Thomas Gräbel
Straßburg - Die Hauptstadt Europas
Aktualisiert: 21. Apr. 2021
An der Grenze zu Deutschland gelegen, besuchen wir das faszinierende Straßburg und zeigen euch warum sich ein Abstecher hierher aufjedenfall lohnt. Straßbourg, wie die Stadt international genannt wird, liegt unmittelbar hinter der deutschen Grenze im Nordosten Frankreichs und ist die Hauptstadt der Region Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine. Sie ist gleichzeitig auch offizieller Sitz des Europäischen Parlaments. Überhaupt haben sich in der Stadt viele europäischen Institutionen, wie etwa der europäische Gerichtshof für Menschenrechte oder der Europarat, angesiedelt. Daher trägt Straßburg auch den Titel Hauptstadt Europas. Allein diese Tatsache zeigt, dass es sich bei der 280.000 Einwohner Metropole um eine sehenswerte und geschichts-trächtige Stadt handelt. So ist Straßbourg von einer bewegten Vergangenheit geprägt und bietet heute reiche Kulturschätze. Die Architektur verbindet dabei stets deutsche und französische Einflüsse. Oft war die Stadt Mittelpunkt der Spannungen zwischen Deutschen und Franzosen. So verbindet die Stadt verschieden zugehörige Identitäten, welche stets auch zu Freiheitskämpfen führten. Nach dem deutsch-französischen Krieg wurde Straßburg im Jahr 1871 in das neu gegründete Deutsche Reich als Hauptstadt des Reichslandes Elsaß-Lothringen eingegliedert. Während nach dem Ersten Weltkrieg gemäß Versailler Vertrag Straßburg im Jahr 1918 dann wieder Frankreich zugesprochen wurde, geriet es im Zweiten Weltkrieg wieder unter deutsche Besetzung. Im Jahr 1944 wurde die umgekämpfte Stadt dann wieder befreit und schließlich an Frankreich angeschlossen. Heute ist es zum Glück wieder möglich, dass sowohl Franzosen als auch Deutsche in der Stadt friedlich miteinander leben und Touristen aus aller Welt die gemeinsam geschaffene Kultur bestaunen können.
Das heutige Straßbourg eignet sich ideal für einen Städtetrip am Wochenende. Es gibt etliche Sehenswürdigkeiten, alles ist aber fußläufig leicht erreichbar. Die Stadt ist weder zu groß, noch zu klein. Es gibt hier einiges zu erleben, ohne dabei zu überladen zu sein und den ursprünglichen Charme zu verlieren. Wir finden uns schnell zurecht und erkunden die Highlights der Hauptstadt Europas.
Die historische Altstadt wurde von der UNESCO aufgrund der wundervollen Architektur zum Weltkulturerbe erklärt. Sie erhebt sich als Art Insel, umarmt von den Wasserstraßen des Flusses Ill.
Hier befinden sich über 800 denkmalgeschützte Gebäude. Wir sind begeistert von den prächtigen Fachwerkhäusern und den den malerischen Gassen mit Kopfsteinplastern. Viele Geschäfte, Restaurants, Bars und Cafés locken die Besucher an. Natürlich lassen wir uns die typische Elsässer Kulinarik auch nicht entgehen. So genießen wir bei herrlichen Sonnenschein einen köstlichen Elsässer Flammkuchen und lassen die wunderschöne Atmosphäre der Stadt auf uns wirken.
Unweit von hier besuchen wir gestärkt das Wahrzeichen der Stadt, das Liebfrauenmünster von Straßburg. Die gigantische Kathedrale prägt zweifelsohne das ganze Stadtbild und ist bereits von Weitem zu erblicken. Mit sagenhaften 144 Meter Höhe ist die römisch-katholische Kathedrale nicht nur eine der wichtigsten Architekturdenkmäler Europas, sondern auch eine der höchsten Sandsteinbauten der Welt. Von 1167 bis 1439 wurde die Cathedrale Note-Dame, wie sie die Franzosen nennen, aus rosa Vogesensandstein erbaut. Zunächst im romanischen, dann im gotischen Stil. Von 1647 bis ins Jahr 18474 war das Münster sogar höchstes Gebäude der Menschheit und das am höchste errichtete Gebäude im Mittelalter überhaupt. All diese Superlative zeigen die Besonderheit dieses Bauwerks. Das asymmetrische Gebäude besteht nur aus dem gigantischen Nordturm, ein Südturm wurde nie erbaut. Während der Kriege im 20. Jahrhundert wurde das Münster oft in Mitleidenschaft gezogen, die zerstörten Teile jedoch wieder vollständig aufgebaut und restauriert, so dass wir dieses einzigartige Baudenkmal heute noch bestaunen können. Zu den besonderen Highlights im Inneren der Kathedrale gehören die Astronomische Uhr, die imposanten Engelspfeiler und die Schwalbennestorgel. Um einen traumhaften Blick über die Stadt zu genießen, kann man für etwa fünf Euro die 332 Treppen des Nordturmes besteigen. Immer wieder sind wir beeindruckt von dieser ewig währenden Schaffenskraft dieses frühen Zeitalters.
Hier am Münsterplatz vor der Kathedrale spielt sich das städtische Leben ab. Wir bummeln durch die herrliche Umgebung entlang der charmanten Fachwerksbauten und gelangen so
zum bekanntesten Profangebäude der Stadt, das Kammerzellhaus, welches heute ein Restaurant mit typisch Elsässer Spezialitäten beherbergt.
Weiter zieht zum Gutenbergplatz, einem historischen Platz. Zu Ehren des Erfinders des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, wurde eine Statue von ihm auf den Platz errichtet. Er lebte von 1439 bis 1444 in der Stadt und verhalf Straßbourg zu Ruhm und Einfluss, indem sie zum Zentrum der Bücherherstellung wurde. Drucker der Stadt leisteten dabei einen großen Anteil an der Verbreitung der Reformation. Heute biete der großzügige Platz vorallem französisches Flair. Marktstände führen die Besucher mit duftenden Crêpes in Versuchung. Auch wir können hier nicht widerstehen.
Nur etwas weiter von hier gelangen wir zum Rohan Palast. Eines der bedeutendsten Gebäude der Stadt. Der barocke Prachtbau beherbergt seit dem 19. Jahrhundert das Kunstmuseum der Stadt. Das Archäologische Museum befindet sich ebenfalls in dem wunderschönen Bauwerk.
Ganz im Gegensatz zu den historischen Baudenkmälern der Stadt erscheint das Europaviertel in Straßbourg. Der Sitz der wichtigen europäischen Institutionen ist in einer futuristischen Architektur aus viel Glas und Stahl gehalten und bildet einen starken Kontrast zu den malerischen Fachwerkhäusern in der Altstadt. Eine echte Ruheoasen im Grünen finden wir hier aber in der Park Oase Parc de l’Orngerie, einem weitläufigen Park, der geradezu zu einem Päuschen einlädt. Hier genießen wir die herbstliche Stimmung unter goldenen Bäumen und die warmen Sonnenstrahlen. Ein toller Rückzugsort mitten im städtischen Trubel.
Als letztes Highlight besuchen wir das wohl malerischste Viertel der Stadt. Der Name ist hier Programm. Wir befinden uns im Viertel Petite France. Mehr französisches Postkartenmotiv gibt es in Straßburg nicht. Das Viertel entlang der idyllischen Kanäle des Flusses Ill ist überzogen mit romantischen Brücken, bunten alten Fachwerkhäusern entlang des Wassers und verwinkelten Gassen. Das vielleicht bei Touristen beliebteste Eck von Straßbourg hat über die Jahrhunderte eine beachtenswerte Wandlung genommen. So wird es heute auch Gerberviertel genannt, befanden sich hier früher Gerber, die mit Fellen der Tiere arbeiteten, wodurch sich ein beißender Geruch in der Luft hielt. Die Einheimischen mieden diese Gegend gar. Heute sieht es ganz anders aus. Die alten Gerberhäuser bieten tolle Fotomotive und viele Geschäfte, Restaurants und Cafés haben sich an die Ufer des Flusses angesiedelt. Die pittoreske Architektur des Viertels bringt uns zum Staunen.
Zum Abschluss gönnen wir uns nun noch eine Bootsfahrt auf der Ill. Verschiedene Bootsanlegestellen entlang des Flusses führen die Besucher durch die Kanäle der Altstadt bis zum Europaviertel und geben interessante Informationen über die verschiedenen Orte. Vom Boot aus erhalten wir wunderschöne neue Perspektiven auf die Stadt vom Wasser aus. Eine hervorragende Möglichkeit um die Stadt auf bequeme Art und Weise kennenzulernen. Von März bis Ende November fahren die Schiffe. Für 75 Minuten Fahrzeit zahlt man etwa 16 EUR.
Mit diesem schönen Abschluss verlassen wir das traumhafte Straßbourg, dass soviel an Geschichte, Kultur und Kulinarik bietet. Perfekte Voraussetzungen also für euren nächsten Städtetrip. Nicht zuletzt unerwähnt möchten wir lassen, dass Straßburg einen der prächtigsten Weihnachtsmärkte Europas bietet. Wir konnten im Herbst anhand der Vorarbeiten nur erahnen wie schön und romantisch es dann hier in der Hauptstadt Europas wird. Ein Grund wiederzukommen.