Von hier genießt man ein atem-beraubende Panorama auf den Gardasee und seine Täler. Eine Fahrt hin und zurück kostet 22 Euro. Endpunkt ist Bergstation Tratto Spino auf 1760 Metern. Während im Winter hier ein Skigebiet angeschlossen ist, trifft man im Sommer auf Wanderer und Radfahrer. Von oben fliegen viele Gleitschirmflieger ins Tal. Der Bergrücken des Monte Baldo Massivs geht übrigens bis auf 2.218 Meter hoch. Wir nutzen übrigens die Seilbahn nur bis zur Mittelstation San Michele. Von hier beginnen wir eine wunderschöne Wanderung durch das das wundervolle Naturschutzgebiet von Lastoni Selva Pezzi, einem der interessantesten Gebiete fuer Flora und Fauna in der ganzen Monte Baldo Region. Die Strecke ist 7,3 km lang und ein Anstieg von 1300 Metern über gemischtes Gelände ist zu überwinden. Asphaltstraße, Waldwege und einige schwierige Teilstrecken wechseln sich ab. Leider ist es etwas bewölkt, wir können den sensationellen Ausblick daher nur durch einige Wolkendecke erahnen. Wir sind dennoch begeistert von der vielfältigen Natur hier. Wir können diese Wandertour nur empfehlen, auch wenn die Seilbahn noch so einladend ist, verpasst man doch einiges an toller Natur und Landschaft. Nachdem wir den Gardasee nun auch von ganz oben erlebt haben, zieht es uns wieder an die milden Ufer.


Unser Weg führt nun am Ostufer entlang und wir gelangen in den Süden des langgestreckten Sees. Willkommen in Bardolino. Bardolino ist mit etwa 7.000 Einwohnern ein wunderschöner Ort am Ufer des Gardasees in der Region Venetien. Aber nicht nur die sehenswerte Altstadt und der farbenfrohe Hafen ziehen die Besucher an. Bardolino ist vorallem bekannt für seinen Wein. Jedes Jahr im Herbst, meistens Anfang Oktober, findet daher ein riesiges Weinfest an der Uferpromenade Bardolinos statt. Über 100.000 Besucher zieht das Fest dabei in den vier Tagen an. Bei meist noch herrlichem Spätsommerwetter können an etlichen Ständen verschiedenste Weine der Region mit Blick auf den wunderschönen Gardasee verkostet werden. Das Auto sollte man nach einem Besuch definitiv stehen lassen. Das machen wir auch und reisen mit dem Boot an. Es ist wirklich ein sprichwörtlich berauschendes Fest. Wir probieren uns durch die verschiedensten Sorten des Bardolino Rot- oder Roséweins. Ein wahres Genussfest. Unter schattenspendenden Olivenbäumen an der Uferpromenade setzen wir uns auf eine der vielen "Bierbänke" und fühlen und lauschen der Festtagsmusik. Als unser Schiff wieder ablegt sind wir sicher, hier wollen wir wieder hin.


Nur etwas unterhalb Bardolinos nähern wir uns dann Lazise. Alleine eine Tatsache belegt wie sehenswert Lazise ist. Mit unglaublichen 3,5 Millionen Besuchern im Jahr ist Lazise auf Platz zwölf der beliebtesten Reiseziele in ganz Italien. Wie voll es in der 7.000 Seelen Gemeinde in der Hauptsaison wird, könnt ihr euch vorstellen. Daher gilt auch hier, unbedingt die Nebensaison wählen. Dann kann man nämlich den bunten Hafen, die weitläufige Uferpromenade und die idyllischen Gassen auch wirklich genießen. Auch Lazise wird von einem Castello und dessen Turm dominiert. Wir streifen durch die prächtige Altstadt und lassen uns durch die Gassen treiben, ehe wir uns an der Promenade einen Cappuccino mit Seeblick gönnen. Als Rückzugsort haben wir das La Boheme Chambres etwas außerhalb gewählt. Etwa 15 Minuten fußläufig vom Zentrum entfernt, findet man hier ein wahres Idyll aus traumhaften Gärten und einem Pool vor. Moderne Apartments und hervorragendes Essen, auch am Abend im holeigenen Restaurant machen den Aufenthalt perfekt. In der Nebensaison sind die Preise mehr als fair.


Von hier aus brechen wir dann am nächsten Morgen auch zu einer einzigartigen Kirche auf. Etwa 30 Minuten vom See entfernt erwartet und die Madonna della Corona. Aus aktuellem Anlass klingt der Name dieses Baudenkmals vielleicht nicht gerade einladend, aber davon solltet ihr euch nicht abschrecken lassen. Sie ist nämlich die höchstgelegene Wallfahrtskirche Italiens und auf 773 Metern spektakulär in den Fels des Monte Baldo eingebaut. Vom kleinen Ort Spiazzi gelangt man in etwa 20 Minuten über einen kurzen Pilgerweg zu diesem einzigartigen Bauwerk mit tollem Rundblick auf das Etschtal. Wir sind fasziniert von diesem erhabenen Ort. Nun haben wir das Ende des Lago di Garda erreicht.


Hier befindet sich ein weiteres Tourismuszentrum, der romantisch gelegene Ort Sirmione. Am Südufer befinden wir uns nun wieder in der Region Lombardei. Die historische Altstadt des 8.000 Einwohner Ortes liegt auf einer Halbinsel, welche mitten in den See hineinragt. Höhepunkt in dieser so typischen italienischen Altstadt ist sicherlich das imposante Wasserschloss von Sirmione.


Unweit neben Sirmione besuchen wir dann Desenzano del Garda. Mit fast 30.000 Einwohnern liegt sie am südöstlichen Ufer des Sees und ist gleichzeitig die größte Stadt am Lago. Hier treffen wir auf eine reiche Geschichte, welche am besten am Porto Vecchio zu bestaunen ist. Der alte Hafen von Desenzano ist mit einer alten Steinbrücke abgetrennt, entlang des Hafenbeckens erheben sich viele schöne Palazzi, tolle Bars, Cafès und Restaurants. Die Blütezeit des Ortes fand unter venezianischer Herrschaft statt, so erleben wir das Venedig des Gardasees. Man merkt dem Ort durchaus an, dass es hier etwas schicker zugeht.


Nun geht unser Weg zurück am Westufer. Einen Halt legen wir in Salo ein. Mit 10.000 Einwohnern die größte Stadt des Westufers. In Salo geht es gemächlicher zu. Der Ort wird von den Touristen nicht maßlos überrannt. Eine schöner Badestrand, eine herrliche Promenade und viele Geschäfte ziehen auch einheimische Urlauber an. Das Hinterland lädt hier zu ausgiebigen Wanderungen ein. Wer also auf der Suche nach einem Bade oder Wanderurlaub ist, findet hier perfekte Bedingungen und auch gewisse Ruhe in der Hauptsaison.


Nun fahren wir wieder an Limone vorbei und halten als Endpunkt an der Nordspitze des Gardasees. Wir befinden uns in Riva del Garda. Sie liegt in der Region Trentino. Dass die „Hauptstadt“ des nördlichen Gardasees hat für jeden etwas zu bieten hat, merken wir schnell. Die lebhafte Altstadt wirkt mondän und liegt spektakulär von hohen Bergen umgeben. Mit seinen rund 13.000 Einwohnern ist Riva del Garda nach Desenzano der zweitgrößte Ort am See. Erst seit 1919 befindet sich Riva unter italienischer Herrschaft. Zuvor gehörte der Ort lange zu Österreich. Dies ist nachwievor an der Architektur und dem Lebensgefühl. Ein Hauch von Tirol ist zu spüren. Heute ist Riva ein charmanter Kurort. Das milde Klima, tolle Kultur-angebote, viele Sehens-würdigkeiten und Ausflugsziele machen Riva das ganze Jahr über für Alt und Jung interessant. Die imposanten Berge und der naheliegende Kletterort Arco ziehen viele Kletterer an. Surfer und Segler kommen aufgrund der zuverlässigen Winde gerne hier her. Und auch für Sonnenanbeter und Wasserratten hat Riva was zu bieten, so befindet sich hier der schönste und längste Badestrand am Lago.


Den weitläufigen Strände entlang führt uns ein etwa 30 minütiger Spaziergang noch in das Nachbarörtchen Torbole-Nago. Aufgrund der Lage in einem Art natürlichen Windkanal der perfekte Ort für Kitesurfer und Segler. Der einstige Fischerort hat einen romantischen bunten Hafen mit einem pittoresken Zollhäuschen Casetta del Dazio und kleine Gassen, die selbst Johann Wolfgang von Goethe während seiner Italienreise im Jahr 1786 ins Schwärmen brachten. Wer hier ein schickes Hotel zwischen den Orten sucht, macht mit der Villa Franca sicher eine gute Wahl. Mit einer weitläufigen Gartenanlage, einen Indoor und Outdoorpool ein idealer Rückzugsort etwas außerhalb des Trubels. Hier beenden wir dann auch unsere Rundreise am Gardasee und sind immer wieder aufs Neue begeistert und fasziniert was diese Region an Vielfalt zu bieten hat. Und was könnte dieses Kapitel besser beschließen, als ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe aus seiner Italienreise: "Heute abend hätte ich können in Verona sein, aber es lag mir noch eine herrliche Naturwirkung an der Seite, ein köstliches Schauspiel, der Gardasee, den wollte ich nicht versäumen, und bin herrlich für meinen Umweg belohnt."


 
 
 

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